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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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nicht …«
    »Die Show können Sie sich sparen, Healy.« Ich griff in die Jackentasche und legte ein zusammengefaltetes Stück Papier zwischen uns auf den Tisch. Er nahm und öffnete es. Vor ihm lagen die Fotos der fünf vermissten Frauen, die ich auf der Webseite entdeckt hatte, und auch die von Megan und Leanne. »Ich habe sie gefunden. Ich weiß von ihrer Existenz. Und da ich sie auch an der Wand im Revier gesehen habe, kenne ich den Zusammenhang. Die Frage lautet, warum sonst niemand im Bilde ist.«
    Er blickte mich rasch an, erwiderte aber nichts.
    Ich beugte mich vor und schob mein Bierglas beiseite. »Wurden ihre Familien darüber informiert, dass ein solcher Zusammenhang besteht? Wurden ihre Familien überhaupt informiert?« Ich hielt inne und wartete auf seine Antwort. Er schwieg. »Wollen Sie hören, was mir einfach nicht in den Kopf will? Warum Sie dieses Affentheater mitmachen, obwohl es um Ihre eigene Tochter geht.«
    Er sah mich an. Seine Finger ruhten inzwischen auf dem Bierglas.
    »Healy?«
    »Sie kapieren das nicht«, entgegnete er leise.
    »Was kapiere ich nicht?«
    »Wie es ist.«
    Diesmal war ich es, der nichts sagte. Sein Blick wanderte nach draußen, und einen Moment lang war es, als könnte ich direkt in seinen Kopf hineinschauen: Zorn, Trauer und das Bedürfnis, um sich zu schlagen, brodelten unter der Oberfläche.

    »Glauben Sie, meine Tochter ist mir egal?«, fragte er schließlich, während er weiter die Passanten auf der Straße beobachtete. »Glauben Sie, ich will sie nicht finden? Es ist mir wichtig, so wichtig, dass es mich von innen heraus zerfrisst.« Als er mich nun anblickte, loderten seine Augen. »Ich musste rauskriegen, wie weit Sie im Fall Megan Carver gekommen sind, weil ich in einer Sackgasse stecke. Ich habe keine Ahnung, wie ich bei der Suche nach Leanne weitermachen soll. Deshalb brauchte ich Ihre Hilfe. Aber was ich ganz und gar nicht gebrauchen kann und auch nicht so hinnehmen werde, ist, dass Sie mir im Weg rumstehen. Denn ich werde den Kerl aufspüren, der sie entführt hat, und dann werde ich das Schwein umbringen. Und weder Sie noch die anderen Idioten werden mich daran hindern.«
    Damit meinte er Phillips und Hart. Und Davidson. Eigentlich meinte er alle.
    »Also ermitteln Sie allein wegen ihres Verschwindens?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil es sonst niemanden interessiert.«
    Wieder drehte er sich zur Tür um, als traue er mir nicht zu, sie im Blick zu behalten. Dann wandte er sich mir zu. Seine Augen unter dichten Brauen fixierten mich.
    »Der Polizei ist es scheißegal.«
    »Meinen Sie Leanne?«
    »Die anderen auch.«
    »Warum?«
    Er setzte zum Sprechen an, zögerte aber. Das passte zu ihm. Keine Fehler. Keine Patzer. Keine Ausrutscher. Er suchte nun schon so lange in seiner Freizeit und ohne das Wissen seiner Vorgesetzten nach seiner Tochter, dass er sich völlig isoliert hatte. Niemand durfte erfahren, was er inzwischen über sie
herausgefunden hatte. Er trank sein Bier und bedeutete dem Barmann, ihm ein neues zu bringen.
    »Okay, für mich stellt sich die Sache folgendermaßen dar«, begann ich, um das Gespräch in Gang zu bringen. »Wir haben es mit sieben Frauen zu tun. Sie sehen sich alle ähnlich. Außerdem wurden sie als vermisst gemeldet, aber nicht demselben Täter zugeordnet  – zumindest nicht offiziell. Allein in London verschwinden jedes Jahr dreißigtausend Menschen. Deshalb kann ich nachvollziehen, warum es keine große Aufmerksamkeit hervorgerufen hat. Was ich jedoch nicht verstehe, ist, warum die Polizei es versäumt hat, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
    Der Barmann brachte Healys drittes Glas Bier. Nachdem er fort war, sah Healy mich an. Ein abfälliger Ausdruck malte sich auf seinem Gesicht. »Weil sie nur ein Teil des Puzzlespiels sind.«
    »Und was ist der andere Teil?«
    Wieder dieser Gesichtsausdruck. Keine Fehler. Keine Patzer. Keine Ausrutscher. Doch als er mich nun ansah, merkte ich ihm an, was er dachte: Die Lage hatte sich geändert. Für uns beide stand viel auf dem Spiel. Er ermittelte vor der Nase seiner Vorgesetzten verbotenerweise in einem Fall. Ich war als mutmaßlicher Entführer und vielleicht sogar Mörder eines jungen Mädchens auf Kaution entlassen worden.
    »Der andere Teil ist Frank White«, sagte er.
    Ich betrachtete ihn. »Also hatte ich recht?«
    »Ja, Sie hatten recht.«
    »Was haben Megan und Frank miteinander zu tun?«
    »Ihr größter Fan, DS Davidson, arbeitet für Jamie Hart, nicht für

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