Blutiges Echo (German Edition)

das klar?«
    »Nur zu. Verpassen Sie uns ein paar Einschusslöcher. Ich bezweifle, dass Sie sich Ihrer Sache so sicher sind, wie Sie tun. Wenn Sie uns in dem Abgrund da haben wollen, müssen Sie uns selbst runterfahren.«
    Der Polizeichef sah auf die Uhr.
    »Ihr Film geht mir so was von am Arsch vorbei«, sagte Harry. »Wenn ich aus dieser Sache noch eins herausholen und dafür sorgen kann, dass Sie Ihre Aufnahme verpassen, dann ist das besser als gar nichts. Lernen Sie gefälligst, Ihren Rekorder richtig einzustellen, Sie dämlicher Hurensohn.«
    »Also gut«, sagte der Polizeichef. Er griff durchs Fenster nach dem Schaltknüppel und schob ihn in den Leerlauf. »Pale und ich haben darüber nachgedacht. Wir haben schon vermutet, dass es nicht so einfach wird. Wäre schön gewesen, aber …«
    Pales Scheinwerfer tauchten hinter ihnen auf, und der Wagen stieß gegen Harrys Stoßstange, sodass das Auto ins Rollen geriet.
    Während der Polizeichef die Hand zurückzog, stürzte Harry sich auf die Pistole, packte sie und drehte den Lauf nach oben. Ein Schuss ging los, riss ein Loch ins Dach und ließ Harrys Ohren klingeln. Das Auto nahm Fahrt auf. Der Polizeichef verlor das Gleichgewicht, aber Harry ließ seine Hand nicht los. Das Auto bekam noch einen Stoß von hinten, rutschte über die Kante und schleifte den Polizeichef mit sich, doch im allerletzten Augenblick wand er sich los und fiel ungefähr drei Meter tief. Sein Sturz wurde von einem Erdhügel abgefangen, die Pistole glitt ihm aus der Hand. Er klammerte sich an ein paar Wurzeln. Sie hielten sein Gewicht.
    Das Auto segelte durch die Luft, kopfüber an ihm vorbei, und verschwand aus seinem Blickfeld. Er hörte, wie es aufschlug. Mehrmals.
    Er begann, sich hochzuarbeiten, griff nach alten Wurzeln und Ranken und überlegte, dass er wieder runterklettern musste, sobald er oben war. Eine andere Pistole holen, zu den beiden hinuntersteigen und sicherstellen, dass sie erledigt waren, oder wenigstens so schwer verletzt, dass sie sich nicht wieder erholen würden. Vielleicht konnte er sie mit irgendwas totprügeln. Das wäre sehr befriedigend. Eine gute Idee. Er ließ sich an einer Ranke hängen und schaute auf seine Armbanduhr.
    Er hatte immer noch Zeit, die Aufnahme zu starten, wenn ab jetzt alles glattlief. Scheiße, schlimmstenfalls würde er sich eben die DVD kaufen.
    Als Tad eine Baumreihe oben auf dem Hügel erreichte, sah er gerade noch, wie das Auto über die Kante rollte, und auch die Scheinwerfer des anderen Autos, die die verbrannte Erde beleuchteten. Das Herz wurde ihm schwer. Der Magen drehte sich ihm um; genau wie damals, als er von seiner Frau und seinem Sohn erfahren hatte.
    Vielleicht, nur vielleicht, waren Harry und Kayla noch am Leben und das Auto lag mitten auf diesem Wichser von Polizeichef.
    Herrgott, nicht noch einmal. Lass mich nicht schon wieder meinen Jungen verlieren.
    Tad beobachtete, wie Pale rasch aus dem Auto stieg und zur Kante lief. Diesen Augenblick nutzte Tad, um auf die Lichtung zu treten. Gleichzeitig holte er die sechs Pfeile aus seiner Manteltasche und nahm bis auf einen alle in die linke Hand.
    Als er auf Pale zuschlich, drehte der sich um, entdeckte ihn und griff in seine Jacke.
    Tad konnte das Gesicht des Kerls nicht richtig erkennen, aber er sah seine Silhouette und wusste instinktiv, wo sich sein Ziel befand. Er ließ den Pfeil losschnellen.
    Vor Sergeant Pales Auge tauchte eine Art schwarzer Fleck auf, und dann wurde er getroffen. Zuerst dachte er, ein Insekt wäre ihm ins Gesicht, ins Auge geflogen, doch als der Schmerz einsetzte, erkannte er seinen Irrtum.
    Mit einem Aufschrei griff er nach dem Pfeil, krümmte sich, fiel auf ein Knie, zog das Ding heraus und den Großteil seines Auges mit ihm.
    »Du Wichser!«
    Tad kam in einer Art langsamem Trab angelaufen.
    Pale versuchte, seine Pistole zu ziehen, aber ein zweiter Pfeil traf ihn an der Hand. Er riss sie zurück, sah die Spitze in seinem Handrücken stecken und nahm mit seinem guten Auge einen großen Mann wahr, der wie eine Lokomotive auf ihn zustampfte.
    Wieder versuchte er, nach der Waffe zu greifen, aber jetzt war der Typ bei ihm, und …
    Tad trat zu, erwischte Pale sauber am Kinn und ließ ihn an den Rand des Abgrunds torkeln. Doch Pale fing sich auf Händen und Füßen ab, und selbst mit einem kaputten Auge und einem Pfeil im Handrücken schaffte er es wieder auf die Beine und rannte zu seinem Auto.
    Tad wollte ihm den Weg abschneiden, aber Pale täuschte rechts an