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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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überzeugt, dass Sie denselben Mörder haben.«
    »D.S., überlegen Sie bitte noch mal«, sagte Cardinal. »Cates ist innerhalb von drei Tagen die zweite Leiche im Wald. Sollten wir nicht so lange davon ausgehen, dass es eine Verbindung zum Shackley-Mord gibt, bis wir Grund haben, das Gegenteil anzunehmen?«
    »Wir haben einigen Grund, das Gegenteil anzunehmen«, sagte Chouinard. »Die eine Leiche ist ein Mann, die andere eine Frau. Eine wurde von Bären gefressen, die andere nicht. Der eine ist von auswärts, die andere hat hier in der Stadt gelebt …«
    »Warten Sie mal«, sagte Delorme. »Wie groß ist die Chance, dass zwei Mörder, die in dieser Stadt leben, AB negativ sind?«
    »Die Blutgruppe ist kein eindeutiger Beweis.«
    »Nehmen wir mal an, er schießt auf Shackley und wird selber verwundet«, sagte Cardinal. »Eine kleine Wunde. Es war nicht viel Blut auf der Beifahrerseite.«
    »Hab ich schon verstanden. Er braucht einen Arzt. Aber wieso verfüttert er Shackley an die Bären und die Ärztin nicht?«
    »Dafür gibt es eine Reihe von Erklärungen. Nummer eins: Ich denke, wir sind uns darin einig, dass der Mord an Dr. Cates keinen Mafiahintergrund hat. Falls sie von derselben Person getötet wurde, das heißt Bressard nicht von Leon Petrucci den Auftrag bekam, Shackleys Leiche verschwinden zu lassen, dann wurde er von jemand anderem angeheuert, der sich für Petrucci ausgab. Petrucci ist in der Stadt gut bekannt. Eine Menge Leute wissen, dass er nicht reden kann, dass er über schriftliche Botschaften kommuniziert. Das kam allesvor Jahren an die Öffentlichkeit, als Bressard wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht stand – der Algonquin Lode hat die Geschichte damals in allen Einzelheiten ausgebreitet. Vielleicht geht unser Mörder davon aus, dass er Bressard nicht zweimal hereinlegen kann. Vielleicht will er ihn auch nicht zweimal bezahlen.«
    »Jedenfalls«, sagte Delorme, »wird er Samstagabend bei der Auseinandersetzung mit Shackley verwundet. Er denkt möglicherweise, er kann es aussitzen. Er glaubt vielleicht, er kann damit leben. Bis Montag tut es höllisch weh oder es hört vielleicht nicht auf zu bluten. Jetzt weiß er, dass er nicht um einen Arzt herumkommt.«
    »Wieso Dr. Cates?«
    »Das wissen wir noch nicht«, räumte Delorme ein.
    »Aber Sie haben doch ihre Patienten überprüft. Sie haben ihre Kollegen überprüft.«
    »Und deshalb sollte ich mit Cardinal nach Montreal. Zusammen können wir viel schneller diesen Telefonnummern nachgehen. Und wenn wir rauskriegen, hinter wem Shackley her war, wissen wir, wer der Mörder ist.«
    »Gott, ich hasse Entscheidungen«, sagte Chouinard. »Wartet nur, bis ihr euch selber mit Budgets herumzuschlagen habt, dann wisst ihr, wie das ist.«
    »Dann kann ich also mit, ja?«
    »Und dass Sie nicht eine Minute länger dableiben als nötig.«

19
     
    Z entrale der RCMP, Abteilung C, Montreal. Die Atmosphäre ruhig und sachlich, jedermann höflich. Cardinal fragte sich für einen Moment, ob er vielleicht versehentlich in das falsche Gebäude gegangen war. Er und Delorme kamen gerade aus dem Regent Hotel – einem winzigen Kasten ohne jeden Charme und direkt an der Schnellstraße gelegen –, und das vergleichsweise luxuriöse Interieur der Abteilung C stand dazu in angenehmem Gegensatz.
    »Das sieht ja mehr nach einer Versicherung als nach einer Polizeiwache aus«, sagte Delorme.
    Für ihr erstes Gespräch mit Sergeant Raymond Ducharme hatte man ihnen ein kleines Vernehmungszimmer zur Verfügung gestellt. Cardinal schätzte Ducharme auf plus/minus fünfundsechzig, bei all den Falten in seinem geröteten Gesicht. Er hatte den Körper eines Schwimmers und den Kopf eines Philosophen – breite Stirn, scharfe Gesichtszüge und einen schmalen, sarkastisch verzogenen Mund. Seine Zähne waren zu schön, um echt zu sein.
    »Sie sind also Freunde von Malcolm Musgrave«, sagte Ducharme. Sein frankokanadischer Akzent hatte etwas Erfrischendes. »Ich kannte ihn schon, als er so groß war.« Er machte eine entsprechende Geste kurz über seinen Knien.
    »Tatsächlich?«, sagte Cardinal. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Malcolm Musgrave mal so klein gewesen ist.«
    »Und ob«, versicherte Ducharme. »Ich hab schon mit seinem Vater gearbeitet, in den guten alten Zeiten. Sein Dad war einer der Besten. Bitte, nehmen Sie Platz. Möchten Sie was trinken? Bestimmt? Gut. Also, wir konnten uns das Foto, das Sie mir geschickt haben, mal unter die Lupe nehmen, aber zuerst

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