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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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nicht einmal eine Schramme auf der Drachenschuppe.
    Mogda stieß dem Mann den Schild entgegen und spürte, wie die Stacheln sich durch Fell und Fleisch bohrten. Zwei weitere Krieger rannte er einfach nieder, sie konnten ihre Waffen nicht mehr rechtzeitig heben, und einem Dritten trennte er mit dem Runenschwert den Arm kurz unterhalb des Ellenbogens ab. Wer sich ihm auch entgegenstellte, er wurde niedergemäht. Eine Klinge traf ihn oberhalb der Hüfte und ein Dolch bohrte sich von hinten in seine Schulter - Mogda spürte die Verletzungen kaum.
    Ein Tonkrug kam auf ihn zugeflogen. Mogda riss den Schild in die Höhe und ließ das Gefäß an der Drachenschuppe zerplatzen. Der gelbe Staub verteilte sich in einer brennenden Wolke über seine Widersacher und setzte Fell, Haar und Haut der umstehenden Barbaren in Flammen.
    Mogda erreichte das Band aus gelbem Qualm und Flammen. Er tauchte darin ein und bahnte sich seinen Weg bis zum Riss. Seine Augen tränten, und die Lungen schmerzten, so beißend war der Gestank. Niemand stellte sich ihm hier entgegen außer der alchemistischen Tinktur der Bleichen. Er spürte, wie sich das gelbe Pulver auf seiner Haut mit dem Schweiß verband und zu einer ätzenden Flüssigkeit wurde, doch er gab nicht auf. Mit einem weiten Sprung über das Meer aus orangenfarbenen und blauen Flammen erreichte er einen der Eissegler. Die weißen Bären stoben wild brüllend auseinander, als er zwischen sie fuhr. Sein Schild brannte immer noch, und von seiner Haut stieg dampfender Qualm auf. Mogda konnte nicht aufhören zu rennen, und so preschte er zwischen seine Kameraden, die kaum weniger in Furcht vor ihm zurückwichen.
    Erst als er den Riss erreicht hatte, kamen seine Beine zur Ruhe. Die tränenden Augen verschleierten seine Sicht, doch er glaubte Bralba zu erkennen, die Eisbrocken auf ihre Feinde niederregnen ließ, und Hagmu, der sich einen Weg zur Kette bahnte und dabei einige der Bleichen unter lauten Protesten beiseitestieß. Mogda drehte sich um zu den Reihen an Feinden, die er zurückgelassen hatte. Keine fünf Schritt vor ihm stand Kapitän Londor, der ihn fassungslos anstarrte, als ob er gerade ein weiteres Schiff von ihm versenkt hätte.
    »Du hast es geschafft«, sagte die Stimme in Mogda mit einem ruhigen, fast gleichgültigen Tonfall.
    Aus den Schlieren von gelbem und schwarzem Qualm löste sich der Schaft eines Speeres. Zuerst befürchtete Mogda, das Wurfgeschoss könnte den Kapitän treffen, doch dann sah er, dass es zu hoch gezielt war. Knirschend bohrte sich der lange bronzene Speer in seine Brust. Nur um zwei Fingerbreit hatte er den Schild verfehlt und ihn auf Höhe des Brustbeins aufgespießt. Die Spitze bohrte sich durch Fleisch und Knochen, bevor sie wippend in seinem Körper stecken blieb. Es war die Waffe eines Frostriesen, erkannte Mogda. Die Wucht, mit der ihn der Speer getroffen hatte, ließ ihn einige Schritte rückwärtswanken. Seine Füße ertasteten den Rand der Klippe, doch sein Körper reagierte nicht. Er spürte keine Schmerzen, aber auch sonst kein Gefühl außer dem, es geschafft zu haben und endlich frei zu sein. Kerzengerade kippte er über den Abhang.
    Im Fallen sah er die Kette hinauf. Er erkannte Hagmu, wie sich der Kriegsoger von einem steinernen Glied zum nächsten hangelte. Ein Zwerg stürzte hinter ihm in die Schlucht und nahm seine Verfolgung in den Tod auf. Einen Herzschlag lang freute sich Mogda darüber, den mühsamen Weg hinunter so einfach und leicht hinter sich zu bringen, doch dann kam die Gewissheit über ihn, zu sterben, wenn er auf die Felsen aufschlug. Der Lichtschein des Risses wurde schmal und lang, bevor er in die Dunkelheit eintauchte. Für einen kurzen Moment dachte er zu spüren, wie seine Knochen barsten, die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde und er zerschmettert am Grunde der tiefen Schlucht lag, doch dies war nur eine Täuschung.
    »Du hast es geschafft«, hörte er die Stimme.
    Dann war sein Sturz beendet, genau wie sein Leben.

42
Die Prophezeiung

    Rator riss mit aller Kraft an der Kette. Klirrend schabte das Metall über die Felsen. Ein Zwerg kam dem Oger entgegengerannt, scherte sich aber nicht um ihn. Mit einem von Furcht gezeichneten Gesicht floh der Bleiche in den Schutz der Höhle, aus der Rator kam. Weitere Zwerge hatten sich im Spalt versammelt. Rator konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen, doch ihre aufgeregten Stimmen und die Verwünschungen, die sie ausstießen, dafür umso besser hören.
    »Rator, letzter Wächter

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