Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
ging nach hinten in den Garten. Es war eine kühle, mondlose Nacht.
    »Ich weiß nicht, ob ich wirklich rausgehen sollte«, sagte Harry. »Das ist wohl keine so gute Idee.«
    »Ich hab hier was, was ich dir dringend zeigen muss. Aber ich kann’s nicht zu dir bringen. – Es ist was passiert. Es ist einfacher, wenn du herkommst. Geh zu Fuß zu deiner Wohnung, hol dein Auto und fahr hierher.«
    »Mein Auto?«
    »Ja.«
    »Das klingt ganz schön riskant.«
    »Ist es auch ein bisschen, aber ich kann nicht zu dir kommen. Ich hab was gefunden, das du unbedingt sehen musst, und ich kann es dir nur hier zeigen.«
    »Ich weiß nicht, Kayla. Warum nur bei dir?«
    »Das ist viel verlangt, ich weiß. Aber wenn du vorsichtig bist, passiert dir nichts. Lass Tad aus dem Spiel. Diesmal würde er nur stören. Du musst das einfach sehen. Das hilft dir bestimmt aus der Klemme. Beeil dich.«
    »Kannst du es nicht einfach hierher bringen?«
    »Dafür ist es zu schwer. Na ja, ich könnte schon. Aber ich werde eher erwischt als du, wenn ich das Ding durch die Gegend schleppe.«
    »Das Ding? Schwer?«
    »Harry. Vertrau mir.«
    »Tja … also … irgendwie ist das alles ganz schön geheimnisvoll.«
    »Glaub mir, das weiß ich selbst. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre, Harry. Vertrau mir.«
    »Also gut.«
    »Harry?«
    »Ja?«
    »Ich weiß, das ist eine große Bitte. Sei vorsichtig. So vorsichtig du kannst.«
    Als Harry wieder hereinkam, hob Tad den Kopf. »Kayla, wer sonst«, sagte er. Das Handy war auf seinen Namen gemeldet, und nur drei Personen kannten die Nummer: Kayla, Harrys Mutter und er selbst. Es war also nicht schwer zu erraten.
    »Ja. Sie meinte gerade, dass sich vielleicht alles zum Guten wendet.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Was genau sie damit meint, hat sie nicht gesagt. Ich glaube, sie wollte mich aufmuntern.«
    »Hab ich dir nicht gerade irgendwas Philosophisches erklärt, kurz bevor du rausgegangen bist?«
    »Ja, hast du.«
    »Tja, was auch immer das war, jetzt ist es mir entfallen. Wahrscheinlich war es sowieso nur dummes Zeug. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich hab die Nase voll. Ich geh ins Bett.«
    Harry zog sich in sein Zimmer zurück und ließ die Tür einen Spalt offen, damit er Tad am anderen Ende des Flures hören konnte, der sich den Schleim aus der Kehle hustete. Dann ging die Klospülung, ein Gurgeln ertönte, der Wasserhahn lief.
    Harry fühlte sich mies, weil er Tad nicht von Kaylas Anruf erzählt hatte. Es kam ihm falsch vor, auch wenn Kayla recht hatte, dass Tad nicht alles wissen musste. Für Kayla und ihn ging es um etwas Persönliches, aber Tad hatte keinen Grund, sich noch tiefer in die Sache zu verstricken. Er steckte ohnehin schon bis zum Hals in der Scheiße. Es brachte nichts, wenn er mit unterging. Harry wartete noch ein bisschen, dann schlüpfte er hinaus, vergrub die Hände in den Jackentaschen und lief zügig los.
    Der Fußmarsch dauerte länger, als er es in Erinnerung hatte, und die kalte Luft stach ihm in den Lungen. Der Mond schien nicht, nur die Straßenlaternen. Jeden Augenblick rechnete er damit, dass ein Streifenwagen um die Ecke bog, eine Taschenlampe ihn anstrahlte und er festgenommen wurde. Aber nichts geschah.
    Er fing an, darüber nachzudenken, worum Kayla ihn da bat, und langsam wurde er sauer. Sauer auf sich selbst, weil er auf sie gehört hatte. Nichts auf der Welt war es wert, dass er hier draußen in der Dunkelheit herumstapfte. Er hätte sie dazu überreden sollen, ihn abzuholen, sodass er sich auf dem Rücksitz verstecken konnte. Er hätte es doch Tad erzählen sollen. All das ging ihm durch den Kopf, und trotzdem lief er weiter.
    Er kam zu seiner Wohnung und beobachtete das Gebäude von der anderen Straßenseite aus, wobei er sich im Schatten einer Ulme hielt.
    Die Bullen könnten seine Wohnung problemlos überwachen. Zumindest würde er das an ihrer Stelle tun. Sie bräuchten sich nur hier zu verstecken und abzuwarten, bis er sein Auto oder irgendwas aus der Wohnung holen kam. Diese ganze verdammte Angelegenheit machte ihn nervös. Natürlich war Kayla selbst Polizistin. Sie wüsste wahrscheinlich, wenn vom Revier aus irgendeine Überwachung laufen würde. Aber vielleicht machten das auch der Polizeichef und der Sergeant unter sich aus. Die beiden könnten das auf eigene Faust durchziehen.
    Andererseits wäre so ein Vorhaben zu zweit natürlich komplizierter. Wie viele Schichten schaffte man wohl zu zweit?
    Vielleicht wäre es das Beste,

Weitere Kostenlose Bücher