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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll. Dieser Wichser! Hoffentlich ist er tot.«
    »Toter geht’s gar nicht. Pale, sieh mich an.«
    Pale schaute auf.
    Mit einer raschen Handbewegung hob der Polizeichef die Automatik, zielte auf Pales blindes Auge und drückte ab.

Kapitel 58
    Was für eine Scheiße, dachte Harry, während das Auto über die Kante rollte, und dann überlegte er, dass er womöglich noch einmal eine Rückblende auf den Vorfall mit diesem anderen Pärchen in Wiederholung sehen würde, wenn er und Kayla auf bestimmten Stellen aufschlugen. Kurz nachdem ihm dieser Gedanke durch den Kopf gegangen war, fiel ihm wieder ein, dass die beiden schon tot gewesen waren, als sie von der Klippe stürzten. Zumindest hatte es in seinen Visionen so ausgesehen. Und außerdem war der Schuss in nächster Nähe seines Trommelfells losgegangen, sodass er kaum seine eigenen Schreie hörte.
    Kayla und er stießen aneinander, knallten gegen die Fensterscheiben und flogen wie Tischtennisbälle im ganzen Auto umher. Der Wagen setzte auf der vorderen Stoßstange auf, machte einen Kopfstand und fiel der Länge nach um, wobei ein Teil des Dachs eingedrückt wurde und der klappernde Kofferraumdeckel abriss. Dann vollführte Harrys Auto eine volle Umdrehung und kam schließlich, die Schnauze gegen einen Baum gerammt, zum Stillstand.
    Bilder flatterten ganz schwach auf, wie ein sterbender Vogel, der versuchte, ein letztes Mal mit den Flügeln zu schlagen, und dann blieb nur noch die Dunkelheit.
    Blinzelnd lag Harry da und drehte den Kopf nach links. Halb hing er über dem Armaturenbrett, halb auf dem Lenkrad.
    Er hatte Schmerzen, und obwohl er nicht besonders gut hörte, hatte sich etwas in ihm drin gelöst, und all die Geräusche des Schreckens und des Elends und der Zerstörung schwirrten in seinem Kopf umher, stießen gegeneinander, und er spürte jedes einzelne von ihnen, und sie drehten ihm den Magen um. Reglos lag er da und empfand alle fürchterlichen Dinge, die es zu empfinden gab, bis sie langsam verebbten.
    Er hatte es so satt, sich zu fürchten.
    »Ich hab die Schnauze voll«, sagte er laut, »ich mach da nicht mehr mit.«
    Er starrte aus der Windschutzscheibe seines Autos. Das zertrümmerte Glas sah aus wie ein Spinnennetz. Ein Baum versperrte ihm die Sicht. Den Baum hatte er schon einmal gesehen, vor ein paar Tagen. Er begriff, dass sie mitsamt dem Auto auf dem Wrack gelandet waren, in dem er die Visionen gehabt hatte.
    Gott sei für diesen riesigen Baum gedankt, dachte er.
    Vorsichtig rollte Harry sich vom Armaturenbrett und versuchte, das Gleichgewicht zu halten, aber bei der Neigung war das gar nicht so einfach. Zuerst dachte er, Kayla wäre aus dem Auto gefallen, weil die rechte Hintertür offen stand und fast ausgerissen war und er sie nirgends sah. Doch in der offenen Tür entdeckte er Joey. Mit dem Kopf zuunterst lag er auf dem Boden, den Hals gekrümmt wie einen Kleiderbügel. Er war auf den Knien aufgestützt, die Beine waren immer noch in seinem Rücken gefesselt.
    Harry beugte sich über die Rückenlehne und sah Kayla mit dem Gesicht nach unten im hinteren Fußraum liegen. Reglos.
    Harry hustete und spuckte ein bisschen Blut. Er hoffte, dass es von einer Wunde in seinem Mund stammte, nicht aus seinen Eingeweiden. Er beugte sich vor und berührte sie. Das Auto neigte sich nach links.
    »Scheiße.« Mit diesem Klingeln in den Ohren konnte er nicht einmal seine eigene Stimme hören. Er rief Kayla ein paar Mal beim Namen, aber sie rührte sich nicht. Wieder hörte er sein eigenes Rufen nicht. Er hatte keine Ahnung, ob er schrie oder flüsterte.
    Vorsichtig kletterte er über die Lehne und ließ sich auf den Rücksitz fallen. Das Auto ächzte und kippte noch weiter nach links. Langsam verlagerte Harry sein Gewicht nach rechts, legte sich flach auf das Sitzpolster und berührte Kayla am Rücken. Er spürte, wie sie atmete.
    Versuchsweise rüttelte er am Griff der Tür links neben sich. Sie ging auf. Er packte Kayla und zog sie aus dem Auto heraus, auf die Böschung. Das war zwar gewagt, aber der Hang fiel dort nicht allzu steil ab und wies ein paar Buckel auf. Er fand Halt und konnte Kayla mehr oder weniger gerade hinlegen, wobei ihre Beine ein wenig abwärts rutschten.
    Als er auf dem Rücken neben Kayla in der Dunkelheit lag, schaute er den Hügel hinauf und sah die Umrisse von Zweigen, die über den Abhang ragten, und dazwischen entdeckte er Fetzen vom Nachthimmel; wie silberne Stecknadelköpfe stachen

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