Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
Phillips. Hart leitet die Soko Mord, die das Verschwinden der Frauen untersucht.«
    »Also handelt es sich eindeutig um Mordermittlungen?«
    »Wir gehen davon aus, dass alle tot sind.«

    Er verstummte. Offenbar war ihm klar geworden, was er da gerade gesagt hatte. Er hatte ausgesprochen, dass seine Tochter wie die anderen Frauen nicht mehr lebte. Kurz zeigte sich Schmerz auf seinem Gesicht und war im nächsten Moment wieder verflogen.
    »Und wie passt Phillips ins Bild?«
    »Phillips sitzt zwar im selben Büro wie Hart, allerdings nicht am selben Fall. Er gehört zu SDC7  – so wie White  – und steht einer Sonderkommission vor, die Akim Gobulev das Handwerk legen will.«
    Ich verzog das Gesicht. »Moment mal. Phillips ist für das organisierte Verbrechen zuständig?«
    »Ja.«
    »Und was will er dann von mir?«
    Wieder schaute Healy über die Schulter in Richtung Tür. Währenddessen fiel bei mir endlich der Groschen. Die Verbindung zwischen Megan und Frank White.
    »Der Chirurg«, sagte ich leise.
    Als er sich zu mir umdrehte, rasteten in meinem Kopf die Zusammenhänge ein. Die zwischen den Ereignissen und allem, was dazwischenlag.
    »Glaubt man, dass der Chirurg in das Verschwinden der Frauen verwickelt ist?«
    »Man glaubt nicht, dass er verwickelt ist«, entgegnete Healy, »sondern dass er sie entführt hat.«

42
    Ich starrte ihn an und rechnete damit, dass er hinzufügen würde, das sei nur ein Scherz gewesen. Doch dann erkannte ich seine zornige Miene  – und spürte plötzlich, wie auch in meiner Brust die Wut aufloderte. Sechs Tage lang versuchte
ich nun schon, durch die verschiedenen Schichten zum Grund für Megans Verschwinden durchzudringen  – und die Polizei hatte die ganze Zeit auf den Antworten gesessen. Sie hatten mich belogen. Sie hatten die Carvers belogen.
    Sie hatten alle belogen.
    »Warum ein Geheimnis daraus machen?«, fragte ich, und als ich in diesem Moment meinen eigenen Tonfall hörte, bemerkte ich, dass Healy darauf ansprang. Kurz hatte er das Gefühl, einer verwandten Seele gegenüberzusitzen; einem Menschen, der genauso Zorn und Ungerechtigkeit empfand wie er. Mir wurde klar, dass ich mich zusammennehmen musste. Einer von uns beiden musste einen kühlen Kopf bewahren.
    »Phillips hat Leute eingeschleust, die alle mit denselben Infos zurückkommen. Der Typ ist ein Spinner. Kommt mit Maske zu Besprechungen. Und OP-Handschuhen. Außerdem mit verbundenen Armen, damit er keine Fasern oder Hautschuppen verliert. Inzwischen wird er nicht mehr in bar bezahlt, sondern mit medizinischem Material und Krankenhausutensilien. Skalpelle, Zangen, Haken, Aufhängungen, Hämmer, Betten, Rollwagen. Angeblich waren die Russen sogar einverstanden, ihm ein EKG-Gerät zu beschaffen. Er operiert ihnen die Gesichter um und flickt sie nach Schießereien zusammen, aber nur, um sein wahres Hobby zu finanzieren.«
    »Die Frauen.«
    »Richtig. Er ist ein Killer. Und jetzt hat er zwei Sonderkommissionen am Hals. Phillips will ihn wegen seiner Kontakte zu den Russen, und Hart will ihn, weil er offenbar irgendwo sieben Leichen gebunkert hat.«
    Trotz des Geräuschpegels im Lokal schien das Wort Leichen in der Luft hängen zu bleiben.
    »Das also ist der Grund, warum zwei DCIs in diesem Revier arbeiten?«

    Er nickte.
    »Und warum ist nichts davon öffentlich gemacht worden?«
    »Der Typ hat White eine Kugel ins Gesicht verpasst. Und damit hat er sich ganz oben auf die schwarze Liste jeder Abteilung der Metropolitan Police gesetzt. Es ist etwas Persönliches. Allerdings geht es nicht wirklich darum. Der wahre Grund ist, dass Phillips den Chirurgen in die Finger kriegen will, um Informationen aus ihm rauszuholen, damit er den Russen in London ein für alle Mal das Handwerk legen kann.« Er blickte auf. »Und wenn man öffentlich macht, dass der Chirurg in seiner Freizeit Frauen umlegt, wird der Wichser untertauchen. Und sein kleines schwarzes Buch lässt er vorher im Klo verschwinden.«
    Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was er da gerade gesagt hatte. »Moment mal. Ist Ihnen klar, was das bedeutet?« Als er nicht antwortete, beugte ich mich vor. »Sie haben soeben zugegeben, dass es Priorität hat, den Russen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Das wissen Sie ganz genau.«
    »Gut, Ihrer Ansicht nach ist die Bekämpfung des organisierten Verbrechens also wichtiger, als sieben vermisste Frauen zu finden, von denen eine Ihre Tochter ist.«
    Ich wartete.

Weitere Kostenlose Bücher