Blutiges Gold
scharfe Messer. Ein Glaskasten voller Gold und Juwelen. Ölverschmierte Lappen. Ein würgendes Geräusch und Joey, der sich auf dem Boden wand. Socks, der Joey trat. Und Tim eine Knarre in die Hand drückte.
»Oh, Scheiße«, winselte Tim. »Ich hab ihn umgebracht.«
Dann Socks, der auf Tim schoss.
Sein alter Knastkumpan.
Er hat versucht, mich umzubringen.
Wie ihn die Wucht des Schusses nach hinten schleuderte, wie er fiel und dabei den Aktenschrank mit sich zu Boden riss.
Himmel, das ist es, was auf mir liegt.
Mit einem Stoß und einer Drehung seines schlanken Körpers gelang es Tim, sich unter dem Metallschrank hervorzuwinden. Er hätte sich vielleicht wegen der krachenden und schabenden Geräusche Sorgen gemacht. Aber dazu war er gar nicht in der Lage, denn seine Brust brannte wie ein loderndes Feuer, das Wellen des Schmerzes und der Übelkeit durch ihn sandte. Hätte er nicht schon auf dem Boden gelegen, wäre er dort hingefallen.
Joey lag noch nicht mal zwei Meter von ihm entfernt. Mit schlaffem Mund, blinden, weit aufgerissenen Augen und leichenblasser Haut. Er stank nach Tod.
Und Tim hatte ihn getötet.
Muss hier weg.
Mit großer Mühe gelang es ihm, sich auf seine Knie und Hände aufzurichten und von da auf die Füße. Der Schmerz ließ ihn winseln wie einen geprügelten Hund, aber hier war niemand, der ihn hätte trösten können. Er taumelte zur Hintertür, die auf eine Gasse hinausführte. Von dort waren es nur noch ein paar Gassen weiter und er würde bei seiner Mutter sein.
Es fühlte sich an, als müsste er meilenweit nackt über brennende Kohlen laufen, nur dass das Feuer nicht unter seinen Füßen, sondern in seiner Brust war. Nur der animalische Wille zu überleben trieb ihn weiter, der auch der Grund dafür gewesen war, dass er sich mit Socks zusammengetan hatte. Wenn du im Knast keinen starken Kumpel hast, bist du den anderen ausgeliefert.
Und draußen war es praktisch genauso.
Als er die Hintertür des Häuschens erreichte, in dem seine Mutter lebte, fiel er wieder auf Knie und Hände. Und als es ihm schließlich gelang, die Tür zu öffnen, fiel er der Länge nach auf den Küchenfußboden.
Miranda schrie laut auf, bevor sie erkannte, dass der Eindringling ihr Sohn war. »Timmy! Oh, mein Gott! Was ist mit dir passiert?«
»Angeschossen.«
Tim krümmte sich, drehte sich auf den Rücken und wurde bewusstlos.
Sogar Tims wild gemustertes Hawaiihemd konnte den immer größer werdenden Blutfleck nicht verbergen. Schluchzend und betend fiel Miranda auf die Knie. Der einzige Sonnenschein ihres Lebens lag in seinem Blut auf dem Fußboden in ihrer Küche.
»Timmy?«, schrie sie.
Er antwortete nicht. Sein Atem ging röchelnd.
Die Welt um sie herum wurde kalt und glasklar. Ohne zu zögern, ging sie zum Telefon und wählte die Nummer, an die sie sich niemals erinnern wollte und die sie nicht vergessen konnte. Als jemand abnahm, vergeudete sie kein Wort.
Sehr schnell wurde sie mit dem Mann an der Spitze verbunden. Auch jetzt verlor sie kein unnützes Wort.
»Dein Sohn wurde angeschossen. Schick Hilfe hierher zu mir – sofort .«
30
Las Vegas
3. November
Am Nachmittag
Fast widerstrebend beobachtete Risa, wie sich die Bürotür hinter dem zufrieden lächelnden Smith-White schloss. Mit entschlossenen Bewegungen riss sie sich die Handschuhe herunter und warf sie in den nächsten Abfalleimer. Sie war nicht gerade scharf auf das, was jetzt folgte, aber es musste sein.
»Sind Sie sich im Klaren darüber, dass Sie gerade zwei Millionen vierhundertsiebzigtausend Dollar für etwas ausgegeben haben, was Sie niemals in der Ausstellung zeigen können?«
»Kommen noch die zehntausend für die Belohnung dazu, die ich ausgesetzt habe; aber wer sagt, dass ich die Stücke nicht ausstellen kann?«
»Ich.« Sie hielt abwehrend eine Hand vor sich, als ob sie ihn wegstoßen wollte. »Nein. Unterbrechen Sie mich jetzt nicht. Sie haben mich angestellt, um Sie zu beraten, und jetzt hören Sie verdammt noch mal zu, was ich Ihnen zu sagen habe. Was Smith-White als Provenienz der Stücke angeboten hat, ist ein Witz. Und zwar ein ziemlich schlechter.«
Ausdruckslos blickte Shane auf das Stück Papier mit der Herkunftsbescheinigung, die Smith-White den fantastischen goldenen Objekten beigelegt hatte. »Erworben während des Ersten Weltkriegs bei einem nicht namentlich bekannten südafrikanischen Privatsammler durch einen weiteren Privatsammler, James Madison, einem auf Weltreise befindlichen Amerikaner.
Weitere Kostenlose Bücher