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Blutjägerin (German Edition)

Blutjägerin (German Edition)

Titel: Blutjägerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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„Aber sobald es hell wird, werde ich mich in der Gasse noch mal umsehen.“
    Sophie trank von ihrem Kaffee. Im Moment konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Erst die Vampirin auf dem Friedhof, dann der Tod ihres Vaters. Sie strich über ihre Stirn, als könne sie die Erinnerung fortwischen. Es erschien ihr alles wie ein böser Traum.
    „Was geschieht nun mit dem Hauptquartier?“, fragte Dominik.
    „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Jetzt, wo Friedrich tot ist, wird alles dir gehören.“
    Daran hatte sie noch gar nicht gedacht, auch wenn ihr Vater es immer wieder angesprochen hatte. Vielleicht auch, weil sie es nie wahrhaben wollte. Der Orden und sein Besitz, ein altes Haus in der Wiener Innenstadt, gehörten seit mehreren Generationen der Erblinie ihres Vaters. Wechselte der Ordensmeister nicht zu Lebzeiten, ging dessen Bürde auf den Erben über und das war sie, ob es ihr recht war oder nicht.
    „Lass uns den Obduktionsbericht und die Beerdigung abwarten, dann sehen wir weiter.“ Damit verschaffte sie sich etwas Zeit.

     
    Jonathan Firenze saß auf einem Hocker in der verlassenen Bar des Albergo Rosso, einem ehemaligen Hotel in Venedigs Stadtteil San Polo. Das Gebäude, das sich seit mehr als einem Jahrhundert in Besitz seiner Familie befand, diente seinem Jägerorden als Quartier.
    Er nippte an seinem Wein und stellte das Glas wieder auf die staubige Theke. Eine halbe Ewigkeit hatte sich niemand umdiese Räume gekümmert. Der geräumige Barraum und der Festsaal daneben, in dem die Ordensjäger früher oft tagelang gefeiert hatten, waren verkommen. Die Spiegelverkleidung der Flaschenschränke und des Gläserregals bedeckte eine Staubschicht. An zahlreichen Stellen waren die Scheiben zerbrochen, lagen über dem Boden verteilt. Einige Stühle und Hocker hatten Jonathan bereits als Brennholz für den Kamin in der Hotellounge gedient. Der Zustand des Hotels spiegelte den des Ordens wider.
    Neben dem Weinglas lag ein Stück Pergament mit einem Text in lateinischer Sprache. Die Verse berichteten von einem Serum, das eine besondere Macht verlieh. Zu Jonathans Unmut war das Dokument unvollständig. Es handelte sich um die Abschrift eines Alchemistenrezepts aus dem Mittelalter. Jonathans Vater hatte den Text einst in einer Bibliothek in Mailand entdeckt. Die Zeilen des Pergaments enthielten die Beschreibung des Herstellungsvorganges, die Liste der Ingredienzien hingegen war unvollständig. Es dauerte Jahre, bis Jonathan herausgefunden hatte, wo er das Original fände. Es lag sicher verwahrt in den Archiven des Vatikans und so lange Rom kein Gehör für die Anliegen der Jäger hatte, war es unmöglich, in die Archive vorzudringen, selbst für seinen Vater.
    Lange hatte Jonathan ihn für tot gehalten. Jonathan sah den Moment vor seinem inneren Auge, als sei es gestern gewesen. Während der Jagd auf einen jungen Vampir tappten sie in eine Falle. Ein zweiter, erfahrener Vampir überraschte sie. Bei dem darauf folgenden Kampf verlor Jonathan das Bewusstsein. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, hatte er seinen Vater tot neben sich gefunden, leer getrunken und ohne Herzschlag.
    Wie konnte er sich so täuschen? Hätte er gewusst, dass sein Vater den Kampf überlebt hatte, hätte er ihn in Sicherheit gebracht, anstatt ihn im Kanal zu versenken, um die Spuren des Kampfes zu verwischen.
    Ein Rascheln ließ ihn hochschrecken, eine Bewegung im Augenwinkel. Wie eine Rauchschwade schwebte der Umriss des Assassinen in die Bar.
    „Kannst du den Raum nicht wie jeder andere betreten?“ Erleichtert atmete Jonathan aus.
    Sein Vater lachte kalt, ehe er antwortete. „Bin ich wie jeder andere?“
    Jonathan hörte die Worte nicht, sie erklangen in seinem Kopf. „Warum machst du mich dann nicht zu deinesgleichen?“
    „Wie oft muss ich es dir noch erklären, mein Sohn? Es ist nicht hilfreich für unseren Plan.“ Jonathan spürte Zorn in seinen Worten.
    „Aber mit dieser Macht …“
    „Welcher Macht? Sieh mich an. Meine Fähigkeiten sind nutzlos, wenn die ganze Vampirwelt auf der Jagd nach mir ist.“
    Im nächsten Augenblick stand sein Vater neben ihm. Jonathan sah nur seine knochigen Finger. Der Rest verdeckte eine schwarze Kutte. Er stellte einen Sack auf den Tisch. Blut sickerte durch das Gewebe, breitete sich wie zähflüssiges Öl über der Theke aus.
    „Ich bringe dir die Eintrittskarte zu den Archiven des Vatikans.“ Er öffnete den Beutel und zog einen blassen Kopf an den Haaren hervor. Die weit

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