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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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irgendwie anders, selbst wenn man ihn nicht kennt. Verstehen Sie?«
    »Allerdings.«
    »Na jedenfalls, ich wollte mich nicht von oben bis unten mit Blut vollsauen. Ich hab also die Stücke zu nem Bündel verschnürt und an einem Seil festgebunden, so dass ich es zur Bärenfährte ziehen konnte. Ich wusste, dass sie wach waren, und ich wusste, dass sie Hunger hatten. Ich nahm nicht an, dass allzu viel von dem Kerl übrig bleiben würde.«
    »War die Leiche nackt, als Sie sie fanden?«
    »Nein, das hab ich gemacht. Wollte nicht durch Kleider sägen. Ging auch nicht davon aus, dass die Bären Appetit auf Polyester oder so was hatten.«
    »Wir haben im Ofen einige Stoffreste gefunden. Hatte die Leiche noch irgendetwas bei sich – irgendwelche Ausweispapiere oder persönliche Sachen, die Sie behalten haben?«
    »Ich hab gar nichts behalten. Es gab nichts zu behalten. Hab einfach alles in den Ofen geschmissen.«
    »Haben Sie das Opfer erkannt?«
    »Nie im Leben gesehen.«
    »Ehrlich gesagt bin ich noch weit davon entfernt, Ihnen die Geschichte mit dem Paten abzukaufen. Haben Sie irgendeine Ahnung, wieso Petrucci diesen Kerl tot sehen wollte?«
    »Nein. Und ich hatte auch nicht vor, ihn zu fragen.«
    »Sie sind gut im Geschäft, Paul. Sie haben eine Frau. Nettes Haus. Wieso sollten Sie so was mit einem Mann machen, den Sie nicht mal kannten?«
    »Wieso?« Bressard sah an Cardinal vorbei auf die gegenüberliegende Wand des Vernehmungszimmers. Er überlegte einen Moment und wandte sich dann wieder Cardinal zu. »Aus zwei Gründen. Erstens: Leon Petrucci. Und zweitens: Leon Petrucci. Was glauben Sie wohl, was er macht, wenn ich ihm sage, danke, aber ich kann das nicht? Meinen Sie, er lässt mich einfach laufen? Ich glaube kaum.«
    »Und die Zehntausend nicht zu vergessen.«
    »Fünf. Auf die anderen fünf warte ich immer noch.«
     
    Cardinal ließ sich von Bressard eine kurze Erklärung unterschreiben und führte ihn anschließend wieder zum Zellentrakt. Sie würden am Nachmittag förmlich Anklage gegen ihn erheben und ihn gegen ein Kautionsversprechen laufen lassen, vor allem, um ihn observieren zu können.
    Cardinal rief Musgrave an, der noch unterwegs war.
    »Und Sie glauben, die Mafia steckt dahinter?«, fragte Musgrave. »Sie glauben, der Zettel kommt von Petrucci?«
    »Na ja, Bressard hat früher schon für Petrucci gearbeitet. Ich meine, der Fall war vor Ihrer Zeit, vor ungefähr acht Jahren?«
    »Ja, da war ich noch in Montreal.«
    »Wir hatten einen Fall, bei dem Bressard in Petruccis Auftrag einen Kerl übel zusammengeschlagen hat. Wir konnten Petrucci nie drankriegen, weil Bressard zu viel Schiss vor ihm hatte, um ihn mit reinzuziehen. Aber als wir den Fall schließlich vor Gericht hatten, nannte eine Reihe von Kerlen seinen Namen – und einer davon hatte einen Zettel, unterschrieben mit der Initiale P. Wir wussten, dass sich Petrucci einige Jahre davor den Kehlkopf entfernen lassen musste – es war alsofür ihn nichts Ungewöhnliches, schriftliche Botschaften zu verschicken. Andererseits könnte Bressard uns natürlich das Blaue vom Himmel herunterlügen.«
    »Ich bin beeindruckt, dass Sie ihn überhaupt zum Reden gebracht haben, wenn man bedenkt … Aber Sie wissen sicher, dass Petrucci nach Toronto runtergezogen ist.«
    »Ja, hab ich gehört.«
    »Womit die Geschichte lediglich im Bereich des Möglichen liegt. Wissen Sie was – ich könnte die Petrucci-Schiene übernehmen. Ich setz jemanden von unserer Einsatzzentrale in Toronto darauf an. Bei denen steht organisiertes Verbrechen auf der Tagesordnung.«
    »Klingt gut.«
    Musgrave stieß einen Fluch aus.
    »Was ist los? Irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Ein gottverdammter Lkw hat mich gerade geschnitten. Ich sag’s ja, wenn man die Polizei braucht, ist sie nie da.«

9
     
    D as Amtszimmer des Staatsanwalts befand sich in der MacIntosh Street in einem schreiend hässlichen Bau aus Gussbeton, der auch die örtlichen Räume des Sozialministeriums beherbergte. Es lag genau gegenüber der Redaktion des Algonquin Lode – ein Standort, der dem Kronanwalt Reginald Rose sehr gelegen kam, wenn immer er der Öffentlichkeit seine Überzeugungen nahe bringen wollte, was recht häufig der Fall war.
    Alles an Reginald Rose war lang. Er war groß und dünn und ging leicht vorgebeugt, was ihm die Aura eines Gelehrten verlieh. Er hatte lange Finger, die ebenso elegant in Dokumenten blätterten oder Beweisstücke untersuchten, wie sie seinen Krawattenknoten zurechtzupften. Er

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