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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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nicht an ihrem Arbeitsplatz als Grafikdesignerin erschien.
    Es herrscht große Sorge um Isabelle, weil ihr Verschwinden nicht zu ihr passt. Sie ist eins siebzig groß, Figur schlank bis normal, und hat blaue Augen und blondes Haar. Als sie zuletzt gesehen wurde, war sie mit Bluejeans, schwarzen Pumps, einem weißen ärmellosen T-Shirt und einem langen schwarzen Mantel bekleidet.
    Noch eine vermisste Frau, die Megan und Leanne zum Verwechseln ähnelte. Die gleiche Haar- und Augenfarbe. Die gleiche Figur. Das Alter war der einzige Unterschied. Ich wandte mich ab und versuchte, mir die Zahlenliste an der Wand im Büro ins Gedächtnis zu rufen und mich an den zweiten, dritten, vierten und fünften Aufkleber zu erinnern. Ich hatte die Daten zwar registriert, aber nicht geahnt, wie wichtig sie waren. Für mich waren es einfach nur Zahlen gewesen. Eine Nebensächlichkeit zwischen Karten, Fotos und Unterlagen.
    Langsam klickte ich mich durch die Seiten und nahm jedes weibliche Profil unter die Lupe. Sechs Seiten später hatte ich sie. Blond. Blaue Augen. Sie war am 8. Januar 2010 verschwunden. Ich betrachtete das Foto in meinem Telefon. Obwohl es verschwommen war, konnte ich gerade noch 81 10 entziffern. Die zweite Zahl an der Wand.

    Vermisst, Fallnr.: 09-004447958
    April Brunel
    Alter bei Verschwinden: 45
    April ist seit dem 8. Januar 2010 aus Hackney, Ostlondon, verschwunden. Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Am Abend des 7. Januar rief sie Freunde an, um eine Verabredung in einem Lokal abzusagen, da sie sich nicht wohlfühle. Es herrscht große Besorgnis um April, da ihr Verschwinden nicht zu ihr passt. Sie ist eins fünfundsechzig groß und schlank und hat blaue Augen und blondes Haar. Sie wurde zuletzt an ihrem Arbeitsplatz als Steuerberaterin gesehen.
    Ich bekam ein immer flaueres Gefühl im Magen. Inzwischen waren es schon vier vermisste Frauen, und es stand fest, dass noch drei weitere folgen würden. Ich brauchte zehn Minuten, um sie zu finden, und noch einmal fünf, um ihre Profile zu lesen. Jayne Rickards, dreiunddreißig, 4. April 2010; sie hatte die Nummer 44. Kate Norton, neunundzwanzig, 12. Juli 2010; sie hatte die Nummer 127. Und Erica Muller, dreiundzwanzig, 4. Oktober 2010, Nummer 410. Sie waren alle schlank bis normalgewichtig, blond und blauäugig gewesen. Und nun waren sie alle fort.
    Und es bestand ein Zusammenhang.

41
    Der Pub war klein und schummerig. Es lief gedämpfte Hintergrundmusik. Auf der einen Seite gab es einige mit schwarzem Leder und Walnussholz ausgestattete Sitznischen. Die Fenster boten Aussicht auf die Camden High Street. Ich suchte mir einen Platz ganz hinten im Lokal, wo es praktisch stockfinster war, sodass man von draußen kaum gesehen werden konnte.
Der Barmann sagte, da so wenig los sei, werde er an meinen Tisch kommen. Ich bestellte zwei Bier und wartete.
    Zehn Minuten später erschien Healy.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in den Raum, bis sein Blick auf mich fiel. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass keine Bekannten hier waren, kam er auf mich zu und setzte sich mir wortlos gegenüber.
    Als ich ihm ein Glas Bier zuschob, griff er danach und leerte es in dreißig Sekunden. Dann drehte er sich auf seinem Platz um und nahm Blickkontakt mit dem Barmann auf. »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte er, nachdem er ein zweites Bier bestellt hatte. »Behalten Sie die Tür im Auge. Denn falls jemand hereinkommt, den wir auch nur entfernt kennen, stecken wir beide in der Scheiße.«
    »Ich glaube nicht, dass ein Bekannter von Ihnen hier aufkreuzen wird.«
    Er musterte mich missmutig, drehte sich um und betrachtete ein zweites Mal den Raum. Zwei Männer am Tresen. Zwei andere ein paar Tische weiter. Am nächsten Tisch noch mal zwei, die Händchen hielten. Er wandte sich wieder zu mir um. »Ist das eine Schwulenkneipe?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Dann haben Sie vermutlich recht.«
    Schweigen entstand zwischen uns.
    Er holte sein Handy heraus und beobachtete den Barmann, der gerade sein Getränk brachte. Sofort griff er nach dem Glas. Als er es wieder absetzte, war es halb leer. Er schob es weg und beugte sich vor. »Also. Warum haben Sie mich angerufen?«
    »Ich denke, das wissen Sie ganz genau.«
    Er sah mich an. »Hören Sie, ich konnte vorhin nicht offen reden. Zu riskant. Wenn die gemerkt hätten, dass ich Ihnen von …« Er verstummte.

    »Von was?«
    Er antwortete nicht.
    »Den fünf anderen Frauen?«
    Überraschung malte sich auf seinem Gesicht. »Ich verstehe

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