Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
Funkenregen ergoss sich über sie. Zwei Ornate fingen sofort Feuer, und die alten Männer rannten schreiend durcheinander, versuchten die langen dunklen Roben abzustreifen, doch Gnunt ließ ihnen keine Chance. Wie ein Rachegott schlug und trat er auf die Männer ein. Er brauchte keine Waffe, um zu töten. Die Kette hatte ihm damals gute Dienste geleistet, sie würde es auch wieder tun. Vor seinen Augen verschwammen die Gesichter der Hüttenbauer und verformten sich zu den bulligen grünen Köpfen der Orks oder wurden lang und schmal wie die der Trolle. Er tobte, raste und brüllte, während er Männer gegen die Wände warf, ihre Schädel zertrat oder ihnen mit der Kette Arme und Beine ausriss. Erst als kein Schrei, kein Schluchzen oder Stöhnen mehr zu hören war, kam er langsam wieder zu sich. Die Halle war erfüllt von Rauch und Blut - und Stille.
    Haran und Barasch waren verschwunden, aber die Tür zur Gruft stand immer noch offen.
 
    Eine Stunde später hatte Gnunt Osberg durch einen engen Kriechtunnel tief unter der Erde verlassen. Alles, was er zurückließ, waren acht tote Hüttenbauer in der Halle und einen gelb pulsierenden Stein.

40
Sieben blinde Hunde

    Mogda spürte die leichten Schläge. Unaufhörlich tätschelte ihm jemand gegen Wange und Nasenrücken. Die ständige Berührung, denn mehr war es eigentlich nicht, machte ihn langsam wahnsinnig, doch er konnte sich nicht dagegen wehren. Seine Arme und Beine hingen taub und schlaff an seinem Körper, als ob sie gar nicht zu ihm gehörten. Sein Nacken hatte sich so verspannt, dass er glaubte, ihm würde der Hals brechen, wenn er den Kopf zur Seite bewegte. Außerdem war ihm kalt.
    »Mogda, könnt Ihr mich hören?«, flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr. »Wacht auf, wir müssen verschwinden.«
    Die Stimme kam ihm seltsam bekannt vor. Ihr tiefer schroffer Ton passte nicht dazu, geflüstert zu werden, deshalb gingen die Laute in einem heiseren Gurgeln unter.
    »Ihr müsst aufstehen. Ihr seid zu schwer für mich, um Euch zu tragen. Keine zehn von mir würden es schaffen, Euch die Treppe hinunterzubringen. Ihr müsst mir helfen, sonst bin ich gezwungen, Euch zurückzulassen.«
    Mogda fühlte sich wie durchgekaut. Eine riesige Bestie musste ihn verschluckt und wieder ausgespuckt haben. Er war müde und wollte eigentlich nur noch schlafen, doch die Kälte und diese Stimme, die ihm sagte, er sei zu dick, hinderten ihn daran. Somit tat er das Einzige, was ihm übrig blieb - er schlug die Augen auf.
    »Ihr lebt, Nassfal sei Dank«, keuchte Trumbadin.
    »Die Götter schlafen, also sucht Euch jemand anderen, den Ihr mit Euren Lobpreisungen überschütten könnt«, stammelte Mogda.
    Das Sprechen fiel Mogda ungewohnt schwer. Seine Lippen klebten zusammen und fühlten sich taub an. Langsam erinnerte er sich wieder daran, was geschehen war. Suul hatte versucht ihn bei lebendigem Leibe einzufrieren, und er war rückwärts die Treppe hinuntergestürzt. So wie es aussah, lag er immer noch an ihrem Fuße, doch genau vermochte er es noch nicht zu sagen, denn alles, was er sah, war das bärtige und staunende Gesicht von Trumbadin, der auf seiner Brust saß und sich weit über ihn gebeugt hatte.
    Jedenfalls meine Augen kann ich noch bewegen , dachte Mogda. Jetzt brauche ich nur noch jemanden, der mich immer in die richtige Richtung dreht . »Geht runter von mir«, stöhnte er. »oder hat der Sturz meine Arme und Beine so verdreht, dass ich aussehe wie ein Muli?«
    Trumbadin wirkte peinlich berührt. »Ich dachte, ich müsste Euch wiederbeleben und ...«
    »Seid still, Ihr macht es mit jedem Wort nur noch schlimmer«, knurrte Mogda.
    Er hatte eine ungefähre Vorstellung von dem, was der Maester mit wiederbeleben meinte. In den Schlachten hatte er beobachten können, wie Krieger versuchten ihre Kameraden wieder ins Leben zurückzubringen. Der Gedanke daran, aus Tabals Reich herausgerissen zu werden, die Augen aufzuschlagen und die Lippen eines knollennasigen Bärtigen auf den seinen zu spüren, ließ ihn erschaudern.
    »Wenn ich jemals wieder in diese Situation geraten sollte, denkt gar nicht erst daran, es zu versuchen, oder Ihr würdet Euch wünschen, ich wäre auf der anderen Seite geblieben, Herr Zwerg.«
    Trumbadins peinlich berührtem Ausdruck nach hatte er verstanden, was Mogda damit sagen wollte.
    »Wie lange liege ich hier schon?«
    Der Zwerg verzog die Unterlippe. »Ungefähr einen halben Tag.«
    »Helft mir auf«, bat Mogda.
    Zitternd vor Anstrengung, hielt der Oger

Weitere Kostenlose Bücher