Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Wände sowie Decke und Boden schwarz getüncht waren. Ein Schwall warmer Luft ergoss sich in das Treppenhaus. Mogda fühlte, wie die Wärme an seinen Beinen entlangkroch und die eisigen Gelenke zu tauen begannen. Trumbadin schob seinen Kopf vorsichtig am Türrahmen vorbei und wagte den ersten Schritt hinein. Golden leuchteten die Bronzebänder seiner Rüstung, während der Rest mit dem Schwarz der Halle der Sterne verschwamm.
Mogda hörte den Schlag des Hammers, genau wie Trumbadin seinen Luftzug spüren musste. Nur um wenige Fuß verfehlte der steinerne Hammerkopf von der Größe eines zwergischen Bierfasses den Maester. Trumbadin taumelte zurück, stolperte über den niedrigen Absatz und stürzte rücklings zu Boden. Ein zweiter Schlag des Riesenhammers schabte am Tor entlang. Trumbadin krabbelte auf allen vieren zurück in den Flur und legte sich keuchend neben Mogda auf den Boden.
»Was war das?«, flüsterte Mogda dem Zwergenmaester zu.
Der Gelehrte brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen, dann ließ er den Kopf zur Seite fallen und stöhnte.
»Entweder der Pendel einer gigantischen Uhr oder der Hammer eines Frostriesen. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich für Zweiteres entscheiden.«
»Das sind die sieben blinden Riesen, von denen mir König Arbalosch berichtet hat. Sie wachen über Suul«, hauchte Mogda.
»Er hat mich um fast zwei Fuß verfehlt«, stellte Trumbadin fest. »Natürlich ist er blind oder ein hoffnungsloser Fall.«
Mogda spürte, wie das Gefühl in seine Beine zurückkam. Er winkelte sie an und schob sich zurück an die Wand. Auch seine Arme taten langsam ihren Dienst wieder, doch um seine Klinge gegen die Riesen zu schwingen, würde es noch nicht reichen. Ein Fellstiefel und das Bein eines Riesen zeigten sich im Türdurchbruch.
»Was tun sie hier?«, fragte Mogda leise.
»Das, was alle Riesen seit Anbeginn aller Zeiten tun: Sie stehen im Dunkeln, warten darauf, dass ein Zwerg vorbeiläuft, und hauen dann drauf.«
Eine deprimierende Aufgabe«, entschied Mogda.
»Ja, besonders für Zwerge«, erwiderte Trumbadin.
Das Bein verschwand wieder, und Mogda hörte die schwerfälligen Schritte, die durch die Halle führten. Ein unzufriedenes Knurren begleitete den davontrottenden Riesen.
»Was war da, Leconda?«, hörte Mogda die brüllende Stimme eines Frostriesen aus dem hinteren Teil der Halle.
»Irgendeiner von diesen kleinen bärtigen Ungeheuern«, antwortete der Riese. »Ich glaube, ich habe ihn erwischt. Ich habe das Scheppern seiner Rüstung gehört, wie er zu Boden ging. Auf jeden Fall wird er aber so viel Angst bekommen haben, dass er rennt, bis er zurück am Riss ist. Wo kommen diese kleinen Biester nur immer her? Es scheint, als ob sie wie Mäuse unter den Türschwellen hindurchkriechen können.«
»Sie sind viel hässlicher als diese winzigen Nager«, rief ein anderer quer durch die Halle.
Tiefes dumpfes Lachen erfüllte den Raum und schien aus Bleichenstadt hinauszuschallen und über die weite öde Eiswüste getragen zu werden.
»Wir müssen dorthinein«, knurrte Mogda.
Trumbadin stemmte sich hoch, ließ die offen stehende Tür dabei aber keinen Moment aus den Augen. Er lehnte sich gegen Mogda an die Wand und betastete die Stirn des Ogers.
»Gebrochen scheint nichts zu sein«, flüsterte er. »Auch erscheint er mir nicht matschiger als zuvor, was soll also dieses unsägliche Gefasel von: ›Wir müssen da rein‹? Zugegeben, die Frostriesen sind blind, aber ich möchte nicht wissen, wie viele meiner Kameraden umgekommen sind, nur weil ein Riese unbeabsichtigt auf sie getreten ist. Da macht es keinen Unterschied, ob sie sehen können oder nicht. Ein Riesenfuß bleibt ein Riesenfuß, auch wenn oben der Mund offen steht und die Augen geschlossen sind.«
»Trotzdem. Wir müssen da rein«, beharrte Mogda ebenfalls im Flüsterton, obwohl es ihn einige Überwindung kostete, ruhig zu bleiben.
Der Zwergenmaester strich sich über den Bart. Sein Blick wanderte hinein in die Halle und schien nach etwas Ausschau zu halten, was nur er sehen konnte.
»Sie sind blind«, sagte er. »Dann wollen wir mal sehen, was sie tun, wenn ich ihnen einen weiteren ihrer Sinne raube.«
Trumbadin begann die Teile seiner Rüstung zu lösen und vorsichtig auf den Boden zu legen. Unter seiner schwarzen und bronzenen Rüstung trug er eine einfache braune Hose und ein dunkelblaues Hemd. Er griff sich den Helm und eine der Beinschienen, nickte Mogda zuversichtlich zu und schlich hinüber
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