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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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hörte er die Stimme des Folterknechtes sagen. »Da hat jemand schon ganze Arbeit geleistet. Die Narben sind alt. Sie müssen ihn fast zu Tode gefoltert haben.«
    »Bringen wir zu Ende, was sie begonnen haben«, erwiderte der andere.
    Gnunt kannte das Geräusch, das ein eiserner Schürhaken machte, wenn man ihn im Feuer drehte. Er würde nicht schreien, diese Genugtuung würde er ihnen nicht gönnen, nahm er sich vor.
    Als der glühende Haken sich in seinen Rücken bohrte, brüllte er. Der Schmerz rief alle Erinnerungen in ihm wach. Seine Folter auf den Gipfeln des Berges, seine Peiniger, Trolle und Orks, die lachten und vor Freude johlten, wenn er sich unter Schmerzen wand. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Er weinte nicht wegen des Schmerzes, er war traurig. In seinem ganzen Leben hatte er nie einen Oger weinen sehen, doch er weinte jetzt schon zum zweiten Mal. Vielleicht gehörte er nicht hierher, vielleicht gehörte er noch nicht einmal zu den Ogern. Tränen waren ein Zeichen der Schwäche. Er war froh, dass Tabal ihn so nicht sehen konnte.
    Das glühende Eisen presste sich in seinen Nacken. Er spürte, wie die Adern in seinem Körper vor Anspannung zu platzen drohten. Die Handfesseln brannten sich in seine Gelenke. Es roch nach verkohltem Fleisch und nach verbrannten Haaren.
    Die Hüttenbauer in diesem Raum waren keine Hüttenbauer. Sie waren Orks und Trolle, die aussahen wie Hüttenbauer.
    Der dampfende Haken presste sich gegen Gnunts Ohr. Er warf seinen Kopf herum, um der Hitze zu entkommen. Sein Blick irrte umher, wieder auf den Friedhof. Wenn er schon sterben musste, wollte er dies mit der Aussicht auf etwas Schönes tun. Doch sein Blick fiel nicht auf die Bäume und Pflanzen oder auf die Vögel und Statuen. Sein Blick fiel auf die beiden Gestalten auf dem Friedhofsweg. Sie standen neben der halb geöffneten Tür einer Gruft. Der eine war ein kräftiger Mann, dem eine Hand fehlte. Seine Haut war braun und faltig und sein Haar grau und mittellang. Der andere war ein - ein dünner Mann. Haran und Barrasch beobachteten ihn. Gnunt konnte ihre Traurigkeit sehen. Wie zwei Geisterwesen zeigten sie auf die geöffnete Gruft.
    »Sieh dir das an. Was ist mit den Ketten los?«, hörte er die entsetzte Stimme des Folterknechts.
    Gnunt hörte das Zischen und Brodeln im Becken. Die Kette löste sich auf - sie schmolz.
    »Das ist kein Eisen, das ist Blei«, keuchte der andere.
    Es war nur ein halbes Kettenglied, das sich verformte und wie der Körper einer Schlange um das glühende Eisen legte. Immer dünner wurde der Strang aus Blei und immer schnelle tropfte das flüssige Metall in die glühenden Kohlen. Es war nur ein halbes Kettenglied, doch das reichte. Gnunt riss an seinen Fesseln. Die heißen Bänder um seine Gelenke bohrten sich schmerzhaft in sein Fleisch. Das halbe Kettenglied bog auf und riss aus seiner Verankerung. Bevor die beiden Folterknechte reagieren konnten, hatte Gnunt dem ersten das kurze Ende der Kette ins Gesicht geschlagen. Blutüberströmt brach der zusammen und riss die Bronzeschale mit sich. Glühende Kohlen und heiße Asche ergossen sich auf den Boden. Der andere Folterer wich in Panik zurück.
    »Wachen«, schrie er. »Die Bestie ist frei!«
    Klirrend zog Gnunt das lange Ende durch die eisernen Ringe des Foltergestells, um die andere Hand und die Füße zu befreien. Hoffend schaute er draußen zu der Gruft. Beinahe wäre er einfach losgerannt und hätte alles hinter sich gelassen, doch dann sah er Haran. Der dünne Mann sprach zu ihm. Gnunt war zu weit entfernt, um die Worte zu verstehen, doch er wusste, was Haran sagte. Er wiederholte die Worte.
    »Wenn du gehft, werden Augen gefloffen sein.«
    Gnunt wandte sich den geschockten Priestern zu. Wie von Angst gelähmt, hockten sie dicht zusammengedrängt um den dunklen ovalen Tisch. Gnunt ließ das lange Ende der Kette durch die Luft peitschen. Die eisernen Glieder schlugen quer über den Tisch und wickelten sich um den Hals eines Mannes. Mit einem Ruck riss Gnunt ihn vom Stuhl und schleifte ihn über den Boden. Mit einem Sprung war er heran und trat dem Mann auf das Rückgrat, das knirschend zerbrach.
    »Hilfe, Wachen!«
    Die Kleriker strömten auseinander und versuchten die Tür zu erreichen. Der Folterknecht riss und zerrte bereits an dem Portal, doch es war verschlossen.
    »Wachen, macht auf! Öffnet die Tür!«
    Doch die Tür öffnete sich nicht, und niemand kam. Gnunt nahm die andere Bronzeschale und schleuderte sie den Priestern entgegen. Ein

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