Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
gedreht, zum Trocknen aufgehängt und mit einem Teppichklopfer verprügelt worden.
    Und das war noch der angenehmere Teil.
    In seinem Kopf stürzten die Bilder wieder auf ihn ein, schoben sich hierhin und dorthin und rückten dabei in seinem Oberstübchen die ganzen Möbel um, was ihm gar nicht gefiel.
    »Harry?«, fragte Kayla. »Schaffst du das?«
    Vielleicht flunkerte Harry ein bisschen, als er sagte: »Ja, das schaff ich schon.«
    Hunde bellten. Hinter einigen Fenstern brannte Licht. Einen Augenblick lang standen sie da und betrachteten die Hinterhöfe mit ihren Wäscheleinen.
    »Wäscheleinen«, bemerkte Tad. »Sieht man nicht mehr so oft wie früher, aber das hier ist eine ärmere Gegend, da gibt es nicht so viele Trockner.«
    »Wie bitte?«, fragte Kayla.
    »Die Wäscheleinen. Die Decke, in die der Rothaarige eingewickelt wurde. Die kam von hier. Sie hing zum Trocknen draußen. Der Typ mit dem Hut hat sie sich gegriffen, um den Rotschopf darin einzurollen und festzuhalten. Eine Decke ist eine gute Waffe. Entweder wusste dieser Kerl ziemlich genau, was er tat, oder er hatte einen Geistesblitz. Wenn du jemanden mit Armen und Beinen unter eine Decke kriegst, kannst du ihn ziemlich gut festhalten. Und du meintest, dass dieser Vincent nicht besonders kräftig war?«
    »Nein«, bestätigte Harry.
    »Das passt doch«, sagte Tad. »Der Kerl mit dem Hut, der Mörder, reißt sich eine Decke von einer dieser Leinen runter und läuft ihm hinterher. Er bringt ihn zu Fall, dann nimmt er das Kabel, das er vom Telefon abgezwackt hat – es war doch das Telefon, oder?«
    Harry nickte. »Eins von diesen altmodischen.«
    »Damit hat er ihn gefesselt«, fuhr Tad fort. »Passt doch alles zusammen, oder nicht?«
    »Wieso ist Vincent nicht einfach zu einem Haus gerannt?«, fragte Kayla.
    »Er hatte solche Angst«, sagte Tad, »dass er einfach nur Fersengeld gegeben und nach einem Versteck gesucht hat.« Tad zeigte zu einer Baumreihe am Fuße des Hangs. »Da unten zum Beispiel.«
    »Das könnte hinhauen«, sagte Kayla. »Hinter diesen Bäumen liegt nämlich der Golfplatz.«
    »Wahrscheinlich hatte der Rotschopf einen ordentlichen Vorsprung«, sagte Tad. »Vielleicht wäre er sogar fast entkommen. Womöglich dachte er, er könnte sich da unten zwischen den Bäumen verstecken. Oder in dem Flusslauf. So wie die Bäume da wachsen, fließt da bestimmt ein Bach, oder?«
    »Ja, das stimmt«, antwortete Kayla. »Harry, Joey und ich haben früher immer an dem Bach gespielt.«
    »Mein Elternhaus steht nicht weit von hier entfernt«, sagte Harry. »Und Joeys Dad wohnt da im dritten Haus von rechts.«
    »Und das Haus meines Vaters wurde längst plattgemacht«, fügte Kayla hinzu. »Tut mir leid, Tad. Wir werden sentimental. Sie wollten noch was über den Rothaarigen sagen?«
    »Wenn er nicht angehalten hätte, um sich zu verstecken«, fuhr Tad fort, »dann wäre er ihnen vielleicht entwischt. Oder wenn er ein besseres Versteck gefunden hätte. Aber es war nicht seine Nacht. Alles nur Vermutungen, aber es klingt doch logisch, oder?«
    »Was ist mit dem zweiten Typ?«, fragte Kayla.
    »Vielleicht hat er ein paar letzte Handgriffe an der Leiche deines Vaters vorgenommen«, schlug Tad vor. »Hat die Fesseln aufgeschnitten, was auch immer. Als er fertig war, ist er vielleicht in eine andere Richtung gelaufen, um nach Vincent zu suchen. Sie könnten sich für die Suche aufgeteilt haben. Aber es war eben der mit dem Hut, der ihn gefunden hat.«
    »Sie würden einen guten Bullen abgeben«, bemerkte Kayla.
    »Was ich beim Kampfsport gelernt habe, hat mir auch einiges über Psychologie und Taktik beigebracht. Manches davon ist hängen geblieben.«
    »So langsam glaube ich, bei dir ist alles hängen geblieben«, sagte Harry.
    »Eins will mir echt nicht in den Kopf: Warum sind bei der ursprünglichen Ermittlung weder das fehlende Telefonkabel noch das Lampenkabel ans Tageslicht gekommen?«, sagte Kayla. »Diese ganzen Details!«
    »Weil sie sich schon längst eine Meinung gebildet hatten«, sagte Tad. »Es sah nach einem tödlichen Unfall aus, und das haben sie geschluckt. Fall abgeschlossen.«
    Sie gingen weiter über grasbewachsene Hinterhöfe und den Abhang hinunter und kamen zu der Baumreihe, die den Bach säumte.
    Als sie das andere Ufer erreicht hatten, standen sie am Rande des Golfplatzes. Daran liefen sie entlang, bis zu einem dichten Wäldchen, wo sich ein Pfad abzeichnete. Neben dem Pfad verlief ein Abzugskanal, den das Wasser tief ausgespült

Weitere Kostenlose Bücher