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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Krieger der Nordlande wirken, doch auf den zweiten Blick erkannte man die fehlende Größe und die klobigen Gliedmaßen, die ihn von den Riesen unterschieden. Hagmu stieß mehr beiläufig einige Zwergenkrieger zurück, die versuchten, ihn daran zu hindern, weitere Tonkrüge zu nehmen. Anscheinend war ihnen unwohl bei dem Gedanken, alchemistisches Feuer in den Händen eines tumben Ogers zu sehen. Er hatte keine Mühe, sich den kaum ernst gemeinten Attacken der Bleichen zu erwehren. Die Zwerge achteten viel zu sehr darauf, einen Platz in der Reihe zu ergattern, der ihnen den Abstieg in den Riss garantierte.
    Hagmu hatte zwei weitere Gefäße vom Stapel genommen und warf sie in die Reihen der Feinde. Die Bresche schnitt sich weiter hinein und ließ einen klaffenden Spalt in Richtung Mogda wachsen.
    »Das ist euer Plan?«, stieß Mogda enttäuscht hervor.
    Er wusste noch nicht einmal, zu wem er sprach, doch seine Frage blieb nicht unbeantwortet.
    »Lauf, Mogda. Der Weg wird nicht lange offen bleiben«, sagte die Stimme in seinem Kopf.
    »Das sind die Pläne der Götter!«, fluchte Mogda. »Ich dachte immer, ich wäre der Einzige, der Dummheit als Plan verkaufen kann. Das hat nichts mit einem Plan zu tun, das ist ... Ich verstehe, hättet ihr mir vorher gesagt, worin meine Aufgabe besteht, wäre es mir selbst nicht schwergefallen, mein Ende zu bestimmen. Es ist leicht, die Zukunft vorauszusagen, wenn man den Weg so wählt, dass es nur ein Ende geben kann.«
    »Sie werden dich nicht bemerken, bis du am Riss angekommen bist. Lauf, Mogda, lauf«, befahl die Stimme.
    Er tat, wie ihm die Götter geheißen hatten. Dies war also das Nadelöhr, auf das sie ihn all die Jahre hingedrängt hatten. Entweder starb er hier zusammen mit all seinen Kameraden, ohne das Schicksal zu ändern und damit eine neue Prophezeiung erwachen zu lassen, die jemand anderem aufgebürdet werden würde. Oder er starb, indem er die Prophezeiung erfüllte und darauf hoffen konnte, wenigstens einige seiner Kameraden zu retten.
    Mogdas Haut war von der Kälte gespannt und spröde, doch in seinem Inneren tat sich eine wohlige Wärme auf. Irgendwie war Mogda froh, dass es sich hier und jetzt entscheiden würde, was die Götter für ihn bereithielten. Die Anstrengungen all dieser Jahre, so hoffte er, würden ihm wenigstens einen Platz in Tabals Halle der Krieger einbringen - wenn nicht, würde ihm auch ein Platz in der Küche reichen.
    Er lief und lief, überholte die heranströmenden Barbarenkrieger, die ihn kaum beachteten und nur vereinzelt Verwünschungen hinter ihm herriefen. Erst kurz bevor er auf die dicht gedrängten Reihen der Feinde stieß, zog er das Runenschwert aus der Scheide. Er legte den Schild über den Ellenbogen und sah, wie sich die Stacheln auf der Drachenschuppe aufstellten.
    Keiner der Krieger vor ihm hatte ihm den Blick zugewandt, alle starrten auf den Riss und die Wenigen, die für ihre Sache kämpften. Als Mogda in die Reihen der Feinde eintauchte, bohrte er sich zwischen sie wie ein durchgegangener Stier in eine Herde Schafe. Die Stachel seines Schildes fuhren in die Rücken der Barbaren. Mogda blieb keine Zeit, sich zu vergewissern, ob sie ihm nachstellten oder nicht. Er hielt auf das gelbe Band aus Flammen und Rauch zu, das ihm Hagmu beschert hatte.
    Noch immer flogen Tonkrüge durch die Luft und zerbarsten brennend zwischen den Kriegern. Mogda hielt das Runenschwert seitlich und strich mit der messerscharfen Klinge über die Leiber der in Felle und Stahl gekleideten Barbaren. Die Klinge hatte sich rot gefärbt. Träge und zähflüssig tropfte das Blut der Feinde an ihr entlang und vermischte sich mit dem der nächsten Opfer. Ein Frostriese tauchte vor ihm auf, er stand mit dem Rücken zu ihm. Mogda zog die Klinge über die Innenseite seines Knies und stürmte an ihm vorbei.
    Das Brüllen des Riesen verfolgte ihn, und er hörte die panischen Rufe der Barbaren, wie sie auseinanderströmten, als der Gigant zwischen ihnen zusammenbrach. Das gelbe Band, das die fremden Krieger auseinandertrieb, war keine hundert Schritt mehr entfernt, als sie den Oger das erste Mal wahrnahmen. Einige der Barbaren drehten sich zu ihm, aufgebracht durch das Brüllen des Riesen. Mit glasigen Augen, halb in die Trance ihres Blutrausches versetzt, stellten sie sich ihm entgegen. Dicht aneinandergedrängt, mit erhobenen Waffen versuchten sie seinen Vorsturm zu blocken. Die Klinge einer Axt prallte gegen den Schild, doch das Metall der Waffe hinterließ noch

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