Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
entfernen, was ihm nur leidlich gelang.
    » Ihr seit hier fertig, kapiert! « , zischte er.
    Cathy erhob sich. » Ich bin hier fertig, wenn ich es will, und solange ich offiziell keine Abberufung habe, läuft hier gar nichts. «
    » Ich habe es dir gesagt, das ist doch wohl offiziell genug! «
    Cathy zeigte mit dem Finger auf Hagen. » Du bist Detective Lieutenant, ich bin Detective Lieutenant, also hast du mir gar nichts zu sagen. «
    Hagen musterte sie ungläubig, als sie sich umwandte und ihn und Jarwood im Gastraum allein zurückließ. Draußen zündete sie sich erst einmal eine Zigarette an und atmete tief durch. Sie hätte vor Wut platzen können, aber sie wusste, dass ihr nur noch wenig Zeit blieb, einen irren Mörder auf dieser Insel zu fangen. Doch diese Zeit würde sie nutzen, das schwor sie sich, als sie die Zigarette im hohen Bogen auf die Main Street schnippte.

31
    The Village, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    21 . März 2007 , 10 . 05 Uhr (Mittwoch)
    Die Nacht war wie im Flug vergangen. Unruhig war sein Schlaf, mehr als einmal war er aufgewacht und hatte durch die Ritzen des Rollladens nach draußen geblickt. Mit der Morgendämmerung war er aufgestanden und hatte sich über das Weideland in den Süden der Insel durchgeschlagen. Drei große, kahle Felsen hatten ihm Deckung gegeben, als er eine Rast einlegte. Entlang der Steilküste tastete er sich nach Westen voran, bis er den ersten Häusern nahe kam. In der Nähe des Bootshafens versteckte er sich in einem Erdaufwurf. Aufmerksam beobachtete er die nahen Häuser. Ein halb verfallenes, lang gestrecktes Gebäude lag im Hintergrund. Die Häuser, die sich kaum einhundert Meter von ihm entfernt befanden, schienen unbewohnt. Über eine Stunde hatte er in seiner Deckung ausgeharrt, und niemand hatte sich bislang dort blicken lassen. Nur einen Steinwurf entfernt, weiter im Norden, lag hinter den Häusern eine Kapelle mit einem angrenzenden Friedhof. Dort hatte er einen Mann gesehen, der damit beschäftigt war, ein Grab auszuheben. Für ein Fernglas hätte er so manches gegeben, doch er hatte keines. Ihm blieb nichts weiter übrig, als das Risiko auf sich zu nehmen und sich durch den verwilderten Garten des ersten Hauses in das zerfallene Fabrikgebäude zu schleichen. Dort hoffte er, sich aus dem oberen Stockwerk einen guten Überblick über das Dorf verschaffen zu können. Tyler hatte das Haus beschrieben, in dem der Mann lebte, den er ausfindig machen musste. Den Namen des Mannes hatte ihm Tyler vor seinem Tod nicht mehr nennen können.
    Er wartete, bis der Mann auf dem Friedhof sein Werk vollendet hatte, die Schaufel schulterte und im Schatten der Kapelle verschwand. Das war seine Chance. Blitzschnell glitt er aus seiner Kuhle und hastete über das freie Feld, bis er in die Büsche im verwilderten Garten des kleinen, grauen Häuschens direkt neben dem Hafen eintauchte. Von nun an war es ein Kinderspiel. Er kletterte über den Jägerzaun an der Rückfront des Hauses und überwand die wenigen Meter. Durch eine Öffnung, in der sich einmal ein Fenster befunden hatte und jetzt nur noch ein Teil des hölzernen Rahmens steckte, drang er in die alte Fabrik ein. Er rümpfte die Nase, denn der Gestank in dem Gebäude reizte seine Schleimhäute. Teile der Trennwände waren eingestürzt, und auch sonst wirkte der Rest des Mauerwerks hinfällig, doch das kam ihm nur zugute, denn die Gefahr, dass sich jemand aus dem Dorf in der alten Fabrik herumtreiben würde, erschien eher abwegig, und Kinder hatte er bislang nicht entdeckt. Er ging den Flur entlang, bis er auf einen Treppenaufgang stieß, der in den ersten Stock führte. Das einzige Problem war, dass keine Treppe mehr vorhanden war. Doch dafür stand eine hölzerne Leiter dort, wo sich einst breite Stufen befunden hatten. Vorsichtig kletterte er die Leiter empor, die beinahe so alt erschien wie das Gebäude selbst. Im Obergeschoss gab es keine Wände mehr, und auch Teile des Daches waren eingestürzt. Zerbrochene Ziegel und Schutt lagen umher. Ein großes Loch direkt vor ihm zeigte, in welcher Gefahr er sich befand. Nur ein falscher Schritt, und er würde mitsamt des Bodens in die Tiefe stürzen. Er ging auf die Knie und versuchte, sein Gewicht so gut wie möglich zu verteilen. Er bewegte sich, als hätte er eine Eisdecke unter sich, von der er nicht wusste, wie dick sie war. Als er ein weiteres Loch im Boden passierte, legte er sich auf den Bauch und robbte so auf die Fensterfront im Westflügel des Gebäudes zu, wo

Weitere Kostenlose Bücher