Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
der Entfernung. Sie berichten von Kriegern, die in der Nähe lagern. Ab und an sieht man Frostriesen, wie sie die Stadt betreten oder verlassen. Einige der Späher, die sich hineingewagt haben, berichteten von einem gleißenden Licht, andere wiederum kehrten ohne Verstand und Geist zurück. Bis zum heutigen Tage ist alles, was sie gesehen haben, tief in ihnen vergraben.«
»Gleißendes Licht, sabbernde Zwerge«, stöhnte Mogda. »Entweder sieht sie verdammt gut aus, oder sie ist potthässlich. Die alte Frau in Uthna, von der ich Euch berichtet habe, sagte mir, sie sei vor langer Zeit selbst Suul gewesen. Ich denke, Suul ist so etwas wie eine Königin, die nur eine gewisse Zeit regieren kann, und danach wird es jemand anderes.«
Trumbadin grunzte verächtlich. »Vielleicht ist es ein Geist oder Dämon, der sich der Körper junger Mädchen bemächtigt und in ihnen lebt, bis er sich den nächsten Körper holt.
Zuerst gefiel Mogda diese Idee. Einem jungen Mädchen den Schild zu entreißen hörte sich nicht schwer an. Als er jedoch genauer darüber nachdachte und sich vorstellte, welche Magie solch ein Dämon imstande wäre zu benutzen, war er nicht mehr so angetan. Es würde ihm missfallen, eine junge Frau zu töten, egal welches Wesen in ihr hockte. Bitte, Tabal, lass es einen Krieger sein, der mit Axt oder Schwert auf mich losgeht und der blutet, wenn man ihn verletzt, hörte er sich in Gedanken beten.
Hinter dem Marmordenkmal der Zwerge führte die Halle dreihundert Schritt weiter in den Berg hinein. Überall, wo der Boden hochgebrochen war, beäugte Mogda vorsichtig die Tunnel, die in die Tiefe führten. Auch Trumbadin bemerkte die Besorgnis des Ogers.
»Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Die Götterfrost reagieren nur auf große Wärme. Ein einzelnes Wesen strahlt nicht genug Hitze aus, um sie anzulocken.«
Mogda wusste nicht, was ihm weniger gefiel, dass er seine Angst so offen vor sich hertrug oder dass der Zwerg immer eine Antwort zu haben schien, aber nur selten etwas davon preisgab.
Am Ende der Halle führte eine fast sechzig Schritt breite Treppe nach unten und endete vor einem großen Tor mit der Darstellung eines langen Schlittengespanns der Zwerge, gezogen von Eisbären.
Links und rechts neben dem Abstieg führte je eine Treppe in Bogenform nach oben. Vor einer steinernen Tür trafen sie wieder zusammen und bildeten ein breites Podest mit einer niedrigen Balustrade.
Mogda hielt auf die breite Treppe zu, die nach unten führte.
»Sie ist oben im Panthenoptikum«, erklärte Trumbadin.
»Im wo?«, fragte Mogda ungläubig und hoffte, dass der Zwerg eine verständliche und kurze Antwort fand.
»Im Panthenoptikum«, wiederholte Trumbadin. »So nennen wir die gläserne Kuppel über Bleichenstadt. Von dort aus hat man an klaren Tagen einen Blick über unser ganzes Reich, und bei Nacht scheint jeder Stern des Nordhimmels zum Greifen nah.«
Mogda blieb stehen und grübelte einen Moment. Sein Blick wanderte abwechselnd zur breiten Treppe nach unten, dem Aufgang nach oben und wieder zurück. Er hatte vermutet, dass Suul sich in den Königsgemächern aufhielt oder wenigstens im Thronsaal. Sie besaß kein Heer, das sie bei einem Angriff hätte schützen können, nur diese sieben blinden Frostriesen. Es schien ihm wenig sinnvoll, sich hoch oben auf dem Berg hinter einer Glaskuppel zu verschanzen, wo einen jeder sehen konnte. Entweder war sie sich ihrer Sache sicher, oder sie war verrückt. Mogda hoffte auf Letzteres.
»Was ist dort oben noch?«, fragte er.
Trumbadin sah hinauf zu dem steinernen Tor, als ob es ihn plötzlich selbst verwunderte, dass dort oben Zwerge gelebt haben mochten. »Vielleicht hat er gar nichts gegen mich persönlich, sondern nur gegen die Wissenschaft«, sinnierte der Zwerg flüsternd. Dann schreckte er aus seinen Gedanken hoch. »Dort oben, ach ja. Dort befinden sich die Quartiere der Maester und ihre Laboratorien. Dort befanden sie sich jedenfalls einmal«, korrigierte er sich.
Mogda erkannte die Selbstzweifel in Trumbadin. Der Zwerg fühlte sich wie ein Ausgestoßener und versuchte diese Abneigung seines Königs gegen ihn zu ergründen.
»Wisst Ihr, warum die Köche in Tavernen und Gasthäusern immer hinter geschlossenen Türen auf der Rückseite des Tresens zu finden sind und niemals der Koch, sondern immer die vollbusige Schankmagd das Essen bringt?«
Trumbadin zuckte die Schultern. »Nein«, sagte er störrisch. »Hilft uns das irgendwie weiter?«
»Uns
Weitere Kostenlose Bücher