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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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gebaut worden war.
    Im Todeswald .
    Auf der Suche nach einer Waffe stieß ich auf eine verrostete Schaufel, die an den Schwellen lehnte. Rasch umrundete ich das Gebäude. Links von mir verlief ein kaum sichtbarer Pfad durch das hohe Gras. Rechts ein anderer Pfad, der nach etwa zwanzig Metern im dichten Wald endete.
    Ich ging nach links.

    Die Kronen der Bäume waren undurchdringlich, und der Pfad verwandelte sich bald in eine von Geröll durchsetzte Schlammpiste. Ein Stück voraus querten Gleise den Pfad. Ich marschierte weiter und sah mich dabei immer wieder mit kampfbereit gezückter Schaufel um. Kurz darauf strich ein Wind durch den Wald und raunte in den Bäumen. Als wenig später die nächste Böe folgte, klang es eindeutig wie eine Stimme. Vielleicht sah ich ja schon Gespenster. Inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher. Jedes Mal, wenn ich mich umblickte, hatte ich das Gefühl, dass jemand mich beobachtete.
    Ich stellte fest, dass rechts von mir das Gras nicht zu hoch wucherte. Es war zerdrückt und an manchen Stellen ausgerissen. In diesen Lücken standen weiße Pfosten. In regelmäßigen Abständen und nummeriert.
    Ein merkwürdiger Schauder durchlief mich.
    Und im nächsten Moment wurde mir der Grund klar: Er ist hinter dir.
    Ich drehte mich um. Die durchdringenden Augen über der blutigen Maske weiteten sich, als er das Messer hob. Ich duckte mich weg  – aber zu spät. Blitzschnell stieß die Klinge nach unten und ritzte die Haut an meiner Schulter auf. Vor Schmerz nach Luft schnappend, wich ich aus und umfasste dabei fest die Schaufel.
    Er griff mich ein zweites Mal an, stach mit dem Messer nach meiner Kehle und glitt mit einer fließenden Seitwärtsbewegung darüber. Ich wich zwar zurück, doch er bedrängte mich und zwang mich, zum Schutz die Arme an den Körper zu pressen, sodass ich nicht mit der Schaufel ausholen konnte, wenn ich mir keine Blöße geben wollte. Beim dritten Mal erwischte er die Falten meiner Jacke. Ich hörte Stoff reißen und spürte, wie die Spitze des Messers meine Haut streifte. Doch als er das Messer zurückzog, ließ ich die Schaufel in einem
halbkreisförmigen Bogen auf seinen Arm niedersausen. Es gab einen dumpfen Knall. Er rutschte auf dem nassen Gras aus und stürzte auf die Seite. Als ich ihn noch einmal angriff, hob er schützend den Arm, sodass die Schaufel knirschend auf Knochen traf. Er schrie vor Schmerzen auf. Das Geräusch hallte im Todeswald wider. Erneut schlug ich zu. Diesmal traf ich ihn am Rücken, und er landete wie ein Zementsack auf dem Boden.
    Er lag reglos da.
    Ich trat näher an die Pfosten heran, um sie genauer zu betrachten. Es waren insgesamt dreizehn, allesamt in einem Abstand von einem Meter fünfzig in den Boden gerammt. Und zwar erst kürzlich. Ich blieb stehen. Als mein Blick von Pfosten zu Pfosten wanderte, kam mir eine grausige Erkenntnis: Hier ist es . Ein Wind wehte durch die Bäume auf mich zu. Es war eine kurze, heftige Böe, der letzte Atemzug der dreizehn Frauen, die Milton Sykes vor einem Jahrhundert ermordet hatte.
    Das hier ist Sykes’ Begräbnisplatz.
    Glas hatte ihn gefunden und gepflegt.
    Ich stellte mich hinter ihn. Sein OP-Anzug war vom Liegen im nassen Gras durchweicht. Die Maske war ihm auf die Stirn gerutscht. Das lange Gras verdeckte sein Gesicht. »Umdrehen«, befahl ich durch zusammengebissene Zähne. Er reagierte nicht. Ich stieß ihn mit dem Schaufelblatt an. »Umdrehen.«
    Nichts.
    Ich schob die Schaufel gewaltsam unter ihn und wälzte seinen Körper auf den Rücken. Er hatte die Augen geschlossen. Und plötzlich verwandelte er sich in einen anderen Menschen.
    In jemanden, den ich kannte.
    Aron Crane.
    Doch es war nicht der Aron, an den ich mich aus der Selbsthilfegruppe
erinnerte. Der Mann, der neben Jill gesessen hatte. Selbst im bewusstlosen Zustand wirkte er völlig verändert, düsterer und bedrohlicher. Das war nicht mehr der Mann, der sich Sorgen um Jill machte. Der Mann, von dem ich geglaubt hatte, dass ich ihm am Vortag rein zufällig über den Weg gelaufen sei. Er war ein Wildfremder.
    »Aron?«
    Blitzschnell packte er mich am Knöchel und versuchte, ihn zu verdrehen, um mich zu Boden zu werfen. Dabei fletschte er die Zähne. Seine Augen blitzten. Adrenalin pulste durch seine Adern, als er die letzte Chance sah, das Blatt doch noch zu wenden. Er zwang mich, ihm die Seite zuzuwenden. In Sekundenschnelle war er wieder auf den Füßen, umfasste meinen Hals und drückte mich zu Boden. Plötzlich lag ich

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