Blutiges Echo (German Edition)
hatte, und daneben wucherten alle möglichen Bäume und Ranken.
»Der Bunker muss ganz in der Nähe sein«, sagte Harry.
Sie gingen noch ein Stück weiter, dann sahen sie wieder Lichter und das eindrucksvolle Haus der McGuires. Am Waldrand blieben sie stehen.
»Nette Hütte«, stellte Tad fest.
»Der Bunker ist da drüben«, sagte Harry.
Sie schlichen weiter, bis sie den Schutzkeller fanden, zogen vorsichtig die Tür auf und stiegen hinab. Drinnen war es kalt, aber wärmer als draußen. Kayla leuchtete mit der Lampe umher. Es gab nicht wirklich viel zu sehen.
»Die Frage ist«, sagte sie, »was haben sie mit der Leiche des Rothaarigen gemacht?«
»Ich glaube, sie ist hier irgendwo in der Nähe«, sagte Tad. »Der Kerl mit dem Hut war bereits das Risiko eingegangen, den Kleinen zu verfolgen, und er wollte nicht dabei gesehen werden, wie er eine Leiche draußen rumschleppt. Er war stark genug dafür, das steht fest, aber es wäre nicht klug gewesen, sein Glück noch weiter auszureizen.«
»Du glaubst, die Leiche befindet sich hier im Bunker?«, fragte Harry.
Tad schüttelte den Kopf. »Das nicht. Dieser Kerl kannte sich hier aus, also ist er wahrscheinlich mit McGuire befreundet. Verdammt, es könnte McGuire selbst sein. Wer auch immer es ist, Vincent wollte er ganz eindeutig nicht hier zurücklassen. Hier gibt es wirklich keine Ecke, in der er ihn hätte unterbringen können. Unterm Bett wäre es irgendwem aufgefallen, wenn es angefangen hätte zu stinken.«
»Also hat er die Leiche draußen entsorgt«, sagte Kayla.
Sie gingen wieder hinaus und liefen weiter.
»Darf ich mal die Taschenlampe haben?«, bat Tad. Kayla gab sie ihm, und Tad sprach weiter. »So wie ich die Sache sehe, hat er den Typen umgebracht, die Leiche wieder rausgezerrt, und wenn ich in den gleichen Bahnen denke wie er, ist er sie ziemlich bald losgeworden.«
»Ich verstehe nicht, wieso er sie nicht einfach im Bunker hat liegen lassen«, warf Kayla ein.
»Weil er den Kerl kannte, dem das Ding hier gehört«, sagte Tad. »Oder er war selbst der Kerl, dem das Ding gehört, und wollte nicht das Risiko eingehen, sich in die Sache zu verstricken. Wenn es McGuire selbst war, wäre es nicht so toll, wenn seine Tochter irgendeinen Kerl mit hierherbringt und sie Vincent zusammengefaltet in der Ecke finden, wo schon die Ameisen an ihm nagen.
Und dann spielte vielleicht noch eine andere Überlegung mit rein. Dein Dad ist tot und Vincent kreuzt nie wieder auf – das wirft ein schlechtes Licht auf ihn. Dass er zum selben Zeitpunkt in der Werkstatt gewesen war, war eigentlich sogar ein Glücksfall. Kayla, weißt du irgendwas über Vincents Familie?«
»Hab ich überprüft«, antwortete Kayla. »Er hatte keine. Sie sind gestorben, als er noch klein war. Er war fast völlig auf sich allein gestellt. Er hat in Sheetrock gewohnt und bei meinem Vater die Mechanikerausbildung gemacht.«
Tad leuchtete in den Wald. Ein Weg mit Reifenspuren verschwand zwischen den Bäumen.
»Wo geht es da hin?«, fragte Tad.
Das konnten weder Harry noch Kayla beantworten.
Sie gingen den Weg ein Stück entlang. Schließlich führte er aus dem Wald heraus und wurde zu einer kleinen Straße, die sich in einer Kurve um die Bäume wand.
»Wahrscheinlich hat der mit dem Hut ihn hier rausgeschleppt, der andere Kerl ist mit dem Auto von hinten herangefahren, und dann haben sie die Leiche eingeladen und irgendwo hinkutschiert, wo sie sie rauswerfen konnten«, sagte Tad.
»Klingt naheliegend«, sagte Kayla.
»Reine Mutmaßungen«, sagte Tad. »Genauso gut könnten seine Überreste hinter dem Baum da liegen.«
»Für heute haben wir alles getan, was in unserer Macht steht«, sagte sie. »Machen wir Feierabend.«
Kapitel 48
Harry und Kayla saßen zusammen mit Tad in seinem Haus, tranken bis ein Uhr nachts Cola light und koffeinfreien Kaffee und werteten die Ereignisse des Abends aus.
Harry fühlte sich, als hätte ihn jemand durch das dünne Ende eines Trichters gezogen, aber dieses ganze Gerede, auch wenn es sich darum drehte, was er erlebt hatte, tat gut. Es verhinderte, dass er einsam darüber nachgrübelte und dachte, die Schatten wären vielleicht nicht verschwunden, sondern hingen wie Spinnweben in seinem Oberstübchen.
Ja, es half enorm, Kayla und Tad dazuhaben. Aber ein Drink … großer Gott, ein Drink. Und dann noch ein Drink. Ein kaltes Bier oder ein heißer Whiskey. Das wäre das Ticket für die angenehme Fahrt ins Nichts.
Tad zeigte ihnen, wie er Münzen gegen
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