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Blutjägerin (German Edition)

Blutjägerin (German Edition)

Titel: Blutjägerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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hatte ihn oft genug spüren lassen, dass sie nicht schätzte, was er tat, ihn für einen verrückten Sonderling hielt, der schwer bewaffnet und im Faschingskostüm durch die Straßen Wiens irrte, auf der Suche nach Vampiren. Sophie fragte sich, ob sie seinen Tod hätte verhindern können, wäre sie bei ihm geblieben.
    Nun war sie Vollwaise. Sie biss sich auf die Unterlippe, als Verzweiflung über sie schwappte. Wie würde das Leben sein, so ganz allein? Die Last der Einsamkeit und Trauer schnürten ihr den Hals zu.
    Sie rief sich zur Ordnung. Etwas, das ihr Vater ihr beigebracht hatte, und das ihr schon oft im Leben von Nutzen war. Sich auf das Nächstliegende konzentrieren, nicht den Fokus verlieren, später zusammenbrechen, wenn Zeit dafür war.
    Das Wasser im Donaukanal trug eisigen Wind mit sich und verschleierte ihren Blick mit Tränen. Sophie stopfte die Hände tiefer in die Jackentaschen. Die Kälte war längst durch ihre Hose gekrochen, stach mit Tausenden Nadeln in ihre Oberschenkel.
    Sie rechnete damit, dass ihr Wagen, den sie vorhin in Eile und Schock im Parkverbot abgestellt hatte, nicht mehr da war, sondern auf einem Abschleppwagen einen Ausflug zur nächsten Verwahrungsstelle gemacht hatte. Entgegen ihrer Befürchtung stand der Wagen noch am selben Platz. Sie hielt inne, hoffte, dass ihre Fantasie ihr einen bösen Streich spielte, dann rannte sie die letzten Meter.
    Sie traute ihren Augen kaum, als sie das Wrack erreichte, das einmal ihr Auto war. Der Citroën C3 sah aus wie nach einem Hagelsturm mit faustgroßen Körnern. Sämtliche Scheiben und Lichter waren eingeschlagen, Motorhaube und Türbleche zerbeult und die Dachholme eingeknickt. Auch im Inneren herrschte Chaos. Sitzbezüge und Armaturenbrett hingen in Fetzen und Trümmern. Die Klappe des Handschuhfachs baumelte am zerbrochenen Scharnier, Papiere und private Habseligkeiten lagen im Wagen verstreut.
    Ein Streifenwagen hielt in diesem Moment. Zwei Polizisten stiegen aus, begutachteten den Citroën.
    „Guten Abend, man hat uns gerufen“, sprach einer der Beamten sie an. „Gehört der Wagen Ihnen?“
    Sophie nickte. Sie hatte eine Tür aufbekommen und durchwühlte ihre Sachen. Endlich entdeckte sie in der kleinen Kunstledertasche, in der sie die Autopapiere aufbewahrte, die beiden Fünfzigeuroscheine und einige Münzen. Ihr Notgroschen. Was immer die Täter gesucht hatten, das Geld hatten sie nicht gewollt.
    „Ich hoffe, Sie sind gegen Vandalismus versichert.“
    Die Versicherung war ihr im Moment egal. Wer immer ihren Wagen aufgebrochen hatte, wusste durch ihre Visitenkarten, wo sie wohnte und war möglicherweise auch nur daran interessiert.
    „Haben Sie den Wagen hier abgestellt, im Halteverbot?“
    „Es war ein Notfall.“
    „Soso, ist es das nicht immer?“ Der andere Polizist musterte sie mit fragendem Blick. Ein unsympathischer Kerl mit glatt gekämmten Haaren und arroganter Miene.
    „In diesem Fall hätte so mancher den Abschleppwagen vorgezogen.“
    Sophie schluckte eine unhöfliche Bemerkung hinunter. Ihr war nicht nach dummen Scherzen zumute und schon gar nicht, wenn sie aus dem Mund eines schmierigen Kerls kamen.
    „Ich rufe einen Wagen für Sie“, bot der freundlichere der beiden Beamten an.
    „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Sophie mied den abwertenden Blick seines Begleiters.
    Kaum war der Kollege im Wagen verschwunden, kam der Kerl auf sie zu, drehte eine Runde um den Citroën und blieb vor Sophie stehen. „Sieht nach einer Warnung aus.“
    Sie schaute zu ihm hoch, er lächelte, musterte sie von Kopf bis Fuß. Sein durchdringender Blick verunsicherte sie, weckte innere Unruhe. Er trat noch einen Schritt näher.
    „Die Show, vorhin auf dem Friedhof …“ Er strich mit der Zunge über seine Lippen.
    Sophie suchte den Blick des zweiten Beamten.
    „Er wird dir nicht helfen.“
    Der Polizist schnaubte, machte eine Handbewegung, die den Kopf des Begleiters auf das Armaturenbrett kippen ließ. Sophie erkannte die beiden Male am Hals des Mannes. Verdammt, es war ein Blutsklave oder Blutwirt. Ein Mensch, der einem Vampir als Nahrungsquelle diente, allmählich in eine Abhängigkeit zu dem Parasiten geriet und seinen Befehlen folgte. Ihr Vater hatte sie ebenso gejagt wie Vampire, jedoch nicht getötet, sondern der Läuterung, einer Art Exorzismus unterzogen. Hierfür gab es in den meisten Quartieren der Jägerorden Zellen.
    Die Hand des Mannes wanderte an ihren Hals. Sie wollte zurückweichen, doch eine unsichtbare Kraft hielt

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