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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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verfüttern dich an die Hunde.«
    Mogda drehte sich wieder dem Ork zu und schaute sich suchend um. Zu irgendeiner Zeit musste sich diese Drohung im Kopf des Truppführers festgesetzt haben. Er fand sie sicherlich passend und Angst einflößend, doch zeigte sie bestimmt bessere Wirkung, wenn man tatsächlich Hunde dabeihatte.
    »Gehen woanders«, brummte Mogda. »Nicht haben Sachen für bezahlen Weg.«
    »Zu spät, Fettsack. Du bist schon in unserem Gebiet. Entweder du leerst deine Taschen oder ...«
    Mogda wollte ihn nicht dazu verleiten, seine lächerliche Drohung ein zweites Mal auszusprechen. Er zog das zerrissene Innenfutter seiner Hosentasche heraus und ließ es demonstrativ baumeln.
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist«, fauchte der Ork ihn an.
    Nur zu gern hätte Mogda der Forderung entsprochen, doch momentan war es besser, seine Identität und sein Reiseziel für sich zu behalten. Seine Verfolger würden sich keine Gelegenheit entgehen lassen, an das Runenschwert zu gelangen. Würden sie einen von den Orks in die Finger kriegen, hätten sie keine Probleme, ihm alle Informationen zu entlocken. Allein für die Andeutung der Möglichkeit, ihn wieder laufen zu lassen, würde jedes Grünblut seinen eigenen Stamm verraten. Mogda sah nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Orks machten sich noch ein wenig lustig über ihn und ließen ihn dann laufen, oder er machte sich noch ein wenig lustig über sie und tötete dann alle. Die fünf besaßen nicht genug Courage, um sein Schwert als Wegepreis zu fordern. Sie wussten, das würde zum Kampf führen. Somit blieb bloß das Bärenfell und sein Inhalt.
    »Fell gut für schlafen auf Erde. Viele Jahre gute Dienst. Fell riechen nach Heimat«, sagte Mogda und klopfte dabei den Staub aus der Rolle. Er hoffte, dass würde die Kerle ein wenig abschrecken.
    »Was hast du darin eingewickelt?«, fragte der Anführer.
    Mogdas Plan schien nicht aufzugehen. Wenn sie Usils Leichnam entdeckten, würde das nicht nur eine Menge Fragen aufwerfen, sie würden den Alten auch plündern wollen. Bei Orks bekam das Wort Plünderung eine ganz neue Bedeutung. Sie begnügten sich nicht damit, alle Taschen eines Toten nach Wertsachen zu durchsuchen, sie nahmen ihm Schuhe, Kleidung, kurz, das gesamte Hab und Gut ab, erst dann waren sie in der Regel zufrieden gestellt. Und war dem nicht so, schnitten sie dem Toten zudem noch die Ohren oder auch ein oder zwei Finger ab, um sie mit Stolz an einer Kette um den Hals zu tragen.
    »Ist Dörrfleisch und Wasser für Weg zurück.«
    Der Orkchef musterte Mogda. Er schien nicht glauben zu wollen, was ihm der Oger erzählte. Andererseits wog er vermutlich auch ab, dass es nicht ganz ungefährlich war, jemanden Lügen zu strafen, der einem das Fleisch von den Knochen nagen konnte, ohne dabei satt zu werden. Die Augen des Grünblutes verengten sich. Beherzt schlug er sich mit dem Knauf seines Schwertes gegen den Brustpanzer, wohl als Signal für seine Kameraden, dass es nun ernst wurde, denn die Haltung der vier straffte sich.
    Der Anführer sprang von seinem Felsen herunter und trat Mogda mit verunsicherter Miene entgegen. Die beiden Bogenschützen im Hintergrund konnten ihm kaum Sicherheit verleihen, denn ebenso wie Mogda wussten die Orks natürlich auch, dass ein Oger nur schwer mit Pfeil und Bogen niederzustrecken war. Und der Anführer wäre der Erste, der starb, wenn die Schüsse nicht saßen. Zudem war es genauso riskant wie dumm, sich darauf zu verlassen, dass seine Kameraden ihm zur Hilfe eilen würden, wenn es hart auf hart ging. Wahrscheinlich waren sie schon außer Sicht und stritten sich um seine Nachfolge, wenn er blutig zu Boden fiel.
    »Zeig her, was du hast«, knurrte der Anführer. Auf seine geschmacklosen Titulierungen verzichtete er diesmal. Das war auch besser so, dachte sich Mogda, denn schließlich befand sich der Ork in Armreichweite.
    Mogda stand regungslos vor dem Ork und schaute auf diesen hinunter. Mit seinem Blick wollte er sagen: Komm näher, und du stirbst. Fass mich an, und du stirbst. Bedrohe mich, und du stirbst. Im Grunde genommen ist es egal, was du tust, du stirbst so oder so.
    Der Orkanführer fuchtelte mit seinem Schwert herum. Nicht so, dass es einer Bedrohung oder geschweige denn einem Angriff gleichkam, aber so, dass man wusste, er besaß ein Schwert. Mogda fand das Rumgehampel des Orks enervierend. Langsam zählte er in Gedanken rückwärts.
    Es war ebenso komisch wie traurig mit anzusehen, was aus den einstigen

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