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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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alles strahlte. Und plötzlich wurde mir  – zu spät  – klar, was da geschehen war. Die Flüssigkeit, die ich auf dem Weg die Leiter hinunter ertastet hatte, war weder Tauwasser noch Öl gewesen. Die Leuchtröhren über mir verbreiteten ultraviolettes Licht. Kein sichtbares Licht, kein sichtbarer Effekt  – solange keine fluoreszierende Farbe ins Spiel kam.
    Und ich war damit bedeckt.
    »Hallo, David.«
    Ich drehte mich um. Er stand hinter mir. Ganz in Schwarz gekleidet, die Glasscherbe an einer Kette um den Hals, OP-Maske über Mund und Nase. Seine Augen weiteten sich, als wollten sie mich aufsaugen.
    »Beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, bist du besser zu sehen.«
    Und mit diesen Worten stach er mit einem Messer nach mir.

67
    In einem Sekundenbruchteil schob ich Megan beiseite und hob den Arm. Das Messer drang dicht oberhalb des Ellbogens ein. Obwohl die Klinge höchstens fünf Zentimeter lang war, spürte ich den Schmerz sofort. Er schoss mir den Arm hinauf und explodierte in meiner Brust.
    Ich hörte Schritte, als Megan in die Dunkelheit floh, und war kurz erleichtert, dass sie es geschafft hatte, zu entkommen. Glas lauschte dem Geräusch ebenfalls. Bis ihm klar wurde, dass er einen Fehler gemacht hatte, stürzte ich mich schon auf ihn: ein Schlag ins Gesicht, einer auf die Schläfe und einer auf die Brust in die Herzgegend. Wir landeten polternd
auf dem Boden. Das Messer prallte ab und schlitterte über den Boden. Er war zwar benommen, wehrte sich aber immer noch, streckte die Hände nach meiner Kehle aus und griff mit den in OP-Handschuhen steckenden Fingern nach meinem Gesicht, Nase und Augen.
    Ich stieß ihn weg, schlug ihn noch einmal und legte all meinen Zorn und Widerwillen in diesen Hieb. Es knackte. In der Dunkelheit und nur erleuchtet von Healys Handy stellte ich fest, dass seine Augen zurückrollten. Offenbar hatte ich ihm die Nase gebrochen. Blut sickerte durch die Maske.
    Er lag reglos da. Die Augen waren geschlossen.
    Ich stand auf und machte mich im Dämmerschein des Schwarzlichts auf die Suche nach Megan. »Megan?« Ich lief auf die Schatten im hinteren Teil des Raums zu. »Megan? Es ist alles gut, Liebes. Alles ist in Ordnung. Ich will nur wissen, ob es Ihnen gut geht.«
    Plötzlich wurde es stockfinster. Der Raum war wieder in Dunkelheit getaucht. Ich hörte Schritte und drehte mich um, bereit, den Angriff von Glas abzuwehren. Doch nichts geschah. Stattdessen umkreisten mich die Schritte. Ich hörte, wie Kisten umkippten. Etwas fiel scheppernd zu Boden. Und dann entstand zwischen den Särgen plötzlich ein cremefarbenes Rechteck.
    Eine Tür.
    Glas warf mir noch einen Blick zu  – und schlüpfte hinaus. Ich lief ihm nach. Der Flur war offenbar früher eine Art Wartungstunnel gewesen. Die Wände zerbröckelten, und der Beton zerfiel zu Staub. Am Ende befand sich eine gewundene Treppe. Auf den Stufen angekommen, schaute Glas sich noch einmal um und eilte dann hinauf.
    Die Treppe war etwa zehn Meter hoch. Die Tür oben war mit einem Schweißbrenner und einigen Brettern verschlossen worden. Tageslicht fiel durch einen ungenutzten Lüftungsschacht.
Glas sprang mit einem Satz in den Lüftungsschacht, sodass das Metall klapperte. Inzwischen hatte ich den Treppenabsatz erreicht und folgte ihm. Der Schacht verlief etwa fünfzehn Meter geradeaus und machte dann eine Biegung nach oben. Als Glas am Ende angekommen war, zog er sich hinauf. Seine Füße baumelten in der Öffnung. Dann war er verschwunden. Etwa einen Meter fünfzig von der Luke entfernt, blieb ich stehen und schaute nach oben.
    Über mir befand sich die Alarmanlage mit den LED-Anzeigen. Die Abdeckung des Lüftungsschachts bestand aus einem Stück Maschendraht, das halb darübergezogen war. Ich konnte ein dichtes Blätterdach und Stücke blauen Himmels erkennen. Glas stand zwar nicht an der Kante der Öffnung, aber das bedeutete nicht, dass er nicht in der Nähe war. Wenn er Healys Pistole gefunden hätte, hätte er sicher auf mich geschossen. Aber vielleicht hatte er ja ein zweites Messer. Meine Position war zu ungünstig, um sich auf einen Kampf einzulassen.
    Langsam und lautlos pirschte ich mich an.
    Dann umfasste ich die Kante des Lochs und zog mich hoch. Der Lüftungsschacht endete in einem kleinen Backsteingebäude mit Betonboden. Kein Dach. Außen herum ragten Bäume auf.
    Hinter mir, aufgestapelt an einer der noch stehenden Wände, lagen Eisenbahnschwellen. Sie waren von Spinnweben bedeckt. Die Eisenbahntrasse, die nie

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