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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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was ihn beschäftigte. Es war Risas mangelnde Bereitschaft, über die Frau zu sprechen, die hier logierte und deren Rechnung auf Risas Spesenkonto inzwischen den stolzen Betrag von 9678,23 Dollar ausmachte.
    Es war eine Sache, einer Made wie Cherelle Faulkner ein Bett zum Schlafen zu überlassen und ihr zu erlauben, sich großzügig des Spesenkontos für Angestellte zu bedienen. Etwas ganz anderes war es, ihr den Schlüssel zum Sicherheitstrakt des Golden Fleece zu überlassen.

31
Las Vegas
3. November
Am Nachmittag
    Cherelle lächelte den ernsten jungen Mann, der ihr am Informationsschalter des Empfangs in der Lobby gegenübersaß, an. Ihr Lächeln war von der Art, die Männern das Blut schneller durch die Adern rinnen und sie auf viele schöne Dinge hoffen ließ. Obwohl Cherelle beide Hände dazu brauchte, die vielen Päckchen zu halten, die sie dabeihatte, schaffte sie es, über die dunkel behaarten Finger zu streichen, die ihr die neue Plastikkarte entgegenhielten.
    »Danke, mein Lieber«, flötete sie und griff nach der Karte.
    »Darf ich Ihnen bei Ihrem Gepäck helfen?«
    »Oh, ich kann Sie doch nicht von Ihrer Arbeit weglocken.« Ein umwerfendes Lächeln, und schon hatte sie sich abgewandt, ehe er sagen konnte, dass seine Arbeit ja genau darin bestand, den Gästen zu helfen. »Aber ich komme ganz bestimmt nächstes Mal auf Ihr Angebot zurück, wenn ich nach dem Shopping hier vorbeigehe.«
    »Versprochen?«
    »Großes Ehrenwort«, rief sie über ihre Schulter.
    Kaum hatte sie dem Mann am Schalter den Rücken gekehrt, da war ihr Lächeln auch schon verschwunden. Sie wusste, dass Socks hinter ihr her sein würde. Es war bloß noch nicht klar, wie lange es dauerte, bis er weit genug wiederhergestellt war, und das Golden Fleece ins Visier zu nehmen und hier nach ihr zu suchen.
    Bevor ich ihm an die Eier ging, hätte ich ihn fragen sollen, was er mit Tim gemacht hat, dachte sie bitter. Dann hätte ich die Bullen rufen und sie Socks auf den Hals hetzen können.
    Doch zu spät. Na ja, sie konnte natürlich die Bullen auch jetzt noch rufen, ihnen eine vermisste Person melden und sagen, dass es Socks war, der Tim als Letzter lebend gesehen hat. Aber die Bullen würden mindestens zwei Tage oder zwei Wochen brauchen, ehe sie nur einen Finger rührten. Und das war viel zu spät für sie.
    Es sei denn, er tauchte wieder auf.
    Cherelles Schritte verzögerten sich kurz, dann nahm sie wieder ihren raschen Gang auf. Sie würde gerne glauben, dass Socks nicht in der Lage wäre, seinen alten Knastkumpel umzubringen, aber sie glaubte schon sehr lange nicht mehr an Wunder …
    Nie.
    Sie hatte schon eine Menge netter Geschichten gehört, die der reine Betrug waren. Hier hab ich was Süßes für dich, meine Kleine. Komm in mein Auto, und wir machen eine nette kleine Spazierfahrt. O ja, mein Zuckerpüppchen, ich liebe dich.
    Wenn Tim noch lebte, musste er auf sich selbst aufpassen. Die Süßigkeiten, die er austeilte, waren fantastisch gewesen, und die Spazierfahrten mit ihm die besten, die sie jemals hatte. Aber all dem nachzujammern war reine Zeitverschwendung – und Zeit hatte sie im Moment nicht zu verlieren. Und vielleicht ging es ihm ja auch gut und er versteckte sich bloß irgendwo, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
    Und vielleicht scheißen Hunde ja Diamanten.
    Sie wischte ihre Gedanken an Tim weg und vergrub sie an irgendeinem dunklen Ort ihres Gedächtnisses. Mit Bewegungen, die für sie schnell zur Routine geworden waren, jonglierte sie mit ihren Päckchen, öffnete mit dem Codeschlüssel geschickt die Fahrstuhl- und andere Türen und eilte Flure entlang, bis sie Risas Wohnung erreicht hatte.
    So besorgt sie war, überkam sie doch erneut ein Gefühl der Überraschung und Freude, dass sie eine so elegante und farbenfrohe Wohnung betrat mit Blick über die Stadt, Plüschteppichen und einem Badezimmer, in dem ein ganzes Footballteam Platz hätte – und sie brauchte keinen Finger dafür zu rühren, außer das alles zu genießen. Kein Putzen, kein Kochen, keine Wäsche, kein Aufräumen von Tims Krempel, kein gebrochener Badezimmerfußboden mit schwarzem Schimmelpilz und keine Kakerlaken, die aus rostigen Abflüssen krochen.
    Aber auch kein Kokain. Sie hatte keine Zeit gefunden, sich um entsprechende Kontakte zu kümmern. Aber auch ohne Koks hatte sie den Tag hier genossen. Zu schade, dass es damit vorbei war. Aber das war leider so.
    Sie warf ihre Einkäufe aufs Bett und fing an, sie zu durchstöbern und rasch auszupacken.

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