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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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uns zu vertrauen.
    »Ich muss Ihnen nur noch eine Frage stellen.«
    »Raker«, protestierte Healy, »wir haben keine Zeit mehr.«
    Ich hob eine Hand. »Ich weiß. Trotzdem.«
    Sie sah uns an.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten sich die Geräusche, die Sie gehört haben, nachdem Markham Sie angegriffen hatte und Sie bewusstlos geworden sind, nicht erklären können. Was haben Sie damit gemeint?«
    Healy schaute auf die Uhr.
    Sie runzelte die Stirn. »Dass ich Dinge gehört habe, die dort nicht hingehörten.«
    »Was, zum Beispiel?«
    Schweigen.
    Dann: »Nachdem Mark ›Ich kann das nicht mehr‹ gesagt hatte, wurde alles schwarz. Aber …« Sie hielt inne. »Aber ich könnte schwören, dass da ein Wimmern war.«

60
    Als wir die Treppe hinunterhasteten, sahen wir, wie Hart und Davidson in einem Zivilfahrzeug der Marke Ford Focus am Eingang der Siedlung vorbeifuhren. Sie steuerten auf
den Parkplatz zu. »Er wird mein Auto erkennen«, keuchte Healy.
    »Er weiß sowieso, dass wir hier sind«, entgegnete ich. »Bestimmt hat er Ihr Handy geortet.«
    Wir rannten durch den dunklen Torbogen, der den Hof mit der Straße verband, und beobachteten, wie Hart und Davidson aus dem Focus stiegen. Sie sprachen zwar kein Wort, wirkten jedoch sehr zielstrebig. Offenbar waren sie uns schneller auf die Spur gekommen, als ich gedacht hatte.
    Hart bildete die Vorhut, Davidson folgte widerstrebend. Sie waren ein seltsames Gespann. Unter anderen Umständen hätte ich sie beinahe als komisch empfunden. Mir einen schlanken Davidson vorzustellen wollte mir nicht so recht gelingen. Kräftig gebaut war vermutlich das höchste der Gefühle gewesen, bis der Zahn der Zeit ihn selbst dieser Option beraubt hatte. Hart war das absolute Gegenteil: hager, ja beinahe abgezehrt, sodass man fast das Skelett erahnen konnte. Keine Muskeln. Keine Sehnen. Nur Haut und Knochen.
    Wir traten den Rückzug in den Hof an. Auf der rechten Seite, gegenüber von Sonas Unterschlupf, warf ein Gebäude einen langen Schatten, wo wir hastig in die Hocke gingen und warteten. Dreißig Sekunden später erschienen die beiden und liefen nach links. Wir sahen zu, wie sie verschwanden.
    Und plötzlich rannte Healy los.
    Ich versuchte, ihn zurückzuhalten, aber er war zu schnell und entfernte sich im Schutz der Dunkelheit. Es war ein unsinniger Akt der Verzweiflung. Schließlich wollte er nicht ertappt werden, am allerwenigsten von Hart und Davidson. Wenn er sich nur wenige Minuten geduldet hätte, wären wir aus dem Schneider gewesen. Ich schaute zu ihnen hinüber. Healy war leise gewesen  – allerdings nicht leise genug. Kies spritzte hoch. Ein lockerer Pflasterstein knackte. Die beiden Detectives kehrten zurück  – und bemerkten ihn.

    »Healy!«, rief Davidson.
    Sie rannten beide los. Hart war natürlich der Schnellere. Ich beobachtete Healy. Seine Leibesfülle behinderte ihn, denn er hatte den Körperbau eines Kraftsportlers, nicht den eines Sprinters. Im nächsten Moment stolperte er und taumelte gegen eine der Wände des Torbogens. Als er sich umschaute, stellte er fest, dass die beiden näher kamen und ihn eingeholt haben würden, bevor er sein Auto erreichte. Er machte ein verängstigtes, zorniges und schuldbewusstes Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen, sein Atem ging stoßweise.
    Er sah, wie sein Plan in sich zusammenfiel.
    Du musst etwas unternehmen.
    Als Hart gerade an mir vorbeilaufen wollte, trat ich aus dem Schatten. Er wurde langsamer und blieb etwa einen Meter fünfzig entfernt von mir stehen. Davidson folgte ihm in drei oder vier Sekunden Abstand. Ich hielt beide Hände hoch. »Alles in Ordnung.«
    Hart warf einen Blick auf Healy. Als ich über die Schulter schaute, stellte ich fest, dass er ebenfalls langsamer wurde. Ich wandte mich wieder zu Hart um, der mich anstarrte.
    »So geht das nicht, David.«
    »Raker?« Das war Healy.
    »Nehmen Sie das Auto und tun Sie, was Sie für nötig halten, Healy«, sagte ich, ohne den Blick von Hart abzuwenden. Inzwischen stand Davidson nach Atem ringend neben ihm. Er krümmte sich, stützte die Hände auf die Knie und sah zwischen Healy und mir hin und her. »Tun Sie einfach, was Sie für nötig halten.«
    In Harts Augen zeigte sich Erstaunen. Er starrte Healy an.
    Ich wandte mich um.
    Healy kam auf uns zu. Die Hände in den Taschen, fixierte er Hart und Davidson mit Blicken. »Healy«, sagte ich. »Nehmen Sie das Auto und tun Sie, was …«

    Und dann machte Healy eine Dummheit.
    Er zog eine Pistole.
    Wir waren

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