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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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verrutschte. Die Schlinge wurde an die richtige Stelle geschoben, und Minuten später hing der Wagen über dem Abgrund hoch in der Luft.
    In der Kabine des Krans zog Deckard an seinen Hebeln und drehte an seinen Steuerrädern, bis der Wagen – immer noch auf dem Kopf – sachte auf einem Flachlader landete.
    Deckard trat aus seiner Kabine, und alle vier Polizisten klatschten Applaus. Er verbeugte sich tief und sprang vom Kran. Er klatschte Cardinal noch einmal ab. »Ging wie geschmiert, Mann, wie geschmiert.«
    Arsenault und Collingwood standen schon auf dem Flachlader. Mit Hilfe eines Rettungsspreizers brachen sie zwischen dem eingedrückten Dach und den Sitzen ein Stück auf.
    »Die Fenster standen alle offen, als er über die Klippe stürzte«, sagte Arsenault. »Wie’s aussieht, hat der Burschegeglaubt, er würde ihn versenken. Kam wahrscheinlich in der Nacht her und hat ihn hier über Bord gehen lassen, weil er dachte, das Wasser wäre tiefer.«
    Arsenault und Collingwood fanden den einen oder anderen Gegenstand von begrenztem Interesse: einen verwischten Mietvertrag auf den Namen Howard Matlock, eine Fliegersonnenbrille zum Hochklappen, eine leere Coladose, die noch im Becherhalter steckte. Sie würden zusammen mit dem gesamten Auto nach Fingerabdrücken abgepinselt, sobald der Wagen trocken war.
    »Eigentlich wollen wir uns auf den Beifahrer konzentrieren«, sagte Cardinal. »Wir wissen ein bisschen was über das Opfer, aber rein gar nichts über den Mörder.«
    Collingwood untersuchte die Rückenlehne des Beifahrersitzes mit einer Pinzette. Er drehte sich zu Cardinal um und gab ein einziges Wort von sich. »Blut.«
    »Auf dem Beifahrersitz? Sicher?«
    Collingwood antwortete nicht. Er zog einen Teppichschneider aus seiner Werkzeugbox und schälte den Sitzbezug zurück, bis das Polster freilag. Der braune Fleck, der darunter zum Vorschein kam, sprach für sich.
    »Wir wollen keine zehn Tage warten, bis wir die DNA-Ergebnisse haben«, sagte Cardinal. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie wir uns vorher Klarheit verschaffen können, ob das hier vom Beifahrer und nicht vom Fahrer ist?«
    »Wir können hier und jetzt die Blutgruppe bestimmen«, sagte Arsenault. »Gut möglich, dass sie dieselbe haben, aber ist immerhin einen Versuch wert, nicht?«
    Arsenault holte ein tragbares Gerät aus dem Van der Spurensicherung. Die nächste Viertelstunde arbeiteten er und Collingwood an den Flecken. Cardinal wartete und starrte über den See und in den bleigrauen Himmel. Am Horizont türmten sich Wolken auf und drohten mit noch mehr Regen, was gleichbedeutend war mit noch mehr Eis.
    Arsenaults Tritte knirschten hinter ihm auf dem vereisten Boden. »Der Fahrer ist 0 negativ«, sagte er.
    »Und der Beifahrer?
    »Den haben wir auch. AB negativ.«
    Cardinal zog blitzschnell sein Handy heraus und rief Delorme an. »Haben Sie nicht gesagt, das Blut aus Dr. Cates’ Praxis sei AB negativ?«
    »Allerdings. Wir haben es von dem Papier der Untersuchungsliege.«
    »Das könnte der Beweis sein, dass die beiden Fälle zusammengehören«, sagte Cardinal. »Der Mörder schießt auf Shackley, aber er bekommt auch selber einen Schuss ab. Die Kugel steckt noch, aber er kann in kein Krankenhaus gehen, weil sie Schusswunden melden müssen. Also schnappt er sich Dr. Cates und zwingt sie, ihn zu behandeln.«
    »Dann tötet er sie, um sie zum Schweigen zu bringen. Das sieht gut aus. Und ich hab auch was für Sie.«
    »Tatsächlich?«
    »Musgrave ist vorbeigekommen. Sie werden nicht glauben, wen Shackley angerufen hat.«
     
    Chouinard hörte sich Cardinals Vorschlag an, ohne irgendeine Gefühlsregung oder auch nur Interesse zu zeigen. Als Cardinal mit seinen Ausführungen fertig war, antwortete er mit dieser ruhigen, sonoren Stimme, die ihn intelligenter erscheinen ließ, als er war: »Dass Sie nach Montreal müssen, steht außer Frage. Bei Delorme bin ich mir nicht so sicher.«
    »Detective Delorme«, sagte Cardinal, »wie schätzen Sie mein Französisch ein?«
    »Was für Französisch? Ich hab Sie schon reden gehört, aber das war kein Französisch. Das ist eher so ein Frankenstein-Kauderwelsch –«
    »Wieso machen Sie sich darüber Gedanken, Cardinal? In Montreal spricht jeder Englisch, wissen Sie.«
    »Das ist nicht ganz richtig«, sagte Delorme. »Das ist nicht einmal annähernd richtig.«
    »Na ja, vielleicht hat sich das geändert, seit ich das letzte Mal da war. Nehmen Sie ein Wörterbuch mit. Ich bin einfach noch nicht davon

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