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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Stockwerke und Räume wohl gut waren, wenn doch nur wenige Personen in einem Haus lebten. Auch die Dächer hier waren nicht einfach mit flachen Ziegeln gedeckt. Man hatte Reisig auf ihnen verteilt und danach das Ganze mit Lehmerde verschmiert oder Grassoden darauf gepflanzt. Trotzdem sahen sie stabil aus und Rator schätzte, dass jedes dieser Dächer das Gewicht eines Ogers leicht tragen könnte. Auf Fenster hatten die Bauherren bei den meisten Häusern - anders als beim Langhaus - verzichtet.
    Rator schlich zwischen den hölzernen Gebäuden umher. Irgendwo hier mussten die Menschen ihr Vieh untergebracht haben. An mehreren Holzgestellen hingen gegerbte Felle zum Trocknen, und in einem Unterstand lagen sorgfältig aufgestapelte Heuballen. Leider hatte keines der Felle eine annehmbare Größe. Sie hätten höchstens als Kopfbedeckung getaugt.
    Wenig später zog Rator der Gestank von Viehmist in die Nase. Direkt neben dem Langhaus lag ein Pferch, und hinter dem niedrigen Gatter stand ein halbes Dutzend Schafe. Rator beschlich das Gefühl, dass sie ihn schon gewittert hatten, denn sie wirkten irgendwie verängstigt. Mit hoch erhobenen Köpfen standen sie da, die Hinterteile dicht aneinandergedrängt, und versuchten, einen Platz in der Mitte der kleinen Herde zu ergattern.
    Rator beschloss, zwei der Tiere zu greifen und dann wegzulaufen. Es bestand kein Grund, mehr Unruhe zu stiften als nötig. Er hätte genug Vorräte für die nächste Woche, und die Bauern in diesem Dorf würden den Verlust von zwei Schafen bestimmt verkraften können. Er wollte gerade zur Tat schreiten, da verstummten die Geräusche im Langhaus. Die Musik aus dem Inneren erstarb ebenso wie die Gespräche. Es wurde ruhig. Zu ruhig, um eines der Tiere aus dem Gatter zu zerren. Das panische Blöken eines Schafes konnte üblicherweise genauso viel bewirken wie die alarmierenden Rufe einer Stadtwache.
    So abrupt, wie die Stille gekommen war, endete sie auch wieder. Das helle, metallische Klirren von Waffen hatte nichts gemein mit der Musik von vorher, doch für Rator war es eine Melodie, die er kannte und die ihn lockte. Diese Klänge hatten ihn sein ganzes Leben lang begleitet. Es war die Stimme des Kampfes, des Krieges und des Blutvergießens, von der er angezogen wurde wie von Sirenengesang.
    Rator umrundete den Schafspferch in gebührendem Abstand, um die Schafe nicht unnötig in Aufruhr zu versetzen, und schlich hinüber zum Langhaus. Er hockte sich unter einen der geschlossenen Fensterläden und lauschte den wohl bekannten Lauten. Was mochte dort drinnen vorgehen? Es waren nur zwei Kämpfer, die aufeinander einschlugen, so viel konnte er aus den Geräuschen erschließen. Rator vermochte aus dem Klang von Schwertern, Äxten und Schilden mehr zu erkennen, als die meisten mit ihren Augen wahrnahmen. Er hörte das Klirren von Schwertern, wie sie von Schilden geblockt oder Klinge an Klinge pariert wurden.
    Rator war sich sicher, dass dort ein Bastardschwert aus Bronze und ein normales Breitschwert sowie zwei Buckelschilder zum Einsatz kamen. Die Bewegungen der beiden Krieger waren schnell und leichtfüßig. Sie trugen keine Rüstungen. Mit der Zeit wurden ihre Schläge langsamer und kraftloser. Die Waffen, mit denen sie kämpften, schienen zu schwer und zu unhandlich für die Kämpfenden zu sein. Das Blocken mit den Schilden raubte ihnen die letzte Kraft. Trotzdem würde so bald kein Blut fließen, denn die beiden Krieger kämpften nicht ums Überleben. Sie wollten einander nicht töten, nur wissen, wer der Stärkere war. Es war ein Kräftemessen unter Freunden.
    Rator setzte auf den Krieger mit dem Bronzeschwert. Doch um zu wissen, ob er wirklich richtig getippt hatte, musste er einen Blick durch die Fensterläden riskieren. Wahrscheinlich würde ihm die Sicht ohnehin durch eine gaffende Menge verwehrt bleiben, aber er wollte es zumindest versuchen.
    Behutsam drückte er seinen Daumen unter einen Flügel des Fensterladens und versuchte ihn zu öffnen. Er hatte Glück. Er konnte ihn ein Stück weit aufziehen, bevor ein Haken an der Innenseite das weitere Öffnen verhinderte. Vorsichtig schob Rator seinen Kopf vor den Spalt und blickte in die lang gestreckte Halle. Es waren vor allem Frauen jeglichen Alters, die sich hier versammelt hatten. Die Männer waren eindeutig in der Unterzahl, wobei man auch bei den vorhandenen kaum von Männern sprechen konnte - eher handelte es sich um Kinder und Jugendliche auf dem Weg zum Manne. Genau wie überall in Nelbor

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