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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Beweis gestellt.
    Verschwommen sah Mogda jemanden mit einem Messer auf sich zukommen. Mogdas Gesicht brannte, die Augen tränten, und sein Daumen pulsierte schmerzhaft - wie sollte es also noch schlimmer werden? Er wartete ab, was passierte. Zu seiner Erleichterung hörte er Cindiels Stimme: »Ganz ruhig, das haben wir gleich.«
    Mit dem Dolch schnitt sie ihn aus dem Türrahmen los. Mogda fiel nach vorn über und wälzte sich auf dem Boden.
    »Wie bekomme ich dieses verdammte Zeug wieder von meinem Gesicht runter?«, fluchte er.
    »Es sind nur Spinnenweben«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Wenn du daran zerrst, verstrickst du dich nur immer weiter in ihnen. Am besten man löst sie Stück für Stück mit etwas Fett.«
    »Ich werde ruhig bleiben, wenn du diesem alten Trottel dort drüben sagst, dass er nicht weiter mit seiner Schaufel in mein Gesicht schlagen soll.«
    »Ach, das war dein Gesicht«, spottete Hagrim. »Ich dachte, es war ein riesengroßer Hintern.«
    »Sieh dir den Stiel ruhig noch einmal gut an, er wird nämlich dein neues Rückgrat sein, wenn ich hier herauskomme«, drohte Mogda ihm.
    »Beruhigt euch, ihr beiden Streithähne«, ging Cindiel dazwischen. »Wir haben schon genug Arger. Wir müssen uns nicht noch untereinander bekriegen.«
    Gnunt schob seinen Kopf durch die Tür. »Mogda wollen überrafchen. Hefe auf Ofberg fich freuen?«
 
    Von Freude hatte man nicht viel gespürt. Die beiden Oger hatten sich ohne weitere Worte in die Scheune zurückgezogen. Der turbulente Empfang hatte Mogda jede Art von Wiedersehensfreude geraubt. Missmutig zerkleinerte er einen alten Karren zu Feuerholz.
    »Jedes Mal, wenn ich diesen dämlichen Wald betrete, läuft alles schief«, jammerte er. »Alles, was ich wollte, ist einen alten Freund nach Hause bringen. Und was ist der Dank dafür? Man schlägt mir eine Schaufel ins Gesicht und verklebt mich mit diesem albernen Netz.«
    Wie auf Kommando blieben einige Holzsplitter an seiner Hand kleben. Er versuchte, sie durch Schütteln abzubekommen, doch es war zwecklos. Je mehr er um sich schlug, desto schlimmer wurde es. Mogda geriet in Wut. Er fluchte und schimpfte, trat mit dem Fuß gegen einen Stützbalken und stampfte auf der Erde auf. Durch die Ritzen zwischen den losen Brettern im Heuschober über ihm rieselte Stroh herab und blieb ebenso an ihm hängen. Gesicht und Hände waren bereits übersät mit Holzspänen, Stroh, kleinen Kieseln und Dreck.
    Mogda gab auf und setzte sich zu seinem Kameraden ans Feuer. Liebend gerne hätte er Gnunt die Schuld an allem gegeben, doch ihm fehlten die Argumente. Gnunt saß währenddessen da und versuchte, seinen Blick von Mogdas durchdringender Miene fernzuhalten. Der Hüne lenkte sich dadurch ab, dass er einen Zeigefinger tief in eines seiner Nasenlöcher bohrte und die Augen weit nach oben verdrehte. Irgendwann trafen sich dann doch ihre Blicke, aber Mogda verlor kein einziges Wort, sondern starrte Gnunt nur böse an.
    »Fallen ab, wenn trocken«, sagte Gnunt verlegen, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
    Genau in diesem Augenblick öffnete sich knarrend die Tür zur Scheune, und die Gesichter von Cindiel und Hagrim zeigten sich in dem schmalen Spalt.
    »Haut ab, wir brauchen eure Hilfe nicht«, brüllte Mogda.
    »Das weiß ich«, sagte Cindiel mit sanfter Stimme, »dennoch biete ich sie dir gerne an. Vielleicht beruhigst du dich ja wieder, wenn ich dich von den Auswirkungen meines Zaubers befreit habe. Wobei ich aber betonen möchte, dass das meiste, was in deinem Gesicht hängt, gar nicht von diesem stammt.«
    Mogda drehte sich störrisch weg. Er hörte, wie die beiden Menschen hereinkamen und das Tor zur Scheune wieder geschlossen wurde. Cindiel stellte einen Eimer, halb gefüllt mit ranzigem Fett, vor Mogda ab. Er konnte sich vorstellen, was sie damit vorhatte, und genau das behagte ihm nicht.
    »Es ist altes Gänsefett«, erklärte sie. »Wir haben es in Usils Speisekammer gefunden.«
    »Ja genau, altes Gänsefett«, brummte Mogda. »Und es gibt auch einen Grund dafür, dass es noch niemand mitgenommen hat. Es stinkt abartig und sieht noch schlimmer aus. Alles, was man damit machen kann, ist, Geschichtenerzähler darin zu ersäufen.«
    Hagrim hatte gegenüber von Mogda, und in gebührendem Abstand zu diesem, Platz genommen. Fasziniert betrachtete er das Gesicht des Ogers. Mit einer Hand tippte er sich immer wieder gegen die Wange und wollte anscheinend etwas sagen, doch Mogda kam ihm zuvor.
    »Was ist?«, fuhr er

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