Blutiges Echo (German Edition)
Mathematik, wo ich übrigens durchgefallen bin.«
»Ich hab heute heimlich ein paar Nachforschungen angestellt«, sagte Kayla. »Wenn ich erwischt werde, bin ich am Arsch. Vielleicht noch schlimmer. Was mich übrigens echt fertigmacht – der Polizeichef beschwert sich ständig über mein Parfüm, als wär das ein Verbrechen, aber es macht ihm überhaupt nichts aus, einen jungen Mann oder meinen Vater zu erhängen und die beiden in dem Auto draußen auf dem Bumshügel zu ermorden. Und noch mehr.«
»Mit dem Parfüm könntest du dich tatsächlich ein bisschen zurückhalten, Liebes«, warf Tad ein. »Es treibt mir die Tränen in die Augen.«
»Ich weiß. Das ist Absicht. Reine Gewohnheit. Als ich klein war, hatten wir nicht immer fließend Wasser. Irgendwann hab ich angefangen, Parfüm zu benutzen, um das zu übertünchen. Das funktioniert wie eine Schutzhülle.«
»Und eine ziemlich dicke noch dazu«, bemerkte Tad.
»Alter, Tad«, sagte Harry, »bleib mal locker.«
»Tut mir leid, Süße«, sagte Tad. »Aber um zum Thema zurückzukommen: Ich glaube, du hast größere Sorgen als die Frage, wie viel Parfüm du nimmst oder welche Unterlagen du aus der Wache mitgehen lässt. Viel dringender ist die Tatsache, dass wir diesen Stinktier-Pimmel in der Kühltruhe haben, und wenn ihn jemand findet, müssen wir den Scheiß erklären. Versuch das mal, klappt bestimmt super. Was sollen wir denen erzählen? Er ist ausgerastet, hat sich selbst gefesselt, ist in die Kühltruhe geklettert und hat den Löffel abgegeben?«
»Die Kühltruhe war deine Idee«, sagte Harry.
»Diese Lorbeeren ernte ich mit Vergnügen«, erwiderte Tad, »aber jetzt müssen wir rausfinden, was wir mit seinem toten Stinktierarsch anstellen.«
»Das mit dem Stinktier wirst du beibehalten, oder?«, fragte Harry.
»Ganz ehrlich: Ich kann’s einfach nicht lassen.«
»Wollt ihr jetzt wissen, was ich rausgefunden habe, oder nicht?«, fragte Kayla.
»Schieß los«, sagte Harry.
»Ich hab ein paar Akten kopiert, die eigentlich das Archiv nicht verlassen dürfen. Dir hab ich ja schon ein paar gezeigt, Harry. Ich hab so getan, als würde ich in alten Fällen herumwühlen, was ja auch nicht vollständig gelogen war. Aber sie sollten nicht wissen, in welchen genau. Ich hatte die Erlaubnis, mir bestimmte Akten rauszunehmen, aber dass mich die hier interessieren, sollten sie nicht mitkriegen. Weil es mit meinem Dad zu tun hat. Und mit ihnen. Das wusste ich da noch nicht, aber jetzt weiß ich es. Das Zeug liegt bei mir im Auto. Ich hol’s mal her.«
Kayla ging hinaus, und Tad bemerkte: »Die solltest du dir warmhalten, Harry.«
»Ich bin am Arsch«, sagte Harry. »Und zwar so richtig. Wenn sie mich nicht umbringen, werfen sie mich ins Gefängnis. Kaum zu glauben, dass ich mitgeholfen hab, Joey in die Kühltruhe zu stecken.«
»Hätten sie ihn lieber bei dir zu Hause finden sollen?«
»Nein. Aber sie werden die Wohnung sehen, die Lampe, das Kabel …«
»Du hast eben eine Party bei dir veranstaltet, nur du und ich. Wir haben uns betrunken, du hast dich an den verdammten Draht gehängt. Besoffene machen so was. Ich weiß, wovon ich rede. Einmal hab ich versucht, vom Dach zu springen.«
»Versucht?«
»Kam nicht dazu. Ich bin runtergefallen. Bin nur ein bisschen durchgeschüttelt worden. Ich hatte ganz schön Glück. Bin auf einem Laubhaufen gelandet. Oder na ja, eigentlich bin ich erst auf dem Mexikaner gelandet, der gerade den Garten geharkt hat, dann auf dem Laub. Aber ich hatte echt Schwein. Der Rechen ist zerbrochen und seine Kappe wurde zerdrückt, aber er ist auch heil davongekommen. Unterm Strich, Harry: Mit dieser Entscheidung verschaffen wir uns ein bisschen Luft, uns was zu überlegen, auch wenn ich dadurch mein Fleisch und mehrere Büchsen tiefgefrorenes Chili wegwerfen musste. Wenn man das nicht tiefkühlt, wird das Zeug ziemlich schnell schlecht. Wie auch immer die ganze Geschichte ausgeht, ich verliere auf jeden Fall mein Gefriergut. Und ich weiß noch nicht, ob ich da je wieder was reintun will, wenn der Kerl nicht mehr drinliegt. Irgendwie versaut er das Teil für immer, zumindest als Vorratslager. So langsam rückt das Gerät auf meine Spendenliste. Wahrscheinlich ist das eine rein psychologische Sache, aber das, was du essen willst, zu einer Leiche mit vollgeschissenen Hosen zu legen … kein schöner Gedanke, weißt du.«
»Mir ist klar, dass du Kopf und Kragen für mich riskierst.«
»Ich will gar keine Lobeshymnen. An sich hab ich
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