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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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zur Tür.
    »Wenn die Sonne aufgeht, könnt Ihr nachkommen«, murmelte er.
    Mogda konnte noch nicht einmal sagen, wie spät es jetzt war, geschweige denn, wann die Sonne aufging, doch er vertraute darauf, dass es noch etwas dauern würde und er die Zeit fand, sich noch weiter auszuruhen. Ohne ein Fenster würde es schwierig werden, den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs zu bestimmen, doch auch hier hoffte er darauf, dass Trumbadin ihn nicht vor unlösbare Aufgaben stellte. Trumbadin stand einen Moment lang bewegungslos im Türrahmen, dann holte er mit einem Arm Schwung und warf den Helm weit in die dunkle Halle. Scheppernd rollte der stählerne Kopfschutz über den Marmorboden. Noch bevor er die Rutschpartie über den glatten Boden beendet hatte, wurde er unter dem dröhnenden Schlag eines Riesenhammers zerquetscht. Der Boden bebte, und aus den Ritzen der Steinplatten in der Decke rieselten Kalk und Sand.
    »Hab ihn«, triumphierte einer der Riesen. »Er wollte genau zwischen meinen Beinen hindurchschlüpfen. Ich glaube, etwas von ihm klebt noch unter meinem Schuh.«
    Schon warf Trumbadin den Beinschutz hinterher. Mogda hörte, wie er schlitternd über den Boden rutschte. Sofort reagierten die Riesen. Ihre Schritte hallten durch den Raum. Wenigstens zwei von ihnen hielten auf den Köder zu. Drei Mal krachten die zermalmenden Waffen zu Boden, bis sie die Beinschiene unter sich begruben.
    »Pass doch auf, wo du hinläufst«, beschwerte sich ein Riese.
    »Der kleine Fellpuschen lief genau in meine Richtung«, hielt ein anderer dagegen. »Du solltest dich lieber um deine eigenen Sachen kümmern, als ständig in meinem Revier zu wildern.«
    »Er ist direkt hier entlanggekommen«, erwiderte der Erste. »Du warst nur wieder so gierig darauf, eine weitere Kerbe in den Hammerstiel zu schnitzen. Für das nächste Mal kannst du dir gleich merken, dass ich sicherlich keinen von ihnen in deine Hände laufen lasse. Also mach dir gar nicht erst die Mühe, in meine Richtung zu sprinten.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du auch den hättest erledigen sollen, der drei Tage lang keine zwei Schritt von dir gestanden und gezittert hat wie Espenlaub. Jeder von uns hat gehört, wie seine Rüstung vor Angst klapperte, doch du warst ja sicher, ihn schon lange erledigt zu haben. Als er vor Schwäche, Durst und Hunger endlich umgekippt ist, hast du getan, als ob es ein neuer war.«
    »War es auch«, bestand der Riese.
    Grollendes Lachen erhob sich in der Halle der Sterne. Trumbadin nutzte seine Chance und schlüpfte durch die Zwergentür. Schon nach wenigen Schritten schluckte ihn die Dunkelheit. Die Riesen schienen gern und lange zu lachen. Als das Gelächter beinah drohte zu verebben, wiederholte einer von ihnen »War es auch« und das Gejohle begann von vorn. Dies wiederholte sich zwei weitere Male, bis plötzlich ein schroffer Ruf für Ruhe sorgte.
    »Ruhe! Hört ihr das auch? Seid still, ihr Dummköpfe!«
    Mit einem Mal erstarben alle Stimmen. In Mogdas Ohren klang immer noch das Lachen der Riesen, doch nach und nach wurde es übertönt von einem monotonen Quietschen. Zuerst dachte Mogda, es sei Vogelgezwitscher, doch dann wurde ihm bewusst, wie absurd diese Idee war. Zu dem Quietschen gesellte sich das Knarren eines Gestänges sowie das Rattern eines Kettenzuges.
    »Von wo kommt das?«, brüllte einer der Riesen.
    »Es ist direkt hinter dir, Bigote.«
    Nein, es muss irgendwo bei Paxtoran sein«, rief ein anderer.
    »Ich glaube, es ist über uns«, schrie ein Dritter.
    Die Geräusche erfüllten die ganze Halle bis in den letzten Winkel. Wie tausend Stimmen quietschten, ratterten und knarrten sie durcheinander. Mogda versuchte auf die Beine zu kommen, und es gelang ihm. Die Kälte wich langsam aus seinem Körper, doch dafür spürte er jetzt die Prellungen und Stauchungen von seinem Sturz. Schwerfällig schaffte er es bis zur Tür und hockte sich vor den fünf Fuß hohen Durchgang. Einer der Riesen stand nur etwa zehn Schritt von ihm entfernt. Seinen Hammer schwang er am ausgestreckten Arm vor sich hin und her, während er den Kopf von einer Seite zur anderen neigte. Seine hellblaue Haut und die langen weißen Haare ließen ihn fast wie einen Geist erscheinen. Eines der beiden gebogenen Hörner, die aus seiner Stirn ragten, war zur Hälfte abgebrochen. Der Riese wirbelte herum und starrte genau in Richtung der Tür. Mogda wollte gerade zurückspringen, als er die dunklen leeren Augenhöhlen des Riesen sah. Er spürt wahrscheinlich nur den

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