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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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dieses Wagens, den ihr in Brand gesteckt habt. Ich bin es, deren Heilkräfte ihr in Frage stellt und die ihr der Profitgier anklagt. Ich bin es, die an der Seite der Oger in den Kampf gezogen ist, um Illistantheè zu bekämpfen. Und ich bin es, die euch zeigen wird, dass euer Tun nicht ungestraft bleibt.«
    Cindiels Worte trafen ihr Ziel. Die Empörung stand den drei Klerikern ins Gesicht geschrieben. Untereinander tauschten sie entrüstete Blicke aus und tuschelten. Sie beratschlagten wohl, wie sie dieser Ungeheuerlichkeit entgegentreten konnten. Um einen Gesichtsverlust zu vermeiden, besannen sich die beiden Hohepriester aus Lorast auf das, was sie am besten konnten: Sie schickten Llinus voraus, um sich der Bestie zu stellen.
    Diese ergreifende Selbstopferung zauberte ein Lächeln auf Hagrims Gesicht. Endlich bekam auch mal jemand anderes als er den Zorn der jungen Hexe zu spüren. Es war, als ob man einen Bauern mit einem Brotmesser bewaffnete, um einen Oger zu töten. Zögerlich trat Llinus vor und eröffnete den Kampf mit zitternder Stimme.
    »Ihr seid also Cindiel, die selbsternannte Heilerin hier aus Osberg. Ich entnehme Euren Worten, dass Ihr denkt, im Recht zu sein.«
    »Darauf kannst du wetten, Llinus«, fiel ihm die junge Hexe ins Wort und missachtete absichtlich die Höflichkeitsform, die der Priester ihr hatte zuteil werden lassen. »Dachtest du, die Bürger Osbergs warten, bis ihr Kleriker sie mit euren haltlosen Versprechungen von ihren Krankheiten befreit? Gebt zu, dass ihr die Stimme Prios' nicht mehr hört und eure klerikalen Fähigkeiten vertrocknet sind wie Rosinen.«
    »Sei still, Hexe!«, schrie Llinus. »Deine Worte sind gotteslästerlich. Prios wird dich im ewigen Feuer schmoren lassen. Du und deine Kräuterküche können kein Ersatz sein für die klerikalen Künste, die uns in Lorast gelehrt wurden.«
    »Künste? Dass ich nicht lache. Ihr betreibt seit Jahren nur noch Schwindel und Täuschung. Wie viele Menschen habt ihr mit eurer Magie in letzter Zeit geheilt? Wie viele Taufen hattet ihr in diesem Jahr? Wann habt ihr das letzte Mal die Stimme Prios' empfangen? Ihr seid nunmehr so etwas wie Höflinge ohne die Gunst des Königs.«
    »Schweig still, Weib«, brüllte der Hohepriester hinter Llinus. »Ich werde dir zeigen, wie weit unsere Macht reicht.« Ein gezielter Stoß in den Rücken beförderte Llinus vom Brunnenrand, und der fremde Kleriker nahm seinen Platz ein. Mit großer Gestik formte er eine alte Rune in der Luft und murmelte dazu eine unverständliche Formel.
    Cindiel blieb unbeeindruckt stehen, und auch die Menge regte sich nicht. Mit einem zufriedenen Lächeln senkte der Hohepriester seine Arme und atmete tief ein. Dann visierte er die junge Frau an und blies ihr seinen Atem entgegen. Aus seinem Pusten wurden Luftzüge, die das Haar der Hexe zerzausten. Aus dem anfänglichen Wind wurden Böen, und schließlich schlug den Umstehenden ein richtiger Sturm entgegen. Für die Dauer von wenigen Sekunden mussten die Leute ihre Jacken und Hüte festhalten, damit diese nicht davongeweht wurden. Aber so schnell der Zauber entstanden war, so schnell war er auch wieder vorbei. Cindiel war nicht einen einzigen Schritt zurückgewichen und unterließ es provokativ, ihre am Boden liegende Stola wieder aufzuheben.
    »Der Atem Prios' wird es sein, der dich und andere Zweifler davontreiben wird. Und genauso wird dieser Sturm über die Kreaturen Tabals hereinbrechen und sie ins Meer schleudern, damit sie dort auf den Grund des dunklen Wassers sinken und für immer verschwinden.«
    Hagrim hatte die allgemeine Verwirrung genutzt, um an Cindiel heranzukommen. Sie stand ruhig an ihrem Platz und blickte dem Priester tief in die Augen. Dies war der Augenblick, an dem Hagrim sonst immer Reißaus nahm, wenn er mit der jungen Frau eine Auseinandersetzung hatte. Leider war er momentan nicht in der Lage, den Klerikern irgendwelche Ratschläge zu geben, und selbst wenn dem so gewesen wäre, hätten sie sicherlich nicht auf ihn gehört.
    Zum ersten Mal seit zwei Jahren wünschte sich Cindiel, die Trommelbeeren würden wieder ihre ungeahnten Nebenwirkungen haben.
    »Wie ich sehe, habt ihr es geschafft, mit ein wenig Hokuspokus die Bürger über eure fehlende Macht hinwegzutäuschen. Glaubt ja nicht, dass mich diese Spielchen einschüchtern. Was ihr noch wirken könnt, hatte ich schon zur Perfektion gebracht, da langten meine Hände noch nicht einmal bis auf den Herd meiner Großmutter. Überlegt euch gut, wem ihr

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