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Blutjägerin (German Edition)

Blutjägerin (German Edition)

Titel: Blutjägerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
Vom Netzwerk:
gut kannten Sie meinen Vater?“, fragte sie den Bestatter.
    „Vor sehr langer Zeit habe ich für ihn gearbeitet“, sagte Julius mit gedämpfter Stimme und blinzelte. „Wir waren gute Freunde, und als ich aufhörte, für ihn zu arbeiten, half er mir, mein Unternehmen aufzubauen. Das Co. in den Firmierung steht für Ihren Vater.“
    „Oh. Das wusste ich nicht.“ Er hatte ein Unternehmen? Wieder eines dieser Dinge, die er ihr verschwiegen hatte. Vielleicht gabes doch einen Nachlass, der nun auch noch geregelt werden musste? Sophie stöhnte innerlich. Welche Überraschungen warteten noch auf sie?
    „Seine Anteile werden in Ihren Besitz übergehen“, fügte Julius seiner Erklärung hinzu und beantworte damit ihre Frage.
    „Und die vielen Menschen hier? Ich dachte immer, mein Vater sei ein Einzelgänger.“ Sie blickte in zahlreiche Gesichter, zumeist ältere Männer jenseits der Fünfzig, die Grüppchen bildeten und sich mit ernsten Gesichtern unterhielten.
    „Das konnte man meinen.“ Julius lächelte. „Aber Ihr Vater war in seinem Gewerbe ein bekannter Mann. Viele suchten seinen Rat. Es ist wie ein Netzwerk, fern des modernen Internets, das er über Jahrzehnte aufgebaut hat und dessen Existenz nur in den engsten Kreisen bekannt ist. Es war schwer, sie zu überzeugen, herzukommen. Für unsere Feinde wäre diese Beerdigung ein willkommenes Fressen.“
    Und für Sophie waren Julius Worte schwer zu glauben.
    „Ich denke, er hat Sie um Ihrer Sicherheit willen nicht eingeweiht. Seien Sie ihm deswegen bitte nicht böse.“ Er pausierte, beugte sich Sophie entgegen und flüsterte so leise, dass Dora und Meike, die ein paar Schritte abseitsstanden, es nicht verstehen konnten. „Sie müssen wissen, er zweifelte immer daran, ob es der richtige Weg war, Sie zu einer Jägerin auszubilden. Sie haben ihm mit Ihrer Entscheidung, Ihren eigenen Weg zu gehen, vieles erleichtert.“ Julius kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß noch nicht einmal, ob ich Ihnen alles erzählen soll, aber ich denke, als seine Erbin haben Sie ein Recht darauf.“
    „Wie haben Sie von seinem Tod erfahren?“
    „Von Wilhelm Wiesenburg.“
    „Sie wissen, wo er steckt?“ Seine Worte ließen Sophie für den Moment alles um sie herum vergessen.
    Julius nickte.
    „Ich muss ihn dringend sprechen.“
    „Wegen des Videos, wie ich vermute?“
    Julius’ Wissensstand faszinierte und beunruhigte sie zugleich. „Sie sind tatsächlich gut informiert.“
    „Wie ich bereits sagte, es ist ein Netzwerk, auch wenn nur mehr ein Bruchteil übrig ist.“ Ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Mit Ihrem Vater ist jemand von uns gegangen, der es verstanden hat, dieses Netzwerk zu einen.“
    „Könnten Sie Wilhelm bitten, heute Abend ins Hauptquartier zu kommen?“
    „Ich werde ihn in Kenntnis setzen, und wenn Sie wünschen, bitte ich auch Herrn Seewald, Sie anzurufen. Er ist der Anwalt Ihres Vaters.“
    „Danke.“ Wenn sie anfangs gezweifelt hatte, war sie nun froh, auf ihn getroffen zu sein und seine Hilfe gab ihr die Hoffnung, mehr über den Tod ihres Vaters zu erfahren als der Obduktionsbericht verriet. Sie glaubte nicht, dass er ein schwaches Herz hatte. Das hatte er nie durchblicken lassen.
    „Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu helfen.“
    In diesem Moment gesellte sich Dominik zu ihnen. „Guten Tag Sophie, hallo Franz. Wie ich sehe, habt Ihr euch bereits kennengelernt.“
    Herr Julius nickte, doch sein Lächeln wirkte aufgesetzt. Es schien, als entschwinde mit Dominiks Auftritt die Herzlichkeit aus der Unterhaltung, ersetzt durch formale Etikette. Es sah aus, als wären Dominik und Franz Julius keine Freunde.

     
    Die Anzahl der am Friedhof versammelten Gesellschaft übertraf Jonathan Firenzes kühnste Erwartungen. Er erkannte viele Gesichter wieder, die er seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte und deren Adressen nachzuforschen nahezu unmöglich war. Es gab keine Aufzeichnungen über die Identität der Jägerorden-Mitglieder, da sie ihr Wirken geheim hielten. Deshalb war er auf Richters Netzwerk angewiesen. Nur dumm, dass dieser alte Spinner ihm jegliche Zusammenarbeit verweigert hatte.
    Nun lag es an ihm, die Beerdigung zu nutzen, Richters Kontakte zu den seinen zu machen. Er musste die Jäger nach Venedig locken, um ihnen seine Pläne vorzustellen. Nur so konnte er sie überzeugen, ihm zu folgen. Mit Richters Tod hatte das Netzwerk, zu dem auch sein Orden vor langer Zeit Zugang gehabt hatte, seinen Kopf verloren. Es war Jonathans große Chance,

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