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Blutjägerin (German Edition)

Blutjägerin (German Edition)

Titel: Blutjägerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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führte, war groß, trug einen blonden Kurzhaarschnitt und sein durchtrainierter Körper unterschied ihn auffällig von den alten Männern. Er erinnerte Gerald an jemanden. Vielleicht irrte er sich auch und es war der Sohn oder ein Enkel des Mannes, an den er Gerald dachte. Ein Mitglied des Firenzeordens, jemand, der aussah wie Jonathan Firenze. Allerdings war das unmöglich, denn er war tot. Ebenso wie sein Vater und der Rest des Firenzeordens. Er hatte Jonathan Firenzes Leiche vor mehreren Jahren in einem Leichenschauhaus auf dem Festland Venedigs gesehen, nachdem Romain ihn getötet hatte.
    Gerald konzentrierte sich. Er schloss die Augen, alle Sinne darauf gebündelt, in den Geist dieses Mannes einzudringen. Etwas hinderte ihn. Es war wie ein leerer Raum, in den Gerald vordrang. Er erfasste Dunkelheit und das Rauschen eines Sturmes, ehe ihn ein schneidender Schmerz aus Jonathan Firenzes Kopf vertrieb.
    Gerald riss die Augen auf, bemerkte, wie Jonathan Firenze einen Augenblick zu lang in seine Richtung starrte, ehe er sich wieder den Gästen zuwandte. Gerald griff sich an die brennenden Schläfen. Was zum Henker war das? Kaum ein Mensch war in der Lage, einen Vampir zu hindern, in den Geist einzudringen. Bei Jonathan Firenze hingegen war es so, als würde ihn etwas davor schützen. Ähnlich verhielt es sich bei Blutsklaven, aber dafür agierte der Mann zu überzeugt und selbstständig. Irgendetwas war hier faul.

     
    „Sophie, hast du einen Moment?“, fragte Dominik.
    Beim Einzug in die Kirche war er kurz verschwunden und nun kam er mit einem großen, blonden Mann im Schlepptau auf sie zu. Sophie nickte und wandte sich vom Grab ab. Herrgott, warum gönnte ihr niemand einen Moment der Ruhe? Nur einen Augenblick. Sie schluckte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie hatte gedacht, am Grab ihres Vaters fast allein zu sein und nicht von einer Menschenmenge umgeben. Auf diese Truppe war sie innerlich nicht eingestellt.
    Der Fremde zeigte ein herzförmiges Gesicht mit markanten, durchaus attraktiven Zügen. Volle Lippen, deren Rot sich aus dem blassen Gesicht abhob, eine scharfkantige Nase und blonde Augenbrauen. Sophie schätzte ihn auf Anfang, höchstens Mitte dreißig. Obwohl der Mann, während er sich ihr näherte, auf Freundlichkeit und Mitgefühl bedacht war, wirkte sein Auftreten unsympathisch und gekünstelt.
    „Darf ich dir Jonathan Firenze vorstellen?“, fragte Dominik. „Er war ein guter Freund deines Vaters und würde gerne ein paar Worte mit dir wechseln.“
    „Natürlich.“ Nicht … hätte sie gern angefügt. Doch wie konnte sie einem guten Freund ihres Vaters das Wort verwehren?
    „Mein Beileid.“ Der Mann schüttelte ihr kräftig die Hand.
    „Vielen Dank für Ihr Mitgefühl.“ Mit dieser Worthülse und einem Schritt zurück, versuchte sie das Gespräch auf Distanz zu halten. Jonathan schien ihre Signale jedoch nicht zu verstehen. Er trat sogar noch näher und flüsterte in ihr Ohr.
    „Verzeihen Sie meine Aufdringlichkeit, aber werden Sie den Orden Ihres Vaters übernehmen?“
    Sie wusste nicht, woran es lag, aber alles an diesem Mann wirkte wie eine Fassade. Als sei sein freundliches Gesicht nur aufgemalt und die Haare aus Kunstfasern aufgesetzt. „Diese Frage kann ich Ihnen noch nicht beantworten.“ Sie wich einen weiteren Schritt zurück. „Es gibt im Moment zu viele andere Dinge, die geklärt werden müssen.“
    „Natürlich, ich bitte nochmals um Verzeihung“, sagte er mit erneut gedämpfter Stimme. „Es ist nur … sollten Sie sich für das Erbe entscheiden, möchte ich Sie schon bald nach Venedig zu einer Versammlung der Orden einladen. Es wäre mir eine Ehre, die Tochter eines so großen Jägers in meinen bescheidenen Hallen zu empfangen.“
    Er griff in eine Tasche, zog eine laminierte Visitenkarte hervor und reichte sie Sophie. Widerwillig nahm sie die Karte an, versuchte, ihre Abneigung zu verbergen. Er gab ihr keinen Grund, unhöflich zu sein.
    „Lassen Sie mir ein paar Tage Zeit. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, ich möchte mich vor dem Leichenschmaus noch etwas zurückziehen.“
    „Natürlich.“ Jonathan verneigte sich wie ein Theaterschauspieler und verschwand mit Dominik in der Menge.
    „Komischer Kerl“, flüsterte Julius. Er musste dem Gespräch gelauscht haben und kam näher.
    „Kennen Sie ihn?“ Sie beobachtete Jonathan, wie er aus einer Gruppe auftauchte und ihr einen Blick zuwarf.
    Julius schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich erinnere mich an

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