Blutiges Gold
war so offensichtlich, dass all seine Instinkte Alarm schlugen. Cherelle sah aus, als arbeitete sie im horizontalen Gewerbe. Risa dagegen sah aus wie eine Angestellte, die alles tat, um ihre weiblichen Reize zu verbergen.
Und trotzdem …
Wenn die beiden miteinander lachten, konnte er die Kinder erkennen, die sie einmal waren, und das enge Band zwischen ihnen, das all die Jahre überdauert hatte. Jedenfalls, was Risa betraf. In ihren Augen war nichts von der Berechnung und um ihren Mund nichts von der Bitterkeit zu sehen, die an der Frau, die sich Cherelle nannte, hervortraten, sobald Risa woanders hinschaute.
Entschlossen steckte Shane den Stift zurück in seine Tasche und ging an die Arbeit. Zunächst machte er Kopien von den fünf deutlichsten Aufnahmen von Cherelle und sandte sie, zusammen mit möglichen Schreibweisen ihres Namens, an seine Sicherheitschefin. Cherelle wurde dadurch im Computer des Sicherheitssystems gespeichert und sofort herausgegriffen, sobald sie sich in Reichweite einer der Kameras befand. Das war nur eine der verschiedenen Arten, mit denen sich das Casino gegen Betrüger, Falschspieler und aktenkundige Kriminelle schützte.
Dann rief er Rarities Unlimited an, wobei er eine von Nialls Privatnummern nutzte.
»Was haben Sie auf dem Herzen, mein Freund?«, fragte Niall sofort.
»Ich bitte um die vollständige Aufklärung über zwei Personen. Ich habe die entsprechenden digitalen Sequenzen bereits auf Ihrem Sicherheitscomputer abgelegt.«
»Zum Teufel! Sie haben sich schon wieder reingehackt!«
Shane schnaubte ungeduldig. »Wenn ich das gemacht hätte, würde ich Sie wohl kaum fragen, oder? Ich habe mir nur Zutritt zu der Datei verschafft, in der Sie alles über mich gespeichert haben, und die Daten reingepackt.«
»Sie haben Zugriff zu … verdammt. Sie sind eine echte Landplage. Bloß gut, dass Sie auf der Seite der Guten sind.«
»Stimmt, aber sagen Sie’s nicht weiter. Ich kriege viel mehr mit, wenn die Leute denken, ich hätte Dreck am Stecken.«
Niall ließ ein boshaftes Lachen hören und rief Shanes Datei auf. Das Bild einer Frau erschien auf seinem Bildschirm. »Na, das ist ja eine Nummer! Name?«
»Cherelle. Kein Nachname. Schreibweise des Vornamens unklar.«
»Perfekt. Was hat sie – verdammt, da ist ja Risa neben ih r !«
Shane brummte zustimmend.
»Sie bitten mich um eine umfassende Recherche über Risa Sheridan?«, fragte Niall in neutralem Ton.
»Haben Sie was dagegen?«
»Ich – zur Hölle, wir leiden doch beide unter Verfolgungswahn.«
»Mein Vater ist Sebastian Merit, dieses Schwein. Welche Entschuldigung haben Sie?«
»Erfahrung. Sogar …«
»… Paranoiker haben echte Feinde«, ergänzte Shane in verächtlichem Ton. »Der Witz ist älter als Sie, also älter als das Lebensalter von zwei …«
Das Geräusch aus der Leitung verriet ihm, dass er mit sich alleine sprach. Er legte auf und kehrte zu der Sequenz in der Bar vor Risas Ankunft zurück. Irgendetwas störte ihn.
Dieses Mal richtete er seine Aufmerksamkeit nicht auf Cherelle. Er beobachtete die andere Frau an der Bar. Jetzt bemerkte er das Signal des Barkeepers. Unmittelbar darauf erhob sich die gut gekleidete Frau und ging zu einem Spielautomaten, der in der Nähe stand. Etwa zehn Sekunden später machte einer der zivil gekleideten Sicherheitsleute des Casinos seinen Kontrollgang durch die Bar. Sobald er verschwunden war, kehrte die Frau an die Theke zurück und setzte sich direkt neben den Mann mit dem dicken Bauch und der Goldkette. Sie bestellte einen Drink und bezahlte mit einem Zwanziger.
Der Barkeeper brachte ihr einen Softdrink, aber kein Wechselgeld.
Sie fragte auch nicht danach.
Shane drückte auf seinem Telefon die Ruftaste für den Leiter des Sicherheitsdienstes dieser Acht-Stunden-Schicht. Der Anruf wurde sofort beantwortet.
»Hier ist Ned, was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Überprüfen Sie bitte die Überwachungskameras des Gabriel’s Horn für die letzte Stunde. Wenn Sie sehen, was Sie meines Erachtens sehen müssten, dann setzen Sie den Barkeeper vor die Tür und die Nutte gleich mit ihm.«
»Ich kümmere mich sofort darum, Sir.«
Als Shane auflegte, klingelte sein zweites Telefon. Die Nummer zeigte an, dass es sein Casinomanager von der Tagesschicht war.
»Was ist denn nun schon wieder«, knurrte Shane. »Kann hier keiner alleine niesen, ohne mich gleich zu Hilfe zu rufen?« Er schnappte sich den Hörer. »Tannahill?«
»Gut, dass Sie da sind, Sir. Bob Fairweather hat
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