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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Trumbadin seinen steifen Arm hin. Der Zwerg packte mit beiden Händen zu und versuchte wenigstens Mogdas Oberkörper aufzurichten. Doch außer einem leichten Heben und Senken des Brustkorbs ließ er sich nicht bewegen.
    »Ihr habt es gleich«, spornte Mogda den Maester an.
    Trumbadin versuchte es erneut, jedoch mit dem gleichen Resultat. Der Zwerg stellte sich hinter Mogda und versuchte ihn unter den Armen zu packen. Diese Vorgehensweise stellte sich als ähnlich schwierig heraus, da die Arme des Bleichen kaum lang genug waren, um über Mogdas breite Brust zu fassen.
    »Bleibt ruhig liegen«, stöhnte Trumbadin. »Es wird auch gehen, ohne dass Ihr mithelft.«
    Er packte Mogdas Kopf und zerrte daran.
    »Aua«, knurrte Mogda.
    »Psst, Ihr müsste leise sein«, warnte Trumbadin ihn. »Sie ist immer noch dort oben.«
    »Na und, Ihr habt sie doch gesehen - sie ist fett. Wahrscheinlich ist sie genauso beweglich wie ich im Moment. Und selbst wenn sie es schaffen sollte, bis zur Tür zu kommen, was dann? Soll sie warten, bis sie dreihundert Pfund abgenommen hat, damit sie hindurchpasst?«
    »Ihr vergesst, sie ist eine ...«
    »Eine Göttin?«, fiel Mogda dem Zwerg ins Wort. »Eine Königin? Sie ist nichts außer einer Ogerfrau, die denkt, die Erfüllung des Schicksals sei allein ihre Aufgabe. Sie ist fett, sie glaubt, sie ist im Recht, und sie ist der Überzeugung, dass wir ihr nichts anhaben können. Warum, bei den Göttern, sollte sie sich also die Mühe machen, hier herunterzukommen?«
    Trumbadin packte Mogda an dem Leinenhemd und riss daran.
    »Vielleicht kommt sie nur, um uns zu töten.«
    Mogda knurrte abermals verächtlich. »Wenn ich zu jedem hinlaufen sollte, den ich gern töten würde, hätte ich in meinem Leben noch nicht viel gesessen. Sie ist eine Ogerin. Sie wird so lange dort sitzen, bis sie Schwielen am Hintern hat.«
    Der Zwerg riss weiter an Mogda herum, ohne auf die Beschwichtigungen zu hören.
    »Ihr zerreißt mein Hemd«, beschwerte sich Mogda.
    Trumbadin ließ ihn erschöpft los.
    »Ihr seid gefroren wie ein Eiszapfen über zweihundert Stufen in die Tiefe gestürzt und macht Euch Sorgen um ein Hemd!«
    »Mein Hemd«, bestand Mogda. »Mir ist kalt, wenn Ihr jetzt noch anfangt, mich auszuziehen, werde ich bestimmt als Eiszapfen enden.«
    »Wir müssen Euch ins Warme bringen«, erklärte Trumbadin.
    »Ihr seid ein wahrer Gelehrter«, stöhnte Mogda. »Woher habt Ihr nur all die Weisheit? Ich sollte Euch bei mir behalten, damit Ihr auf mein Feuer aufpassen könnt, wenn ich gerade schlafe, mich darauf vorbereite, gleich zu schlafen, oder noch einige Zeit brauche, um von meinem Schlaf richtig zu erwachen. Ihr könntet mir Essen machen oder eine heiße Brühe reichen, damit ich mich nicht erkälte, und mir warme Sachen rauslegen, falls ich irgendwann mein Heim verlassen möchte, um mich etwas Eurer Bemutterung zu entziehen. Ihr seid fürsorglicher als meine wirkliche Mutter. Ihr habt selbst gesehen, wie Ogerfrauen sein können.«
    Trumbadin schien ihn gar nicht zu hören. Er stand mittlerweile breitbeinig über Mogdas Kopf und zeigte auf die Füße des Ogers.
    »Macht das noch mal«, flüsterte er geistesabwesend.
    »Was?«, fragte Mogda.
    »Ihr habt die Zehen bewegt.«
    »Na und«, erwiderte Mogda. »Zehen bewegen ist das Erste, was ein junger Oger so lernt. Gefällt es euch? Dachtet ihr, ich hätte mir bei dem Sturz das Rückgrat gebrochen? Glaubt Ihr in allem Ernst, dann würde ich Euch die ganze Zeit an mir herumreißen lassen? Natürlich kann ich mich noch bewegen, ansonsten hätte ich Euch gebeten, mich den Rest der Treppe auch noch hinunterzurollen. Glaubt Ihr, das Zehenwackeln reicht, um mich die Treppe hinunterzubringen? Ihr hattet doch etwas von einem Höhenzieher erzählt, wenn jetzt nicht eine passende Gelegenheit wäre, ihn zu benutzen - wann dann?«
    Trumbadin schüttelte verdrießlich den Kopf und schlug mit der Faust auf die dunkel gebeizten Eichbohlen. »Nein, das Tor ist massiv und von innen verriegelt, außerdem ...«
    Er schlug erneut dagegen, und knarrend öffnete sich die Zwergentür, die allein dazu diente, nicht immer das große Portal öffnen zu müssen, wenn man ohne irgendwelchen Krimskrams hinein- oder hinausgehen wollte.
    »... außerdem haben sie vergessen, die Wachtüren zu schließen«, bemerkte er fassungslos.
    Er versetzte der Tür einen vorsichtigen Stups mit Zeige- und Mittelfinger, die daraufhin knarrend aufschwang. Dahinter zeigte sich eine schwach beleuchtete Halle, deren

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