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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Lenden, Arschloch, oder zieh dich warm an, oder vermische jede gottverdammte Metapher, wie du lustig bist, denn hier komme ich!
    Doch das alles geschah eine Spur zu spät. Der Polizeichef schnappte sich die Automatik.
    Harry sprang. Er warf sich einfach seitwärts auf den Polizeichef, der gerade die Waffe hob, und der Schuss löste sich genau neben Harrys Ohr, dem schlimmen Ohr, das bereits taub war, und mit einem Stöhnen kippte der Polizeichef hintenüber.
    Und Harry kippte mit ihm.
    Aber diesmal war es Harry, der eine Wurzel packte, sich daran festhielt, rasch hinuntersah und beobachtete, wie der Chief durch die Luft segelte und von einer Felsnase abprallte.
    Harry holte tief Luft. Er spürte, wie etwas Warmes aus seinem verletzten Ohr rann.
    Blut.
    Und drinnen summte es irgendwie dumpf, als wäre ihm eine riesige Muschel übers Ohr geklebt worden, aber er hörte nicht das Meer, sondern das Rauschen aller existierenden Gewässer, Ozeane, Flüsse, Bäche und laufenden Wasserhähne.
    Es tat weh.
    Kayla, die inzwischen erwacht war, hörte einen Aufprall. Sie versuchte sich danach umzudrehen, doch ihre Schmerzen waren zu groß.
    Ein Körper purzelte über sie hinweg und schlug genau unterhalb ihrer Füße auf, taumelte dann weiter und wurde von der Schwerkraft in die Finsternis hinabgesogen. Die Schicht aus Blättern und Staub, die ihn umgeben hatte, wirbelte in der Nachtluft auf und rieselte auf sie herab wie dreckiger Schnee.
    Sie lächelte. Sie hatte diese menschliche Kanonenkugel erkannt.
    »Auf Nimmerwiedersehen, du Arschloch«, sagte sie laut.

Kapitel 59
    Auszug aus Harrys Tagebuch
    Und wenn ich mich abends schlafen lege, ist das schlimme Ohr, das Pistolen-Ohr, wie tot, und das andere nimmt keine Geräusche mehr wahr. Kein einziges.
    Ich kann zwar hören, aber ich höre nicht mehr das, was ich früher gehört habe. Ich hörte nichts, was über die Geräusche hinausgeht. Die Bilder ruhen. Keine Blitze am Rand des Blickfelds, kein Lichterflackern und keine Horrorgefühle mehr.
    Jetzt bin ich nur noch ich. Keine zeitreisenden Seelen mehr.
    Und ich habe etwas begriffen, was ich schon längst hätte begreifen sollen. Ich hatte nicht einfach nur Angst vor dem, was in den Geräuschen steckte. Ich hatte schlicht und ergreifend Angst. Vor dem Leben. Vorm Scheitern. Aber ich hatte meine Sternstunde. Ich war mutig. Ich habe mich tatsächlich gut geschlagen. Auch wenn mein Sieg schieres Glück war. Hätte der Polizeichef nicht so nah an der Kante gestanden oder hätte er den Arm etwas schneller gehoben, dann würde er jetzt vielleicht in SEIN Tagebuch schreiben und ihm erzählen, was für ein grandioser Schütze er war.
    Ja, ich war mutig. Oder verrückt. Und wütend. Und für einen flüchtigen Moment war ich eins mit dem Universum.
    Reife Leistung!
    Was ich getan habe, habe ich getan, Angst hin oder her.
    Und willst du mal was wissen, mein Tagebuch-Freund?
    Komm schon. Ich weiß, dass du neugierig bist.
    Hier kommt’s. Ich habe immer noch Angst.
    Davor, dass ich auf dem rechten Ohr irgendwann wieder höre, und dass damit meine besondere Gabe wiederkommt. Mein verdammter Fluch.
    Könnte passieren. Es war ja nur eine plötzliche Explosion. Das Ganze ist bloß vorübergehend, meint der Arzt.
    Davor habe ich Angst, dass die Geräusche wiederkommen. Davor, dass ich vielleicht eines Tages einen Drink will. Vor vielen Sachen.
    Aber möglicherweise habe ich nicht mehr ganz so viel Angst wie früher.

Kapitel 60
    Eine Woche später trafen sich Harry und Kayla im Krankenhaus bei Tad.
    »Da war ich wohl konsequent zur richtigen Zeit am falschen Ort«, sagte Tad.
    Harry griff nach seiner Hand, die schlaff auf dem Krankenhausbett lag, und drückte sie.
    Kayla, wie immer fesch in ihrer Uniform, saß mit eingegipstem Arm aufrecht auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Bettes. Tad wandte den Kopf zu ihr. »Dich schau ich lieber an als den da. Der ist ja grün und blau.«
    »Ich hab einen Rippenverband und Mörtel am Arm«, sagte sie.
    »Trotzdem siehst du besser aus als er.«
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht«, sagte Harry. »Der Arzt meinte, du hättest eine Gehirnerschütterung und eine ziemlich üble Schusswunde, hättest eine Zeit lang im Delirium gelegen und immer wieder dieselbe Frage gestellt.«
    »Welche denn?«
    »›Warum schlägt er mich mit dem Ast?‹«
    »Oh. Tja, das hat mich zu dem Zeitpunkt eben beschäftigt. Und der Polizeichef? Was ist mit dem passiert?«
    »Der hat eine ziemlich harte Landung hingelegt«,

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