Blutiges Echo (German Edition)
der auch den Rothaarigen umgebracht hat.«
Harry versuchte, sich aufzusetzen. Kayla und Tad kamen ihm zu Hilfe. Harry schaute den Hügel hinter der Werkstatt hinauf. »Der Rotschopf konnte fliehen. Er ist durch die Hintertür raus und den Hügel da hoch, dann wurde er immer blasser.«
»Zum Golfplatz?«, fragte Kayla.
Harry nickte. »Ich glaube schon.«
»Und zum Grundstück der McGuires, zum Bunker?«
»Kann sein.«
»Das hast du tatsächlich alles gesehen?«, fragte Tad.
»Auf eine gewisse Art«, sagte Harry. »Eine grauenvolle Art.«
Kapitel 47
Harry wankte vorwärts.
Er lief zwischen Kayla und Tad, und ohne es zu beabsichtigen, stützte er sich erst auf der einen, dann auf der anderen Seite auf. Kein Wunder, dass er ein Alkoholproblem hatte. Das war genau das, was er immer zu vermeiden versuchte: das Grauen in den Geräuschen der Vergangenheit. An diesem Abend hatte er sich das mit Absicht angetan, aber es war nicht schön gewesen.
Sie ließen die Werkstatt hinter sich und stiegen den Hügel hinauf. Er wirkte wie aus einem Märchen; das tote Gras auf der Kuppe glomm silbern im Sternenlicht.
Als sie oben ankamen, holte Harry tief Luft. Sie war kühl und brannte ihm in der Kehle. Beim Ausatmen war sein Atem weiß.
Kayla leuchtete mit der Taschenlampe umher. »Hier ist er hochgelaufen?«
»Ich hab gesehen, wie er aus der Tür und den Hügel hinaufgerannt ist. Dann ist alles verschwommen. Wahrscheinlich ist er aus dem Wirkungsbereich der Geräusche rausgelaufen. Als er gegen die Hintertür gestoßen ist – falsch. Als du mit dem Schlauch auf die Tür eingeschlagen hast, Tad, hast du ihn wieder aufleben lassen, wie er sie gerade mit den Handflächen aufgestoßen hat. Er hatte Todesangst und ist gerannt, so schnell er konnte.«
»Armer Dad. Armer Vincent. Aber warum?«
»Und wer?«, ergänzte Harry.
»Sind diese Männer ihm gefolgt?«, fragte Tad.
»Ich hab gesehen, wie der Mann mit dem Hut Vincent im Bunker umgebracht hat. Offensichtlich hat er ihn eingeholt und mit dem Telefonkabel gefesselt.«
»Das ist echt unheimlich«, sagte Tad. »Ich für meinen Teil will jedenfalls nie wieder dabei sein, wenn du diesen Scheiß machst. Dir sind ja fast die Augen aus dem Kopf geflutscht. Als du da drin umgekippt bist, hatte ich Angst, dass du dir was brichst.«
»Meine Schulter tut weh, aber sonst geht’s mir gut. Ich bin bloß ein bisschen wackelig auf den Beinen, und mir ist irgendwie schlecht.«
»Ich hatte recht«, sagte Kayla. »Dad wurde ermordet.«
»Genau genommen hab ich nicht gesehen, wie sie ihm das Kabel um den Hals gelegt, ihn verkleidet und die Tür hochgezogen haben. Aber alles, was ich gesehen hab, deutet auf jeden Fall darauf hin. Er war immer noch an Händen und Füßen gefesselt. Und der Wichser mit dem Hut hat eine Kippe geraucht.«
»Wozu die ganze Mühe mit dem BH und so?«, fragte Tad.
»Wie Kayla schon gesagt hat«, erklärte Harry. »Sie wollten ihn in Verruf bringen. Wenn er so gefunden wird, fragt niemand mehr groß nach. Und der Rothaarige … da hattest du wohl auch recht, Kayla. Er muss im Büro gewesen sein, hat gehört, was vorne los war, hat Panik bekommen und sich versteckt. Dann hat der Typ mit dem Hut ihn entdeckt, und es kam zu einer Rangelei. Der Rotschopf hat ihm mit dem Messer einen Kratzer verpasst, es bis zur Tür geschafft und ist den Hügel rauf.«
»Hast du nicht gesagt, dass der Rothaarige, als du ihn im Bunker gesehen hast, gefesselt war?«, fragte Kayla.
»Ich glaube schon.«
»Und war er nicht in eine Decke gehüllt oder so?«
»So sah es zumindest aus.«
»Aber hast du die Gesichter dieser Typen erkannt? Diesmal vielleicht von dem Mann mit dem Hut?«
»Das war der Kerl, den ich vorher schon im Bunker gesehen hatte. Dessen Gesicht konnte ich diesmal sehen. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich ihn wiedererkannt hätte, auch wenn er mir bekannt vorkam.«
Kayla holte tief Luft. »Es war nicht Joeys Vater, oder?«
»Nein, definitiv nicht.«
»Und der andere? Was ist mit dem?«
»Den konnte ich nicht genau genug sehen.«
»Könnte das Joeys Dad gewesen sein?«
»Es könnte ungefähr jeder gewesen sein. So dunkel, wie es war, hätte es genauso gut Batman sein können.«
»Gehen wir vom Naheliegendsten aus«, sagte Tad. »Folgen wir dem Weg, den der Rotschopf entlanggerannt sein muss, um bei diesem Bunker anzukommen. Packst du das, Harry?«
Eigentlich nicht. Harry kam sich vor, als wäre sein Körper mit Essig durchtränkt, durch die Mangel
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