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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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zwar nichts gegen Lob, aber darum geht’s mir gerade nicht. Ich rede hier über die Kühltruhe. Die ist nicht mal ein Jahr alt.«
    »Dass du Kayla hergeholt hast und so … mir mit Joey hilfst … Scheiße, der arme Kerl. Er war ein Arschloch, aber er hat es nicht verdient, an einer verdammten Lampe aufgeknüpft zu werden.«
    »Da würde dir nicht jeder zustimmen«, sagte Tad.
    Kayla kam mit den Akten unterm Arm wieder herein.
    »Du bist doch nicht mit einer Streife hergefahren, oder?«, fragte Harry.
    »Harry, ich bin nicht völlig blöd. Ich bin mit meinem eigenen Wagen da. Er steht hinterm Haus, genau wie Tad mir aufgetragen hat. Ich hatte bloß noch keine Zeit, mich umzuziehen.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Tschuldige, ich bin einfach nur fertig mit den Nerven.«
    »Glaub mir«, sagte Kayla, »mir geht’s nicht viel besser als dir. Es gibt noch was, was ich dir gestern schon hätte sagen sollen, aber ich hatte gehofft, es wäre egal. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht genau, was ich davon zu halten hatte. Es geht um meinen Dad. Er hatte schon mal Ärger. Wegen einer Vergewaltigung.«
    »Wann?«, fragte Harry.
    »Hör einfach zu«, sagte Kayla. »Auf dem Weg zum Auto sind mir noch ein paar Dinge klar geworden, die zu den Fakten hier in den Akten passen und die ich jetzt erst erfahren hab. Allmählich setzt sich das Bild zusammen.«
    Sie breitete die Mappen auf dem Tisch aus. »Harry, ich hab dir ein paar Einzelheiten verschwiegen. Zum Beispiel, warum ich so sauer war, als du mir gestern von deiner Vision erzählt hast.«
    »Da war dein Vater. Wie hättest du sonst reagieren sollen?«
    »Es lag nicht nur daran. Er hat schon immer anderen Frauen schöne Augen gemacht. Aber einmal wurde er wegen Vergewaltigung angezeigt. Die Person, die die Anzeige erstattet hat, war nicht allzu hoch angesehen. Deswegen ist er davongekommen. Vielleicht hat er sie vergewaltigt, vielleicht auch nicht. Mom war immer misstrauisch. Ich hab keine Ahnung, wie es wirklich war. Das Ding ist bloß – es war Joeys Mom.«
    »Was, echt?«, fragte Harry. »Deswegen dachtest du, Joeys Dad könnte einer der Mörder gewesen sein?«
    »Ja. Sie hat behauptet, dass Dad sich an ihr vergriffen hätte, aber er hat Mom erzählt, dass es in gegenseitigem Einverständnis passiert sei, und als er kein Interesse mehr an ihr hatte, hätte sie ihn der Vergewaltigung bezichtigt. Joeys Vater und mein Dad wollten eine Werkstatt zusammen aufmachen, weißt du noch, Harry?«
    »Ich glaube schon.«
    »Tja, der Plan war damit gegessen. Wahrscheinlich dachte Joeys Dad sich, dass die Alte gelogen hat, schließlich waren sie beide nicht gerade als hochanständige Bürger bekannt, und mein Dad wiederum war ein Bulle, was ihm gleich ein ganz anderes Ansehen verschafft hat. Eins sag ich dir – Barnhouse hat ihr dafür ganz schön den Arsch versohlt.«
    »Wusste Joey davon?«, fragte Harry.
    »Keine Ahnung. Vielleicht. Er war Prügelstrafen gewohnt, es war also nichts Ungewöhnliches für ihn, seine Mom mit einem blauen Auge und geschwollener Lippe herumlaufen zu sehen. Du weißt ja noch, wie das immer war. Jedenfalls, als das passiert ist – oder auch nicht passiert ist –, haben seine Kollegen auf der Wache zusammengehalten. Sie haben Daddy da rausgeboxt und dafür gesorgt, dass die ganze Angelegenheit unter den Teppich gekehrt wurde. Vielleicht hat Dad den Barnhouses auch Geld gegeben. Das weiß ich nicht. Aber irgendwie haftet ihm diese Geschichte noch an, und die Kerle, die ihm aus der Patsche geholfen haben, sind heute der Polizeichef – und rate mal, wer noch?«
    »Der Sergeant mit der Narbe?«, sagte Harry.
    »Volltreffer. Sie haben behauptet, sie wären mit ihm zusammen unterwegs gewesen, hätten Karten gespielt, irgend so was, und er ist davongekommen. Das ist jedenfalls die Version, die meine Mom mir erzählt hat, und ich hab den Verdacht, dass sie mir das nur erzählt hat, weil sie ihn für schuldig hält. Vielleicht will sie sich einfach bloß dafür revanchieren, was er mit Joeys Mom gemacht hat, selbst wenn es einvernehmlich war. Keine Ahnung. Sie redet immer noch nicht darüber. Jedenfalls konnten er und Mom sich nicht wieder zusammenraufen, also haben sie sich getrennt. In der Zwischenzeit finden genau hier in unserer braven Stadt eine Vergewaltigung und ein Mord statt. Zwar nicht zum ersten Mal, aber diese Geschichte ist irgendwie seltsam. Jahrelang werden die Leichen nicht gefunden. Genau genommen weiß niemand, dass es eine Vergewaltigung gab,

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