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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sorgen. Wenn es niemanden gibt, vor dem man Angst hat, braucht man auch keinen Beschützer. Du hast gesehen, dass die Götter nur existieren können, wenn sie auch einen Gegenpol haben. Genauso verhält es sich auch mit Furcht und Trost. Das Böse muss existieren, damit die Kleriker des Prios einen Grund haben, ihren Segen zu verteilen. Gerade jetzt, wo die Götter uns anscheinend verlassen haben, muss der Tempel zur Jagd auf das Böse aufrufen, sonst verschwinden die Priesterschaften am Ende genauso wie ihre Schöpfer.«
    Bis jetzt hatte Mogda immer geglaubt, der Krieg zwischen den Hüttenbauern und seinesgleichen drehte sich um Besitzansprüche. Jede der Parteien wollte etwas haben, was die andere besaß. Entweder ging es um Ländereien, Wegerechte oder Nahrungsquellen. Die Kinder Tabals erhofften sich Beute und einen Erhalt ihrer Rassen. Die Hüttenbauer führten Krieg, um ihr Eigentum zu schützen.
    Doch wenn es stimmte, was Hagrim erzählte, wurden diese Kriege geführt, weil sie geführt werden mussten. Das Gute, als das sich die Menschen bezeichneten, kam ohne das Böse, die Kreaturen Tabals, nicht aus, und ihr Hass aufeinander sicherte den Fortbestand eines jeden Volkes. Wenn das nicht absurd war. Dennoch, konnte es vielleicht sein, dass die ewige Schlacht, von der Rator immer gesprochen hatte, gar kein einzelner Krieg war, sondern die immer fortwährenden Gegensätze der beiden Götter und ihrer Kinder? Wenn das alles wahr war, hatte Mogda all die Jahre für etwas gekämpft, das ihren eigenen Untergang zur Folge hätte. Das Amulett, das ihn intelligent gemacht hatte, der Aufstand gegen ihre alten Meister und der Kampf gegen Illistantheè - waren das alles nur Trugbilder und Fehldeutungen, die eigentlich auf etwas anderes verwiesen? Aber auf was?
    Niemand sprach, alle waren in Gedanken versunken und suchten nach Antworten. Nur Gnunt reichte es, weniger nach Antworten zu fischen als vielmehr nach Essensresten zwischen seinen Zähnen.
    Mogda sah den einfältig wirkenden Koloss an. Gnunt erwiderte den Blick mit einem kurzen Lächeln, bei dem er aber die Finger nicht aus seinem Mund nahm. War Gnunt zufrieden, oder was verlangte er von seinem Leben? Mogdas Freund war einer der wenigen, die mit dem zufrieden schienen, was ihnen das Schicksal bereithielt. Er stellte keine Fragen oder versuchte, dem Leben, das er führte, zu entkommen. Er nahm es so, wie es sich ergab. Oder wusste Gnunt etwas, was Mogda nicht wusste?
    Mogda tastete nach dem Beutel an seiner Seite. Er hatte den schwarzen Splitter in ein Leinentuch gewickelt und an seinen Gürtel gehängt. Seine andere Hand glitt wie von selbst über die Scheide des Runenschwertes. Mogda zuckte zusammen, als er bemerkte, wie die zwei Gegenstände seine Bewegungen lenkten und versuchten, ihn in Bann zu ziehen.
    Waren sie es, um die es ging, um die es all die Jahre gegangen war? Die Artefakte eines Gottes, der diese Welt verlassen hatte - magischer Firlefanz, mit dem die Oger all die Jahre von den Meistern zum Narren gehalten worden waren. Konnte es sein, dass seine Aufgabe darin bestand, diese Teile zusammenzusammeln? Die Wahrheit würde sich erst zeigen, wenn er sie tatsächlich alle gefunden hatte.
    »Eine Armee aus Bauern und altersschwachen Priestern, die ihrer magischen Fähigkeiten beraubt sind«, brummte Mogda. »Was hoffen sie zu finden außer dem Tod und einem Paradies, das keines mehr ist?«
    Er stand auf und griff sich die Schaufel. Die anderen schauten ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte.
    »Es sind vielleicht nur Bauern und Priester ohne ihren klerikalen Segen, doch sie sind gut organisiert«, warnte Cindiel. »Einige der Priester verfügen mittlerweile über arkane Zauber, und ihre Anhängerschaft wird von Tag zu Tag größer. Unterschätze nicht die Macht des Glaubens.«
    »Arkane Zauber«, spottete Mogda. »Klebrige Spinnennetze und grelles Licht. Wenn das alles ist, was sie zu bieten haben, wird es bald still sein in den Tempeln des Prios.«
    »Was hast du vor?«
    Mogda hielt die Schaufel hoch. »Das, wofür ich hergekommen bin. Ich grabe ein Loch für Usil. Und so wie es aussieht, ist es besser, wenn ich ein wenig Übung darin bekomme, denn es wird viele Löcher zu graben geben.« Dann verließ er die Scheune. Die anderen sahen ihm schweigend nach.
 
    Die Nacht hatte Schnee und Kälte über das Land gebracht. Es war noch zu früh für den Wintereinbruch. Die Bäume trugen noch Blätter, und von den Feldern hatten die Bauern des Landes die

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