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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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in der Dunkelheit: das leise Plätschern von Regen. Er fiel irgendwo, ein Stück entfernt, leise und beharrlich. Als sie die Augen schloss und sich darauf konzentrierte, klang das Geräusch, als träfen die Tropfen auf ein Metallgitter.
    Pfffffff .
    Sie riss die Augen auf.
    Da das Loch bis ganz nach oben mit dunklen Backsteinen ausgemauert war, hatte ihre Umgebung keine Konturen. Keine Lichtpunkte. Sie konnte nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Alles versank in der Finsternis. Nur Geräusche blieben: Nun war es ein ganz sanftes Rumpeln, das vibrierend durch den Boden des Raumes über ihr nach unten drang und die Wände des Lochs hinunterglitt. Dazu das rhythmische Prasseln des Regens.
    Sie lag mit geöffneten Augen da. Während sie in Gedanken die Zeit kalkulierte  – dreißig Sekunden, eine Minute, zwei Minuten, fünf Minuten  –, wurde der Regen heftiger. Nach zehn Minuten spürte sie, wie sie wieder müde wurde. Ihr fielen die Augen zu. Sie öffnete sie und starrte weitere sechzig Sekunden in die Dunkelheit. Dann schloss sie sie erneut. Sie war zu erschöpft, um sich gegen den Schlaf zu stemmen.
    Pffff .
    Rasch setzte sie sich auf. Was war das? Diesmal war das Geräusch aus der Nähe gekommen. Sie hoffte, irgendetwas sehen zu können. Nur eine winzige Bewegung in der Dunkelheit. Aber nichts. Kein Licht. Keine Umrisse. Alles war
schwarz. Sie streckte die Hand in Richtung des Geräuschs aus. Beugte sich ein Stück vor und stützte sich mit der Hand am Boden ab.
    Und da erkannte sie es.
    Ihr wurde klar, was das für ein Geräusch war.
    Statisches Knistern.
    In einer Ecke des Lochs blitzte plötzlich eine Taschenlampe auf und blendete sie kurz. Unwillkürlich hielt sie die Hand vor die Augen, doch ein Bein trat ihr den Arm weg, der ihr Gewicht trug, sodass sie nach vorn kippte und mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug. Einen Moment war sie wie betäubt, und weiße Blitze zuckten vor ihren Augen. Als sie sich auf den Rücken rollte, ragte er vor ihr auf. Er stand breitbeinig über ihr. Ein Lächeln zerschnitt sein Gesicht.
    Hinter ihm an der Wand lehnte eine Leiter.
    Sie hatte gar nicht gehört, dass er ins Loch heruntergeklettert war.
    Als sie versuchte, so rasch wie möglich von ihm wegzukriechen, stellte er einen Stiefel auf ihre Kehle und heftete sie so an den Boden. Das statische Knistern stammte von den Lautsprechern im Raum über ihnen.
    »Das ist der Anfang«, sagte er.
    Selbst aus der Nähe waren seine Züge schwer auszumachen. Er hatte die Taschenlampe von sich abgewandt und nach links gerichtet. Schatten fielen auf sein Gesicht, Bruchstücke der Nacht, die sich in jede Falte und Einbuchtung legten.
    »Jetzt wirst du mir mein Leben zurückgeben.«
    Im Bruchteil einer Sekunde nahm der Mann den Fuß von Sonas Kehle und hob sie vom Boden des Lochs auf. Sie versuchte, sich gegen ihn zu wehren, auszutreten, nach ihm zu schlagen oder ihn zu beißen, aber er war zu schnell. Er versetzte ihr einen Schlag gegen die Schläfe  – einen raschen, gut
platzierten Hieb genau auf den Augenwinkel  – und fauchte sie dabei beinahe an.
    Im nächsten Moment kippte sie zur Seite auf die Matratze, und alles wurde schwarz.

TEIL DREI

36
    Sie brachten mich zum selben Revier wie zuvor, nur, dass ich diesmal nicht sofort in ein Vernehmungszimmer verfrachtet wurde. Derselbe diensthabende Sergeant, der mich schon beim ersten Mal begrüßt hatte, saß wieder am Empfang und sah durch seine Lesebrille auf mich herunter. Nach einem Blick auf mich und dann auf Phillips und Davidson betätigte er den Türöffner. Die drei führten mich weg von den Vernehmungszimmern durch zwei Türen zur erkennungsdienstlichen Behandlung. Hinter mir schob Phillips ein Metalltor zu, bis es einrastete. Davidson postierte sich links von mir. Der Sergeant setzte sich hinter einen Schreibtisch, stellte sich als Fryer vor und forderte Phillips auf, mir die Handschellen abzunehmen. Dann las er mir meine Rechte vor. Alle paar Sätze hielt er inne, um mich zu fragen, ob ich ihn auch verstanden hatte. Polizisten verabscheuten diesen Vorgang noch mehr als die Männer und Frauen, die sie verhafteten. Denn jeder Formfehler würde dazu führen, dass ein Verteidiger die Anklage in der Luft zerriss.
    Anschließend holte Fryer eine Kamera unter der Theke hervor. Bei der Polizei machte man gerne so schnell wie möglich ein Foto, nur für den Fall, dass sich der Festgenommene auf dem Revier später irgendwelche Verletzungen zuzog. Er fotografierte mich drei

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