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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Rechtssystem und die Polizei«, sagte Tad, »dagegen sind wir machtlos.«
    »Völlig«, sagte sie.
    »Ich nehme nicht an, dass du einen Plan hast?«, fragte Harry.
    »Noch nicht.«
    »Ich hab so was wie einen Ansatz von einem Plan«, sagte Tad. »Wisst ihr, manchmal denke ich, dass hier oben nichts los ist, und dann hab ich wieder so was wie einen Geistesblitz und merke, dass ich, auch wenn ich es gut verberge, doch ein gottverdammtes Genie bin.«

Kapitel 54
    Ein paar Tage später kam der Polizeichef spät abends ziemlich geschafft nach Hause. Er hatte einen seiner sogenannten öffentlichen Auftritte absolviert, bei einer gottverdammten Wohltätigkeitsveranstaltung der Polizei, wo man lächeln und eine dämliche, nervige Rede halten musste; und nach einem Dinner mit Gummihähnchen und ungenießbaren Beilagen kehrte er nun genervt und pappsatt heim. Er betrat sein Haus, schnallte den Gürtel auf und schaltete das Licht ein, und da sah er ihn. In aufrechter Pose auf seinem Sofa wie ein blöder Freizeitakrobat oder ein gescheiterter Entfesselungskünstler, die Beine eng unter und hinter ihm hochgeschlagen, die Hände zusammengebunden, sodass die Schnur ihm fast bis auf die Handwurzelknochen ins Fleisch schnitt, glänzte er im Licht, mit milchigen Augen, die Kehle ein großer dunkler Spalt wie ein hässlicher zweiter Mund, der dringend ein Gebiss brauchte. Aus dem eigentlichen Mund streckte sich ihm die Zunge entgegen. Er versiffte ihm das Polster, tropfte ihm den Fußboden voll, und er stank wie ein zu lange aufgetauter, in Jauche getunkter Rostbraten.
    Das war der Bursche, den er und Pale an der Deckenlampe des jungen Wilkes erhängt hatten. Um seinen Hals hing ein Pappschild. Darauf klebten einzelne Zeitungsbuchstaben. WIR WISSEN BESCHEID, stand dort.
    »Was zum Teufel?«
    Joey gab keine Antwort.

Kapitel 55
    Sie lagen in Tads Haus im Bett. Kayla rollte sich auf die Seite und legte den Arm über Harrys verschwitzte Brust. »Der kriegt von mir eine Neun«, sagte sie.
    »Was? Keine Zehn? Ich fand den ziemlich gottverdammt großartig, wenn ich mal so sagen darf. Und das darf ich. Du hast doch nichts vorgetäuscht, oder?«
    »Das ist keine schöne Frage. Natürlich nicht. Aber wenn wir dem eine Zehn geben, worauf sollen wir dann noch hinarbeiten?«
    »Gutes Argument.«
    »Mensch, ich hätte zu gern das Gesicht vom Chief gesehen, wie er nach Hause kommt und Joey entdeckt.«
    »Der arme Joey«, sagte Harry. »Stell dir vor, Kayla, als ich ihn gefunden habe, hab ich seine Angst gespürt. Nicht nur die Angst zum Zeitpunkt seiner Ermordung, sondern all seine Angst. Alles sprudelte aus ihm heraus. Und er war voll davon. Sein ganzes Leben bestand aus Angst. Es war schrecklich. Er tat mir so leid.«
    »Mensch, Harry. Joey wäre von unserem Streich begeistert gewesen. Ganz sicher. Überleg doch mal. Nach allem, was er durchgemacht hat. Die Nummer mit seiner Leiche hätte er klasse gefunden.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber irgendwie kriege ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Allmählich bereitet es mir Magenschmerzen.«
    »Ich hab den Chief heute gesehen, und er hat nicht viel gesagt. Normalerweise ist er immer total aufgeräumt, weißt du. Aber heute war er still, und alle haben gefragt: ›Was ist denn mit dem Chief los?‹, und ich hab gesagt: ›Keine Ahnung‹, dabei wusste ich ziemlich genau, was los ist. Bei ihm sitzt sein eigenes Mordopfer zu Besuch auf dem Sofa und taut ab wie ein Fertiggericht. Eins zu null für die Guten.«
    »Die Idee war ganz gut. Zumindest lustig. Jetzt hat er die Leiche am Hals.«
    »Dein Freund Tad kommt auf ziemlich üble Ideen.«
    »Tja«, sagte Harry. »Stimmt schon. Den willst du nicht zum Feind haben. Er hat diesen, wie nennt man das … Sinn für Ironie.«
    »Allerdings.«
    »Die Frage ist bloß«, sagte Harry und zog Kayla dichter an sich, »wie geht’s jetzt weiter?«
    »Wir könnten eine neue Stellung ausprobieren.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Müssen wir ausgerechnet jetzt darüber nachdenken?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Harry und küsste sie. »Aber kommt dir nicht manchmal der Gedanke, dass dieser Plan vielleicht doch nicht aufgeht? Jetzt, wo sie die Leiche haben, finden sie vielleicht irgendwelche DNA-Spuren dran, einen Fingerabdruck von mir. Solche Sachen sind doch überall.«
    »Du hattest Handschuhe an. Wir alle hatten Handschuhe an. Wir waren vorsichtig. DNA, klar, das gibt’s, aber es ist keine Zauberei. Das läuft nicht so wie in diesen

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