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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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plötzlich Sterne daraus hervor, als seine Augen sich an die Nacht gewöhnten.
    Seine Gedanken flogen wirr durcheinander. Er fragte sich, was wohl aus dem Polizeichef geworden war. Als sie hinuntergestürzt waren, hatte er ihn festgehalten, aber er sah ihn nirgends herumliegen. War der Wichser bis ganz nach unten gerauscht?
    Er hatte den Eindruck, von oben so was wie einen Knall zu hören, aber seine Ohren waren immer noch nicht in Ordnung. Mit seinem Gleichgewichtssinn stimmte auch etwas nicht; der Hügel schien sich gefährlich zu neigen. Er drehte sich zu Kayla um, die zwischen Laub und Ranken lag. Jetzt ging ihr Atem schwerer, ein Arm war eigenartig verdreht, und er sah, dass irgendetwas unter ihrer Uniformbluse hervorstach. Ihre Lider flatterten, doch sie machte die Augen nicht auf.
    Harry beugte sich zu ihr hinunter. »Kannst du mich hören?«
    Er selbst verstand kein Wort, aber sie hoffentlich schon.
    Ihre Augen öffneten sich, und sie bewegte die Lippen. Es schien ein Ja zu sein.
    »Meine Ohren sind irgendwie zu, aber ich möchte, dass du mir zuhörst. Ich gehe jetzt den Hügel rauf und schau nach, was da los ist. Du brauchst wahrscheinlich einen Arzt.«
    Harry knöpfte ihre Bluse auf und schob vorsichtig den Stoff beiseite. An der Seite hatte Kayla eine offene Wunde, und eine Rippe stach daraus hervor.
    »Alles klar. Ist nicht so schlimm.« Er versuchte, sich seine Lüge nicht anmerken zu lassen, sondern einen gefassten Eindruck zu machen, als würde er sich mit so etwas auskennen. Er wusste nicht genau, wie es um sie stand, geschweige denn wie es um ihn selbst stand. »Bleib ganz still liegen. Ich muss hoch und nachschauen, was Sache ist. Und einen Arzt holen. Wahrscheinlich bewege ich dich lieber nicht noch mal.«
    Er sprach nicht aus, was er eigentlich dachte: Vielleicht kommen sie runter, um uns beide abzuknallen.
    Er konnte nicht einfach nur dasitzen und abwarten. Er musste da hoch und möglichst unbemerkt herausfinden, was oben vor sich ging. Er musste für Kayla Hilfe rufen. Und wenn sich eine Chance dafür bot, egal wie gering, musste er diese beiden Wichser töten. Ein unwahrscheinlicher Fall, aber diese Aussicht war alles, was er hatte; sie allein spornte ihn an.
    Wenn er Glück hatte, hatte der Polizeichef den Sturz nicht überlebt und lag zusammengeknüllt wie eine Kugel aus Aluminiumfolie ganz unten.
    Blieb immer noch der andere Kerl.
    Kayla griff nach seinem Arm. Er schaute ihr auf die Lippen, um zu verstehen, was sie sagte. Es war nicht schwer zu erkennen.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Er tätschelte ihr die Schulter. »Mich hätten sie erst gar nicht mit einer Zigarette verbrennen müssen. Sie hätten mir einfach nur eine Kippe und ein Streichholz zeigen müssen, und ich hätte gesungen wie ein verdammter Kanarienvogel.«
    Sie versuchte zu lächeln, aber das Lächeln verflüchtigte sich und wurde zu einer schmalen Linie.
    Er strich ihr ein letztes Mal über die Schulter, nahm allen Mut zusammen und begann mit dem Aufstieg.
    Also, irgendwie sitze ich echt in der Scheiße, dachte der Polizeichef. Oder ich könnte demnächst in der Scheiße sitzen, falls es nicht längst so weit ist. Ich muss mir was einfallen lassen. Wenn irgendwer dieses ganze Chaos hier findet, wird es ziemlich seltsam wirken. Aber wenn ich diesen Wagen auch noch den Hügel hinunterrolle, sieht die Sache vielleicht so aus: Ein Kerl taucht hier auf, um ein nichts ahnendes Pärchen in ihrem Auto über die Kante zu schieben – ein gesetzloser Cop.
    Ja. Das ist gut.
    Dann schießt er sich selbst ins Auge und fährt auch noch hinterher.
    Das ist ziemlicher Mist.
    Noch mal ganz langsam. Okay. Ich lasse das Auto oben auf dem Hügel stehen. Ich wische die Pistole sauber und lege sie Pale in die Hand. Er hat Selbstmord begangen. Hier oben auf dem Hügel hat er sich erschossen. Vielleicht wird er gefunden, und niemand entdeckt das Auto unten am Fuß des Berges. Jedenfalls nicht sofort, deswegen gibt es keine Verbindung zwischen den beiden.
    Also gut. Die Variante ist auch mies. Aber schon ein bisschen besser.
    Und was, wenn ich hier so lange sitze, bis irgendwer zum Knutschen hochkommt? Dann muss ich die auch umbringen. Dann sitze ich auf einem ganzen Leichenberg.
    Scheiße. Ich sitze jetzt schon auf einem ganzen Berg. Ich hab diese zwei Gestalten hier oben, den gefesselten Heini und Harry und Kayla.
    Das ist eine ziemliche Ansammlung.
    Und es ist nicht mal gesagt, ob sie tatsächlich alle tot sind. Noch ist die Sache nicht erledigt.

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