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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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jemandem wehtust, den du gernhast?«
    »Darauf gibt es viele Antworten. Aber wenn du mich ausdrücklich fragst, was ich an deiner Stelle und mit deinem Wissen machen würde, wenn ich mit einem Mädchen wie Kayla zusammen wäre …«
    »Wir sind nur Freunde.«
    »Also gut. Befreundet wäre. Und wenn sie mir vertraut und wissen will, was ihrem Vater zugestoßen ist … ja, ich würde es ihr erzählen.«
    »Sie wird mich hassen!«
    »Könnte passieren. Aber wenigstens steht diese Angelegenheit dann nicht mehr zwischen euch.«
    »Gar nichts wäre dann mehr zwischen uns.«
    »Gut möglich.«
    »Aber du würdest es trotzdem tun?«
    »Ja, das würde ich, Harry. Aber ich bin nicht du. Du musst deine eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Verdammt«, sagte Harry. »Das hasse ich so. Wie die Pest.«

Kapitel 51
    Sie konnte immer noch ziemlich fest zuhauen.
    So fest, dass er beinahe umfiel. Er stolperte rückwärts gegen Harry den Bären, sodass sein Namensvetter ins Schwanken geriet, konnte sich aber gerade noch an der Wand abfangen.
    »Kayla …«, setzte er an.
    Sie schlug ihn noch einmal mit der flachen Hand, packte seinen Arm und drehte ihn auf den Rücken, und er ließ sie gewähren. Na ja, das bildete er sich zumindest gerne ein. Jedenfalls widersetzte er sich nicht. Bot keinerlei Gegenwehr in irgendeiner Form. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie ihm eins mit dem Pistolenkolben übergezogen hätte.
    »Kayla, es tut mir leid«, keuchte Harry.
    »Du bist ein Lügner. Ein gottverdammter Lügner!«
    »Vielleicht täusche ich mich.«
    »Natürlich täuschst du dich. Du und deine Geräusche. Was für eine Scheiße, Harry. Was für eine Riesenscheiße!«
    »Ich weiß.«
    Mit einem letzten Schubser gab sie ihn frei, ließ sich aufs Sofa fallen und vergrub das Gesicht in der Rückenlehne. Sie atmete heftig, dann brach sie in Tränen aus.
    Harry blieb, wo er war, mit geröteten Wangen und schmerzendem Arm. Er betrachtete Kaylas bebenden Rücken und hörte ihrem Schluchzen zu. Sie trug immer noch ihre Uniform, die Pistole an der Hüfte, frisch von der Nachtschicht.
    Irgendwie fühlte sich das falsch an, eine Polizistin so weinen zu sehen.
    »Es tut mir leid …«
    »Halt einfach die Schnauze, Harry.« Kaylas Stimme klang gedämpft, weil sie das Gesicht ins Sofa drückte.
    »Ist gut.«
    »Du sollst das Maul halten!«
    »Okay.«
    »Soll heißen: Kein Wort mehr.«
    Harry klappte den Mund zu, als er merkte, dass er gerade zu einer neuen Entschuldigung ansetzte. Schweigend stand er neben Harry dem Bären. Gedankenverloren tätschelte er dem Holzvieh den Schädel. Nach einer Weile vergrub er die Hände in den Hosentaschen.
    Tja, dachte er, das ist ja super gelaufen.
    Er ging in Richtung Tür.
    »Harry«, sagte Kayla.
    »Ja?«
    »Wag es ja nicht, abzuhauen.«
    »Willst du mich noch mal schlagen?«
    »Nein.« Kayla rollte sich herum und setzte sich langsam auf. »Entschuldige«, schniefte sie. »Ich kann’s bloß einfach nicht fassen. Ich versteh es nicht. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Ich weiß auch nicht, was es zu bedeuten hat, Kayla. Keinen Schimmer.«
    »Komm, setz dich zu mir.«
    »Bist du sicher, dass du mir nicht wieder eine schmierst?«
    »Absolut.«
    »Und meinen Arm lässt du auch in Ruhe?«
    »Versprochen.«
    »Könntest du bitte die Pistole weglegen?«
    »Harry, komm jetzt her.«
    Er setzte sich neben sie. Sie strich ihm über die Wange, wo sie ihn geschlagen hatte. »Kaum zu glauben, dass ich das getan hab.«
    »Ich kann mich noch ziemlich gut daran erinnern.«
    »Danke, dass du nicht zurückgeschlagen hast.«
    »Die Lawine wollte ich lieber nicht lostreten.«
    Sie küsste ihn auf seine gerötete Wange. »Es tut mir leid.«
    »Schon gut.«
    »Und es tut mir leid, dass ich das alles gesagt hab. Aber vielleicht ist es doch anders, als es scheint. Anders, als es für dich aussah.«
    »Ich bin hier bloß der Berichterstatter. Ich erzähle lediglich, was ich gesehen hab. Vielleicht hab ich auch schlicht einen an der Waffel.«
    »Du hast keinen an der Waffel. Ich bin diejenige, die dich da mit reingezogen hat.«
    »Ich stecke da jeden einzelnen Tag meines Lebens drin.«
    »Hast du es der Polizei gemeldet?«
    »Was gibt’s da zu melden? Ich hab ein altes Auto gefunden und hatte ein paar Träume. Von Vincents Überresten war keine Spur zu sehen. Deshalb war ich ja überhaupt dort gewesen. Aber ich glaube, Vincent steckt irgendwo unter all den Ranken hinter diesem Hügel. Oder zumindest das, was von ihm noch übrig ist. Ein

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