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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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fertig abtrocknete und sich ein Höschen anzog. Es war schwarz, und es war ganz schön knapp.
    Harry kam sich vor, als würde er der Venus von Milo beim Ankleiden zusehen. Kein übler Zeitvertreib.
    »Mist«, fluchte Kayla, während sie mit einem Bein in der Uniformhose im Zimmer herumtanzte. Schließlich fand sie ihr Gleichgewicht und zog sich die Hose hoch, dann streifte sie sich eine Bluse über den BH. Sie setzte sich auf die Bettkante und zog sich im Licht der Badezimmerlampe Socken und Schuhe an. Harry küsste ihr den Hals.
    »Hör auf, sonst komm ich zu spät zur Arbeit.«
    Er ließ von ihr ab.
    »Na ja, du kannst vielleicht ein bisschen weitermachen, während ich mir die Schuhe zubinde.«
    Das tat er.
    »Verdammt, wo hab ich meine Pistole gelassen? Tut mir leid, ich muss das große Licht anmachen.«
    Sie schaltete die Deckenlampe ein. Ihre Pistole und das Holster lagen auf einem Stuhl. Harrys Blick fiel auf einen Bilderrahmen auf dem Nachttisch. Er hatte das Foto im Dunkeln bereits bemerkt, aber nichts erkennen können, und in dem Moment hatte es ihn auch nicht interessiert. Im hellen Licht sah er, dass es sich um das Originalbild zu dem Foto in der Zeitung handelte, das er gesehen hatte, als Kayla bei der städtischen Polizei angefangen hatte. Dies war eine schärfere Version mit einem größeren Bildausschnitt. Man sah, dass links und rechts auf dem Foto noch mehr Leute standen – andere Polizisten, die der Zeremonie beiwohnten.
    Harry kletterte rasch aus dem Bett, schnappte sich das Bild und sah es sich genauer an.
    »Kayla?«
    Kayla, die sich gerade ihren Dienstgürtel umschnallte, schaute auf.
    »Dieser Mann hier«, sagte Harry. »In der Ecke auf dem Bild.«
    »Was?«
    »Dieser Kerl hier, wer ist das?«
    Kayla schaute ihm über die Schulter. Es war ein großer, breit gebauter, grauhaariger Mann. Er sah aus wie der typische Großvater, mit dem man zum ersten Mal ins Kino durfte, der einem vielleicht ein Eis spendierte und ein paar Dollar zusteckte. Er betrachtete das Procedere von der Seite und sah dabei sehr großväterlich und stolz aus.
    »Das ist der Chief.«
    »Der Polizeichef?«, fragte Harry.
    »Ja. – Was ist denn, Harry?«
    »Ach du Scheiße«, sagte er. »Das ist der Kerl! Der bei deinem Vater in der Werkstatt war, und auch auf dem Hügel, wo er die Frau vergewaltigt hat. Zusammen mit deinem Vater und dem Typen mit der Pistole.«
    Kayla setzte sich auf die Bettkante und betrachtete das Foto.
    »Der Chief? Er und mein Dad standen sich sehr nahe.«
    »Das ist er, Kayla.«
    »Er hat mir dabei geholfen, in die Polizeiakademie zu kommen.«
    »Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen.«
    »Wenn er all das getan hat, was du sagst, dann scheint er kein besonders ausgeprägtes Gewissen zu haben.«
    »Da muss ich dir recht geben.«
    »Großer Gott. Nicht der Chief! Könntest du dich vielleicht irren?«
    »Soviel ich weiß, könnte ich auch einen Tumor haben.«
    »Du hast keinen Tumor.«
    Kayla saß einige Minuten lang schweigend da, und Harry sagte ebenfalls nichts. Ein bisher perfekter Tag war jetzt mit Scheiße besprenkelt.
    »Also gut«, sagte Kayla schließlich. »Ich hab da schon die eine oder andere Idee. Ich werde selbst ein paar Ermittlungen anstellen, zum Beispiel zu diesem Pärchen in dem Auto. Dann schaue ich mir noch mal mit neuem Blick den Mord an meinem Dad an, mit allem, was ich jetzt von dir weiß. Kannst du morgen früh zu mir kommen, wenn meine Schicht zu Ende ist?«
    »Ich hab erst Uni und muss dann arbeiten. Kannst du mich gegen Mittag anrufen?«
    Kayla nickte, dann lief ein Zittern durch ihren Körper.
    »Scheiße. Der Chief. Er hat meinen Vater ermordet. Dieses verlogene, heuchlerische Arschloch.«
    »Du machst doch keine Dummheiten, oder?«, fragte Harry. »Ich weiß ja, wie heißblütig du bist.«
    »Am liebsten würde ich ihn erschießen.«
    »Dein erster Ansatz war besser. Niemand wird einem Verrückten glauben, der Bilder in Geräuschen sieht, nicht ohne Beweise. Du machst die Polizeiarbeit, und ich helfe dir, so gut ich kann.«
    Kayla nickte.
    »Versprochen?«, fragte Harry.
    Sie streckte ihm die Hand hin. »Versprochen.«

Kapitel 52
    Als Harry das obere Ende der Treppe erreichte und vor seine Wohnungstür trat, stellte er fest, dass sie offen stand. Hatte er sie offen gelassen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Das sah ihm gar nicht ähnlich, aber bei allem, was ihm so durch den Kopf ging, machte sein Gehirn schon manchmal blau.
    Vorsichtig betrat er seine Wohnung,

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