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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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unter ihm. Sein Körper hielt mich fest, seine Hände schlossen sich um meinen Hals. Während er mir die Luft abschnürte, verlor ich allmählich das Gefühl in den Händen: Erst wurden meine Finger taub, dann meine Handflächen und Handgelenke.
    Doch dann lockerte sich sein Griff.
    Zwar nicht viel, aber es genügte.
    Die Nervenenden in meinen Händen prickelten. Meine Finger erwachten zum Leben, und ich konnte die Schaufel wieder spüren. Das Holz. Das Eisen. Das Gewicht.
    Ich umfasste sie mit aller Kraft und schwang sie nach oben in seine Richtung. Da ich das Blatt seitlich hielt, traf die Kante zuerst. Mit einem Knacken prallte sie hinter dem Ohr gegen seinen Schädel. Sofort ließen die Finger los wie eine aufspringende Bügelfalle. Seine Augen rollten zurück. Er schwankte. Dann kippte er zur Seite und landete etwa drei Zentimeter vor dem dreizehnten Grab auf dem nassen Boden.
    Über mir begann es zu regnen. Die Tropfen plätscherten auf das Blätterdach und benetzten mein Gesicht.
    Ansonsten war es still im Todeswald.

TEIL FÜNF

68
    Zehn Minuten nach meinem Anruf traf die Polizei am nördlichen Rand des Waldes ein. Ich hatte Crane zurück ins Lagerhaus geschleppt und ihn gefesselt. Dann hatten Megan und ich uns unter den Überresten des Daches zusammengekauert. Als Hart  – er trug einen weißen Einweg-Overall  – den Kopf aus dem Lüftungsschacht streckte, war Crane zwar wieder bei sich, aber noch benommen. Das Blut lief ihm übers Gesicht und mischte sich mit dem Regenwasser, das durch das löchrige Dach auf uns herunterprasselte. In Begleitung eines uniformierten Polizisten kam Hart auf uns zu und teilte Megan mit, man werde sie an einen sicheren Ort bringen. Sie sah mich hilfesuchend an. Als ich ihr versicherte, dass alles gut werden würde, flüsterte sie Danke und wurde weggebracht. Sobald sie fort war, legte man mir Handschellen an.
     
    Drei Stunden später saßen Hart und Davidson mir in einem Vernehmungszimmer gegenüber. Ich war müde, denn schließlich hatte ich seit über dreißig Stunden nicht geschlafen und spürte jede Minute davon. Meine Sachen waren bereits als Beweisstücke sichergestellt worden, und man hatte einen uniformierten Kollegen zu mir nach Hause geschickt, um Kleider zum Wechseln zu holen. Doch selbst saubere Kleidung und Automatenkaffee halfen nichts. Mein Körper wollte nur noch eines: in den Ruhemodus versetzt werden und neue Kräfte tanken.

    »Wie geht es Healy?«, fragte ich.
    Hart füllte gerade Formulare aus, blickte jedoch auf, als er den Namen hörte. Er legte den Stift weg und klopfte mit seinen knochigen Fingern auf den Schreibtisch. »Ihr Komplize?«, entgegnete er leise.
    »Lebt er noch?«
    Keiner von beiden antwortete.
    Schließlich nickte Hart. »Ja, er lebt, wird aber gerade operiert. Wenn er aufwacht, wird er sich vermutlich wünschen, das Messer hätte ihn ein paar Zentimeter weiter links erwischt.«
    Es klopfte an der Tür.
    Hart und Davidson hoben die Köpfe, als ein uniformierter Polizist Liz hereinführte. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und eine cremefarbene Bluse. Das Haar fiel ihr über die Schultern. Sie sah hinreißend aus. Offenbar kam sie direkt aus der Kanzlei: In der einen Hand hatte sie einen Aktenkoffer, in der anderen eine Laptoptasche. Ich war froh, dass sie hier war  – und das nicht nur wegen ihrer Rolle als meine Anwältin.
    Sie betrachtete mich, allerdings ohne zu lächeln. »Alles in Ordnung?«
    Ich nickte.
    Sie wandte sich an Hart und Davidson. »Ich hoffe doch sehr, dass das Band nicht läuft.«
    Hart schüttelte den Kopf. »Wir haben noch nicht angef…«
    »Gut, ich würde nämlich gern zuerst mit meinem Mandanten sprechen. Und das heißt, nicht in diesem Raum und auch nicht, während Sie sich dabei Notizen machen.« Sie blickte sich um. »Wo können mein Mandant und ich unter vier Augen miteinander reden?«
    Ich bemerkte, dass Davidson zusammenzuckte. Ihm waren die Verhältnisse beim ersten Mal lieber gewesen: ich allein und ohne Anwalt. Hart lächelte  – ein Versuch, gute Miene
zum bösen Spiel zu machen  –, biss jedoch damit bei Liz auf Granit. Sie sah ihn nur an. Hart und Davidson brauchten drei Sekunden, um zu erkennen, dass sie es mit einer ernstzunehmenden Gegnerin zu tun hatten. Hart lehnte sich mit leicht schicksalsergebener Miene zurück. »PC Wright«, wandte er sich an den Uniformierten. »Bitte zeigen Sie Ms Feeny und Mr Raker Raum C.« Er warf einen Blick auf Liz. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie

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