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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ausdrücklich auf eine Anzeige und hatte sogar Verständnis für Hurst. Er gab sich selbst an dem Vorfall die größte Schuld.
    » Ich hätte mich angesichts der grausamen Morde nicht wie ein Verbrecher durch die Nacht schleichen sollen « , hatte er auf Cathys Frage geantwortet, ob er Hurst anzeigen wolle. » Schließlich habe ich ja selbst gesehen, wozu diese Bestie fähig ist. «
    Cathy sollte es recht sein. Keine Anzeige bedeutete keine Ermittlungen, keine Anklageerhebung und keine zusätzliche Arbeit für sie. Dennoch ließ sie sich Boulds Aussage für den Fall quittieren, dass ihm früher oder später noch einfiel, gegen Hurst Klage einzureichen.
    Auf dem Weg zu Hursts Haus begegnete ihr Ashcroft, der offensichtlich in Richtung Hafen unterwegs war. Ihr fröstelte, als sie dem groß gewachsenen, hinkenden Mann mit der Augenklappe und der entstellten Gesichtshälfte gegenüberstand. Niemand sonst war zu dieser Zeit auf der Straße, und irgendwie kam ihr der Film über Frankensteins Monster in den Sinn. Sie überwand ihr mulmiges Gefühl und trat dem Mann, der einen zweirädrigen Handkarren hinter sich herzog, in den Weg.
    » Guten Tag, Mister Ashcroft « , grüßte sie.
    Der Angesprochene blieb stehen und musterte die Frau mit seinem gesunden Auge, bevor er ein paar unverständliche Worte brummte.
    » Ich bin Cathy Ronsted von der Polizei in Portland « , stellte sie sich vor und präsentierte ihre Polizeimarke.
    » Ich weiß, wer Sie sind « , antwortete Ashcroft in sattem Basston.
    » Sie fahren aufs Festland? «
    Ashcroft nickte. » Ich laufe in einer Stunde aus, zwei Passagiere kommen mit an Bord, aber das wissen Sie ja schon. «
    » Ja, ich wollte nur hören, ob Sie mir etwas zu den Morden sagen können, die hier passiert sind « , erkundigte sich Cathy. » Haben Sie jemanden beobachtet, irgendetwas gesehen, auch wenn es im ersten Augenblick unwichtig erscheint … «
    » Hören Sie, Detective « , brummte Ashcroft. » Ich weiß nichts, und ich habe auch nichts gesehen. Und wenn Sie glauben, dass ich der abartige Mörder sein könnte, dann mag es wohl in schlechten Gruselfilmen so sein, aber in der Wirklichkeit ist es anders. Sie glauben, dass die Leute von ein und derselben Person abgeschlachtet wurden? «
    Cathy nickte. » Ja, das glauben wir. «
    » Als der alte Bergman tot am Baum hing, war ich nicht auf der Insel. Ich war auf dem Festland. Ich war in Portland, und ich habe auch Zeugen dafür …«
    Cathy lächelte. » Wenn ich Sie verdächtigen würde, Mister Ashcroft, dann hätten Sie das sicherlich schon bemerkt. Bringen Sie Misses Crawford und Mister Cole gut an Land und passen Sie auf sich auf. Und wenn Ihnen noch etwas einfällt, Sie finden mich im Gemeindehaus. «
    Ashcroft nickte stumm und ging wortlos seines Weges. Ein komischer Kauz, dachte Cathy, doch ernsthaft gab es keinerlei Verdachtsmomente gegen ihn. Nyman, Nyman war ihr erster Kandidat. Vielleicht hatten Fleischman und Donovan recht, und die Morde standen tatsächlich im Zusammenhang mit dem Raub des Goldtransporters in Duxbury vor etwa zwanzig Jahren. Dreißig Millionen in Gold waren ein überzeugendes Argument für diese These, und alle bisherigen Opfer wären auch in der Lage gewesen, aufgrund ihrer seemännischen Erfahrung einen Goldtransporter vom Festland verschwinden zu lassen. Allerdings blieb immer noch die Frage, wer hinter den Morden steckte. Die Opfer waren bei lebendigem Leib schwer misshandelt worden. Entweder steckte eine abgrundtief böse Seele oder ein eiskalter Killer hinter den Taten, der von seinen Opfern etwas erfahren wollte, das für ihn sehr wichtig war.
    Als sie in die Woodwine Street einbog, die entlang des Hafens nach Westen führte, schlug ihr ein kalter Wind entgegen. Sie warf einen Blick in den sich langsam verdüsternden Himmel. Bestimmt würde es bald wieder zu regnen beginnen. Am Ende der Straße lag das Haus von Malcom Hurst. Schon als sie die Gartentür unter lautem Quietschen öffnete, schwang die Haustür auf. Admiral Broon kam aus dem Haus. Er musterte sie kurz, dann drehte er sich um und rief seinen Freund Malcom Hurst herbei.
    » Sind Sie schon einen Schritt weitergekommen? « , fragte der Admiral.
    » Wir arbeiten daran « , gab sie kaltschnäuzig zurück und ließ ihn einfach stehen.
    Wortlos schob sie die Tür weiter auf und ging an Hurst vorüber in den dunklen Gang. » Wir müssen reden « , sagte sie und wartete, bis der konsterniert dreinblickende, grauhaarige Mann die Tür schloss und ihr

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