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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Was sie diesmal für ihn bereithielt, würde sich zeigen. Vorerst musste er zusehen, dass er schnell vorankam, um den Vorsprung vor seinen Verfolgern auszubauen oder wenigstens zu halten. Jemanden zu verfolgen, wenn man ihn sah, war einfach, doch wenn man nach Spuren suchen musste, kostete es Zeit. Zeit, die Mogda brauchte.
    Das erste Mal seit vielen Monaten zog ihm wieder der faulige Geruch des roten Sumpfes in die Nase. Noch war er nicht nah genug heran, um Einzelheiten des im Tal liegenden Landstrichs zu erkennen, doch es konnte nur noch wenige Stunden dauern, bis er ihn erreichte. Mit weiten Schritten tastete sich Mogda über den losen Untergrund. Er wusste, dass man ihn von den höher gelegenen Bergflanken aus gut sehen konnte, deshalb hielt er auf eine Gruppe Felsen zu, die ihm Schutz vor neugierigen Blicken bieten würde. Nach kurzer Zeit erreichte er sein Ziel und verschwand zwischen den Felsen.
    Schon nach den ersten Schritten wusste Mogda, dass die Wahl seines Versteckes nicht optimal ausgefallen war. Direkt vor ihm lagen zwei Orks auf dem Boden. Einem von ihnen steckte ein Schwert in der Brust, dessen Griff er noch mit den Fingern umklammerte - vermutlich war es sein eigenes. Der andere war gespickt mit Armbrustbolzen. Etwas weiter entfernt lag ein dritter, dem anscheinend die Beine fehlten. Egal wer die Orks überrascht hatte, er musste schnell und kräftig gewesen sein. Nichts deutete auf einen längeren Kampf hin. Der erschossene Ork hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, sein Schwert zu ziehen.
    Mogda legte Usils Leichnam vorsichtig ab. Immer noch eingehüllt in das Bärenfell, lehnte er ihn an die Felsen. Noch bevor er sich den toten Orks zuwenden konnte, um sie zu untersuchen, hörte er ein herablassendes Grunzen in seinem Rücken.
    »Wen haben wir denn da? So weit weg vom Drachenberg, Fettsack? Es ist gefährlich für einen Oger, so ganz allein durch die Berge zu reisen. Die Berge sind die Heimat der Orks, und wer sie überqueren will, sollte besser Wegezoll zahlen.«
    Mogda drehte sich äußerst bedächtig um und achtete darauf, seine Hand nicht auf den Schwertgriff zu legen. Orks waren nicht gerade dafür bekannt, besonnen zu reagieren, besonders nicht im Umgang mit Gegnern, die mindestens viermal so viel wogen wie sie selbst. Mogda war nicht vom Berg heruntergekommen, um hier mit einem Pfeil im Rücken zu enden.
    Er sah in das Gesicht des hämisch grinsenden Orks. Aus Sicherheitsgründen hatte sich dieser oben auf einem Felsen postiert. Vier weitere seiner Kameraden lungerten hinter ihm herum. Zwei von ihnen trugen die typischen Hornbogen der Orks und zielten auf Mogda. Ihre Rüstungen waren bunt zusammengewürfelt, die Waffen schlecht gepflegt und der Rest der Ausrüstung ziemlich heruntergekommen. Dies war einer der Trupps, die das Land durchstreiften auf der Suche nach leichter Beute. Viele der Orks und Trolle hatten sich wieder zu größeren Familienverbänden zusammengetan und lebten an festen Orten. Nur diejenigen, die für die Gemeinschaft keinen sonderlich großen Wert hatten, blieben auf sich allein gestellt, so wie diese Aasgeier.
    Mogda hatte im Laufe der Zeit dazugelernt. Er wusste, dass es nicht sonderlich klug war, gleich draufloszureden. Sein Name und seine Sprachfähigkeit verrieten den anderen schnell, mit wem sie es zu tun hatten. Mit seinem Aussehen allein konnten die Orks hingegen nicht viel anfangen. Für sie sah ein Oger aus wie der andere. Diese Tatsache fand Mogda sehr befremdlich, da Orks anscheinend problemlos ihresgleichen auseinanderhalten konnten, obwohl sie alle aussahen wie Geschwister und dies wahrscheinlich auch waren.
    »Dies nicht sein Wege von Troll«, antwortete Mogda gebrochen, auch wenn es ihm schwerfiel.
    »Nicht ›Wege von Troll‹, du Dummkopf. Wegezoll! Du musst etwas bezahlen, wenn du hier durchwillst. Hast du das verstanden?«
    Mogda trug nichts bei sich, auf das er bedenkenlos hätte verzichten können. Genau genommen hatte er noch nie etwas besessen, was so nutzlos für ihn war, dass er es diesem Gesindel überlassen hätte. Dennoch interessierte er sich brennend dafür, wie weit er die Forderung herunterhandeln konnte. Es war immer gut zu wissen, wie viel das eigene Leben wert war. Mürrisch drehte er sich um und schulterte wieder das Bärenfellpaket. Doch noch bevor er einen Schritt seiner vermeintlichen Rückreise in die Berge antreten konnte, schrie der Ork ihn an, außer sich vor Wut. »Wo willst du hin, Fettsack? Bleib stehen, oder wir

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