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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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erste Siedlung, auf die er in dem fremden Land getroffen war. Von der Asche war nur noch ein kleiner Rest übrig. Mehr als eine oder zwei Wochen konnte seine Reise nicht mehr dauern. Doch wenn er nicht bald etwas zu essen bekam, würde sie früher enden.
    Das Bellen eines Hundes ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Sein Magen verlor keine Zeit, dem kläffenden Vierbeiner lautstark zu antworten. Die Sonne war bereits verschwunden, und die letzten Dorfbewohner schienen sich im Langhaus eingefunden zu haben. Der Eingang war verschlossen worden, und Rator hörte Musik und lautstarkes Grölen zu ihm herüberdriften. Was gab es Besseres als Menschen, die sich hinter dicken Türen verschanzten, die sich sicher fühlten und ihr Vieh unbeaufsichtigt im Dorfinnern zurückließen? Anscheinend gab es in dieser Region keine Oger, oder man wollte Rator mit dieser großzügigen Geste willkommen heißen. Wenn Letzteres zutraf, sollte dies das Land sein, in dem er alt würde - nur nicht ohne ein Fell, das groß genug war, seinen Körper vor der Kälte zu schützen.
    Rator wartete noch einen Augenblick, um sicherzugehen, dass alles ruhig war. Er brauchte nicht zu rennen, geschweige denn auf allen vieren zu kriechen. Unbeobachtet näherte er sich dem Dorf. Die Fensteröffnungen des Langhauses waren durch schwere Holzläden verschlossen worden, und die Wachen hatten peinlichst genau darauf geachtet, dass auch wirklich jeder Bürger anwesend war, bevor sie selbst im Inneren verschwunden waren.
    Rator fühlte sich sicher. So leicht war es bei den Nelborianern nicht, Vieh zu stehlen. Nie konnte man wissen, ob nicht plötzlich ein wild gewordener Bauer mit einer Forke hinter der Hausmauer hervorsprang und mutig seinen Besitz zu schützen versuchte - mutig, aber dumm. Mit etwas Pech gesellten sich dann auch noch Stadtwachen hinzu, die sich selbstlos mit einbrachten. Schon hatte man mehr Ärger am Hals, als einem lieb sein konnte. Aber es waren nicht die Viehdiebstähle selbst, die Rator störten, vielmehr waren es die deprimierenden Kämpfe, die sich daraus ergaben. Noch nie hatte sich ein wirklich ebenbürtiger Gegner gefunden, wenn es darum ging, eine Kuh zurückzufordern. Kämpfe sollten auf dem Schlachtfeld ausgetragen werden, nicht in irgendwelchen Scheunen.
    Rators Plan war ebenso einfach wie verwegen. Das hölzerne Tor, das in den Erdwall eingebaut war, hätte niemals einem Oger standhalten können, doch der Lärm beim Eindringen würde die Hüttenbauer alarmieren. Rator hielt sich seitlich des Tores. Wenn man etwas zu essen stehlen wollte, war es wichtig, vorher seinen Rückweg zu planen. Die wenigsten Bürger sahen einfach nur zu, wie man ihr Hab und Gut verspeiste oder aus dem Dorf trug, deswegen war es besser, sich mit seiner Beute schnell aus dem Staub zu machen.
    Auch bei der Wahl seiner Hauptspeise musste man mit Bedacht vorgehen. Eine Kuh zu töten war einfach. Die Tiere waren dumm. Ihre Neugier schien größer als ihre Angst zu sein. Eine von ihnen zu erledigen fiel genauso leicht, wie einen Baum zu fällen. Wenn man aber das Gefühl kannte, mit einem Baum über der Schulter vor einem Mob aufgeregter Menschen flüchten zu müssen, wusste man, was den Huftieren diese gewisse Selbstsicherheit gab, von einem Oger nicht auf der Stelle getötet zu werden. Außerdem war eine Kuh selbst für einen hungrigen Oger ein etwas größerer Happen, als dieser bewältigen konnte. Am besten war es, zwei Schafe oder Ziegen zu nehmen. Man konnte sie bequem unter die Arme klemmen und dabei immer noch rennen. Eines tötete man in sicherer Entfernung und stillte seinen Hunger, das andere schleppte man noch ein paar Tage mit herum, damit es frisch blieb.
    Rator setzte seinen Fuß auf den künstlich aufgeschütteten Wall. Die angespitzten Pfähle steckten nur lieblos in der Erde. Trotz des hart gefrorenen Bodens reichte ein Tritt des Ogers, damit sie umfielen. Anscheinend waren die Befestigungsanlagen nur so etwas wie ein Stammessymbol, denn einem Angriff hätten sie sicherlich nicht standhalten können. Schnell vergewisserte sich Rator eines Fluchtwegs, bevor er weiter ins Dorf eindrang.
    Die Hütten der Bewohner standen allesamt leer. Wirklich jeder aus der Dorfgemeinschaft hatte sich im Langhaus eingefunden. Die Wohnhäuser unterschieden sich komplett von denen in Nelbor. Wenige Räume, in denen kein Platz verschwendet wurde, sorgten für einen rustikalen Eindruck. Bei den Häusern in Nelbor fragte man sich immer, wozu die vielen

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