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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Kriegsschergen Tabals geworden war. Ohne eine Peitsche im Rücken, die sie auf die Schlachtfelder trieb, waren sie nichts anderes als Bettler und Plünderer, die nur in der größten Not so etwas wie Mut hervorbrachten. Die Spitze des gekrümmten Orkschwertes kreiste nun in enger werdenden Bahnen um Mogdas Bauch - jedoch immer noch, ohne gefährlich zu wirken.
    Mogda war mit dem Zählen bei zwei angekommen, als jemand den Ork zurückpfiff. Von der Stimme in seinem Rücken ging mehr Bedrohlichkeit aus als von dem Schwert vor seinem Bauch.
    »Lass ihn in Ruhe, Grunthnak. Du wärest nicht der Erste, der durch das Runenschwert der Ettins gerichtet wird. Und du würdest auch nicht der Letzte sein, der sich durch Mogdas spitze Zunge zu einer Dummheit hinreißen ließe.«
    Mogda brauchte sich nicht umzudrehen. Er kannte die Stimme. Obwohl er sie nur wenige Male gehört hatte, war sie ihm wie ins Gedächtnis eingebrannt.
    »Wie ich sehe, spielst du immer noch den Beschützer. Weiß Tusfell, mit wem du dich hier herumtreibst, Nokrat?«, fragte Mogda und drehte sich um.
    Grunthnak, wie der Troll ihn genannt hatte, kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ob es nun daran lag, dass Nokrat und Mogda sich kannten, ein Oger der Sprache mächtig oder Mogda einfach Mogda war, ließ sein Gesichtsausdruck nicht erkennen. Auf jeden Fall hatte er aufgehört, mit seinem Schwert herumzufuchteln.
    In Mogdas Erinnerung war Nokrat schon damals eine Ausgeburt an Kraft gewesen, doch das erneute Zusammentreffen mit dem Beschützertroll ließ das Bild in seiner Erinnerung als farblosen Schatten erscheinen. Bei jeder Bewegung des Trolls sah man das Spiel der Muskeln unter dem lichten Fell. Straff gespannte Lederbänder an den überlangen Armen und Beinen formten seinen Körper zusätzlich und drohten, unter der Anspannung zu zerreißen. Ein Lederpanzer schützte seine Brust, und an seinen Gelenken sowie auf der Schulter waren Metalldornen angebracht. Seine donnernde Stimme unterstrich sein bedrohliches Äußeres zusätzlich. Gelbe Augen funkelten den Oger an.
    »Tusfell hat mich aus ihren Diensten entlassen. Vor etwas über einem Jahr traf sie sich mit einem Kriegsoger. Sie übergab ihm einen kleinen Beutel. Als er wieder verschwunden war, sagte sie mir, dass ihre Aufgabe erfüllt und ich frei sei.«
    Mogda war die Trollschamanin schon damals merkwürdig vorgekommen. Sie erweckte stets den Anschein, mehr zu wissen, als sie erzählte. Die düstersten Prophezeiungen schienen ihr kein Rätsel aufzugeben, und das Wissen über die Götter war ihr niemals fremd. Nun sollte sie plötzlich in der größten Not alle ihre Aufgaben als getan ansehen? Das konnte nicht sein. Mogda jedoch interessierte eine andere Frage viel brennender.
    »Wer war der Kriegsoger, mit dem sich Tusfell getroffen hat?«
    »Es war Rator.«
    Die Antwort verblüffte Mogda nicht unbedingt, doch leider warf sie mehr neue Fragen auf, als ihm lieb war.
    »Weißt du, was in dem Beutel war oder wohin Rator damit gegangen ist?«, fragte er.
    Nokrat schüttelte den Kopf. Plötzlich sprang er mit einem Satz zwischen Mogda und den Orkanführer. Seine Klaue packte das Orkschwert an der scharfkantigen Klinge. Grunthnak ließ den Troll gewähren. Scheinbar wagte er nicht, diesem die Waffe wieder zu entreißen.
    »Was ist hier passiert?«, grollte Nokrat. »Wer hat die drei da getötet?«
    Grunthnak blickte auf die toten Orks herab, als ob er sie zum ersten Mal sah. Seine Augen verengten sich, und ungewollt stieß er einige Knurrlaute aus.
    »Sie haben nicht aufgepasst«, zischte er. »Sie haben sich nicht an meine Anweisungen gehalten. Ich habe sie auf Erkundung geschickt. Die drei hätten auf das hören sollen, was ich ihnen gesagt habe. Sie sollten sofort zurückkommen. Selbst Schuld, wenn sie meine Befehle missachten. Wir haben sie auch erst gerade gefunden. Als wir ankamen, stand dieser Oger über sie gebeugt. Wahrscheinlich hat er sie umgebracht.«
    Mogda hatte keine Gelegenheit, sich gegen die Vorwürfe zu wehren. Das brauchte er auch nicht, denn Nokrat durchschaute die Lügen von Grunthnak sofort. Blitzschnell packte der Troll den Orkanführer am Hals und hob ihn in die Höhe. Wie ein erlegtes Stück Wild ließ dieser die Prozedur des Trolls über sich ergehen. Nokrat bog den Körper des Orks hin und her und schnüffelte dabei an ihm herum, als ob er Witterung nach etwas aufnehmen wollte. Dann ließ er ihn urplötzlich fallen. Noch bevor Grunthnak sich wieder aufrappeln konnte, setzte

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