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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Trollschamanin, dieses magische Pulver überreicht hatte. Er erinnerte sich noch, wie er mitten im Grindmoor hockte und zusah, wie der Splitter der Götter im braunen Wasser versank. Mogda hatte ihm den Splitter überantwortet und ihn gebeten, einen sicheren Platz für den Born des Naturgottes zu suchen.
    Rator war es egal gewesen, ob der Splitter sicher verborgen war oder nicht, Hauptsache er konnte ihn schnell wieder loswerden. So versenkte er ihn im Grindmoor und wartete auf ein Zeichen der Götter. Die Jahre zuvor hatten ihm klargemacht, dass er kein Händler oder einfacher Minenarbeiter war. Sein Leben wurde bestimmt vom Kampf. Er brauchte das Gefühl, seinen Widersachern überlegen zu sein, sich mit ihnen zu messen, sich ihnen auf dem Schlachtfeld zu stellen und ihre Knochen brechen zu hören. Nicht immer war er den richtigen Herren gefolgt, aber er hatte stets das getan, was er am besten konnte: Kämpfen.
    Nun, nachdem sie Eliah getötet und dessen Vorstoß an die Tafel der Götter vereitelt hatten, umhüllte ihn eine Leere. Eine Zeit war angebrochen, die von einem neuen Weltbild beherrscht wurde. Rator wartete darauf, dass jemand seine Dienste benötigte oder sein Gott Tabal ihm einen neuen Weg wies. Doch nichts tat sich, und seine Gedanken verdunkelten sich. Er fühlte sich schuldig am Tod seines langjährigen Gefährten. Kruzmak war durch seine Hand gestorben, wenn auch ungewollt.
    Die Kriegsoger hatten einst einen Schwur auf Tabal geleistet, niemals das Blut eines Gefährten zu vergießen. Rator hatte nur seinen Gott retten wollen und dabei seinen Schwur gebrochen. Es konnte nicht zu viel verlangt sein bei all den Opfern, welche die Oger erbracht hatten, dass Tabal ihm ein Zeichen gab. Rator wollte gar nicht, dass ihm vergeben wurde, er wollte nur wissen, ob es das alles wert gewesen war und wie es weiterging.
    Ein Jahr lang nach Kruzmaks Tod streifte Rator quer durchs Land. Er suchte nach Antworten, auf die er noch nicht einmal die Fragen wusste. Von Tag zu Tag wuchs seine Verbitterung und seine Wut auf jene, die ihm die Antworten schuldig blieben. Für ihn gab es keinen Pakt mehr. Nicht zwischen Ogern und Menschen, und auch nicht zwischen ihm und seinesgleichen. Orks, Menschen und sogar Oger starben durch seine Hand auf der Suche nach Tabal. Doch keines seiner Opfer konnte ihm seine Schuldgefühle nehmen.
    Hunderte hatte Rator im Laufe seines Lebens schon getötet, und keiner von ihnen war ihm je im Gedächtnis geblieben. Ausgerechnet Kruzmaks Tod - ein Unfall - sollte ihm nun so zu schaffen machen. Die Vorstellung, dass das Schicksal ihn auserkoren hatte, mit dieser Bürde zu leben, wollte und konnte Rator nicht akzeptieren. Er würde seine Hände reinwaschen, und sei es mit Blut.
    Irgendwann stieß er auf die Fährte von Tusfell, der Trollschamanin. Die rätselhafte Alte wusste von Anfang an mehr, als sie preisgeben wollte. Ihr waren die Zusammenhänge der Geschehnisse weit besser bekannt als jedem anderen. Rator war sich sicher, dass sie einige Fäden im Gespinst zog, wenn auch nur dünne. Drei Tage lang folgte Rator Tusfells Fährte, dann endlich hatte er sie eingeholt. Er überwältigte ihren Beschützer Nokrat und zwang die Schamanin, ihm auf der Suche nach Tabal zu helfen. Überaus bereitwillig gab sie ihm einen Beutel, halb gefüllt mit Asche. Sie wies ihn an, jeden Morgen ein wenig davon in den Wind zu streuen und der Richtung, in welche die Asche fortgeweht wurde, bis zum Abend zu folgen. Wenn die letzte Prise verstreut sei, wäre er an dem Platz, an welchem ihm Tabal erscheinen würde. Auf Rators Frage hin, was sich in dem Beutel befände, antwortete sie: »Die Asche von Grind, dem Trollkönig.«
    Rator befürchtete nicht, dass Tusfell ihn belogen hatte. Die Schamanin konnte sich ausmalen, was passierte, wenn Rator von etwas Derartigem Wind bekam. Ihm war nur unwohl bei dem Gedanken, was ihm die Trollschamanin verschwiegen haben mochte.
    Fast ein Jahr lang streute der Kriegsoger jeden Morgen etwas von der Asche in den Wind und folgte den kleinen Staubkörnchen bis zum Einbruch der Nacht. Seine Reise führte ihn quer durch den roten Sumpf, vorbei am Drachenhorst und weiter in nordöstlicher Richtung. Er überquerte Gebirge und folgte der Küste, so weit es ging. Als er dachte, er käme nicht mehr weiter, schickte ihn die Asche am nächsten Morgen in eine andere Richtung. Schließlich überquerte er ein zugefrorenes Meer, und vor zwei Tagen hatte er wieder das Festland betreten. Dies war die

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